Glasfaserausbau: Noch mehr FTTH-Anschlüsse für Berlin
Auch wenn viele Berliner Haushalte bereits über den Kabelanschluss Highspeed Internet beziehen können, ist die Hauptstadt für Glasfasernetzbetreiber attraktiv. Viele Haushalte auf wenig Raum reduzieren die Ausbaukosten und erhöhen das Kundenpotenzial. Inzwischen liegen dem Land Berlin die Zusagen von elf Telekommunikationsunternehmen für 3,5 Millionen Glasfaseranschlüsse vor – für 2,2 Millionen Haushalte. Der Überbau ist also vorprogrammiert.
Zu den ausbauenden TK-Unternehmen gehört auch Tele Columbus mit der Marke Pyur. Der Kabelnetzbetreiber versorgt bereits über eine Million Berliner Haushalte und will in den nächsten Jahren sein Glasfasernetz auf 50.000 Kilometer verlängern. Geplant ist die Verlegung der Glasfaser bis in die Gebäude (FTTB). Dort, wo Tele Columbus Vereinbarungen mit den Immobilienbesitzern abgeschlossen hat, wird die Glasfaser bis in die Wohnungen verlegt (FTTH).
Tele Columbus hat mit der Wohnungsgenossenschaft Lichtenberg (WGLi) vereinbart, FTTH-anschlüsse für die 10.000 Berliner Haushalte der Genossenschaft zu bauen
Foto: Tele Columbus, Melanie Zabel
Eine solche Vereinbarung hat Tele Columbus mit der Berliner Wohnungsgenossenschaft Lichtenberg geschlossen. Die rund 10.000 Haushalte der Genossenschaft erhalten bereits über ein FTTB-Netz von Tele Columbus Fernsehen, Internet und Telefonie. Bis 2029 sollen die Gebäude mit FTTH ausgebaut werden. Das Netz wird dann auch für Dienste von Drittanbietern geöffnet (Open Access).
Telekom kooperiert mit Spezialisten für Gebäudenetze
OXG, das Joint Venture zwischen Vodafone und dem Investor Altice, will in den kommenden Jahren 900.000 Berliner Haushalte mit FTTH-Anschlüssen versorgen. Dafür investiert das Unternehmen über eine Milliarde Euro. Der Startschuss soll im Bezirk Tempelhof-Schöneberg fallen. Während OXG das Netz baut und betreibt, sorgt Vodafone für die Vermarktung der Dienste. Später sollen auch weitere Anbieter das Glasfasernetz nutzen können.
Michael Jungwirth, Mitglied der Geschäftsleitung von Vodafone Deutschland, zeigt Berlins Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey eine Glasfaser, bevor sie gespleißt wird
Foto: Vodafone, OXG, Daniel Hofer
Die Deutsche Telekom ist bereits seit geraumer Zeit in Berlin aktiv. Nun hat sie weitere Anschlüsse in den Reinickendorfern Ortsteilen Borsigwalde, Waidmannslust und Wittenau sowie im Spandauer Ortsteil Wilhelmstadt und in Pankow-Wilhelmsruh angekündigt. Insgesamt sollen davon über 27.500 Privathaushalte und 625 Unternehmen profitieren. Des Weiteren kooperiert das Unternehmen mit der Berliner Wohnungsbaugenossenschaft Wuhletal, um bis 2026 rund 3000 Haushalte mit Glasfaseranschlüssen zu versorgen.
Die besondere Herausforderung am Glasfaserausbau in Großstädten ist die "Netzebene 4", die Gebäudeverkabelung. Wo welche Kabel in den Gebäuden verlaufen, ist höchst unterschiedlich. Hinzu kommen Vorschriften, etwa für den Brandschutz, mit denen die Glasfasernetzbetreiber ansonsten weniger zu tun haben. Deshalb kooperiert die Telekom mit der Antec Servicepool GmbH. Das Unternehmen aus Hannover hat sich auf den Bau von Hausverteilanlagen spezialisiert. Geplant ist, dass durch die Vereinbarung rund 70.000 Haushalte kostenfrei einen Glasfaseranschluss erhalten. Gemäß dem Open-Access-Prinzip sollen auch andere Diensteanbieter als die Telekom über die neuen Hausverteilnetze ihre Produkte anbieten.
Westconnect und Greenfiber setzen Open Access in der Praxis um
Open Access wird auch in Bad Oeynhausen umgesetzt. Die Westconnect gewährt der Greenfiber Zugriff auf ihr Glasfasernetz in dem Kurort. Das neue Kundenpotenzial erlaubt es der Greenfiber, ihre Ausbauvorhaben in Bad Oeynhausen weiter umzusetzen. Insgesamt profitieren nach Angaben von Greenfiber mehrere Tausend Kunden von der Kooperation – nicht nur in Bad Oeynhausen. Auch in Hüllhorst können durch die Zusammenarbeit weitere Adressen an das Glasfasernetz angeschlossen werden.
Westconnect und Greenfiber unterzeichneten einen Kooperationsvorvertrag, der den weiteren Ausbau von Glasfasernetzen in Bad Oeynhausen und Umgebung regelt
Foto: Westconnect
Von Greenfiber zu Unsere Grüne Glasfaser (UGG): Das Unternehmen hat mit der Stadt Herzogenrath eine Kooperation für den Glasfaserausbau geschlossen. Das Joint Venture von Allianz und Telefónica Deutschland baut und betreibt das Netz, bietet aber keine eigenen Dienste an. Dafür öffnet UGG das Netz Drittanbietern. Darüber hinaus stellte UGG Anfang März 2024 in Hemer zwei zentrale Hauptverteiler, Points of Presence (PoP), auf. Ab dem Frühjahr sollen dann in der Gemeinde im Sauerland die Bagger kommen.
Wenn mehr Glasfaseranschlüsse gebaut werden als es Haushalte gibt, spricht man von Überbau. Der ergibt volkswirtschaftlich wenig Sinn und ist den Telekom-Wettbewerbern ein Dorn im Auge. Auch die Politik spricht sich für Open Access statt Überbau aus.