Editorial: Gewinn nur mit Komponenten!?
Halbleiter und Displays sind derzeit Samsungs große Gewinnbringer
Bild / Logo: Samsung, Montage: teltarif.de
Samsung hat schon kurz nach Ablauf des
zweiten Quartals für dieses einen Rekordgewinn von über
10 Milliarden Euro angekündigt.
Auch wenn die nach dem Note-7-Debakel dank des problemfreien
Starts des Galaxy S8
wiedererstarkte Handysparte zum guten Ergebnis beigetragen hat:
Haupt-Gewinntreiber bei Samsung sind wohl die Smartphone-Komponenten,
allen voran Speicherchips, gefolgt von Displays. Bei der Handysparte
scheint es hingegen unterm Strich nur für einen kleinen Gewinn zu
reichen.
Mit Ausnahme von Apple wiederholt sich damit bei Smartphones eine Entwicklung, die es im PC-Markt schon lange gibt: Mit innovativen Komponenten, im PC-Markt sind das vor allem die Prozessoren (Intel) und Software (Microsoft), lässt sich sehr gutes Geld verdienen. Mit dem "Zusammenschrauben" dieser Komponenten zu PCs oder Smartphones wird hingegen, wenn überhaupt, nur noch eine geringe Marge erreicht. Die Ausnahme von dieser Regel ist Apple, die so gut wie keine Komponenten selber herstellen und auch die Produktion der Endgeräte zu großen Teilen an Auftragsfertiger outsourcen, aber dennoch hervorragende Margen erzielen.
Die Gründe, warum Samsungs Smartphone-Sparte nicht die Margen von Apple erreicht, sieht man ganz einfach, wenn man Preise bei Händlern vergleicht. Obwohl das Galaxy S8 etwa ein halbes Jahr "jünger" ist als das iPhone 7 kostet das S8 im MediaMarkt beispielsweise "nur" noch 599 Euro, das iPhone 7 wird hingegen weiterhin mit der Original-UVP von 759 Euro gelistet. Offensichtlich kann Apple seine hohen Preise besser am Markt durchsetzen als Samsung, denn MediaMarkt würde nicht den hohen Preis für das iPhone 7 ausrufen, wenn über andere Kanäle eine große Zahl von Geräten zu einem deutlich günstigeren Preis verkauft werden würde.
Mangel an Speicher
Halbleiter und Displays sind derzeit Samsungs große Gewinnbringer
Bild / Logo: Samsung, Montage: teltarif.de
Bei Flash-Speicher steigt der Bedarf der Nutzer hingegen derzeit
rapide: Smartphones, allen voran das zitierte iPhone, werden mit
immer mehr Speicher ausgeliefert, und auch bei PCs werden SSDs statt
herkömmlicher Festplatten immer beliebter. Letzteres liegt insbesondere
auch am rapiden Preisverfall von SSDs. Doch dank Fortschritten
in der Herstellung von Flash-Speichern, insbesondere der Verwendung
immer kleinerer Strukturbreiten, und einfach der Skaleneffekte
aufgrund immer höherer Stückzahlen, sinken die Fertigungskosten
der Speicherchips noch schneller als die Endkundenpreise. Und so
verbleibt immer mehr Gewinn bei den führenden Speicherchip-Herstellern,
allen voran Samsung.
Auch für Samsungs Displaysparte, dem zweiten Gewinntreiber, gibt es gute Nachrichten: Hartnäckig halten sich die Gerüchte, dass das kommende iPhone 8 bzw. iPhone Edition mit einem OLED-Display kommen wird. Selbst, wenn dieses anders als anfangs angekündigt wohl nicht abgerundet sein wird, ist wohl Samsung der von Apple gewählte Hersteller. Im kommenden Jahr könnten sogar alle neuen iPhone-Modelle mit OLED-Displays ausgestattet sein.
Für die Verbraucher sind hohe Margen immer zweischneidig: Oft resultieren sie daraus, dass einzelne Hersteller hohe Innovation erreichen und bei ihren Produkten massive Verbesserungen erzielen. Als Beispiel sind bereits die Flash-Chips genannt, die aufgrund der hohen Speichergeschwindigkeiten von vielen Verbrauchern inzwischen den klassischen Festplatten vorgezogen werden. Auch Displays wurden in den letzten Jahren immer brillanter und farbtreuer. Auf der anderen Seite können hohe Margen aber auch ein Zeichen für Monopole sein. Die Verbraucher zahlen dann mangels Alternativen einen hohen Preis. Die Betriebssysteme von Microsoft sind schon seit mehreren Generationen nicht sonderlich beliebt. Trotzdem wird, der Kompatibilität wegen, weiterhin Windows gekauft, was Microsoft einen Rekordgewinn nach dem nächsten beschert.
Dort, wo es ausreichend Konkurrenz gibt, ob nun bei Android-Smartphones oder Windows-PCs, dort fallen hingegen die Preise zur Freude der Verbraucher. Samsung wird daher mit der Smartphone-Sparte wahrscheinlich auch in Zukunft keine großen Gewinne einfahren. Dennoch dürfte keine Gefahr bestehen, dass Samsung künftig die Smartphone-Produktion einstellt: Schließlich macht Samsung indirekt über die Komponenten, ob nun Speicherchips, Prozessoren, Displays oder Akkus, mit ihren Smartphones genügend Gewinn!