Vorsicht

Gefahren von sozialen Netzwerken

Mobbing, Rufmord und Identitätsdiebstahl - wie Sie sich besser schützen können
Von Lars Hessling / Paulina Gesikowski

Was jedoch tun, wenn sich ein soziales Netzwerk als schädigend erweist und man von Störenfrieden geplagt wird? Soziale Netzwerke wie Facebook, Lokalisten oder die VZ [Link entfernt] -Netzwerke besitzen einen Verhaltenskodex, der auf den jeweiligen Portalen einsehbar ist. Die Nutzung einiger Netzwerke, wie Xing, StudiVZ und MeinVZ, ist erst ab einem Alter von 18 Jahren gestattet, so dass der Betreiber von einem vernünftigen Verhalten und verantwortungsbewussten Umgang mit privaten Daten auf den Portalen ausgehen kann. Bei Verstößen gegen diesen Verhaltenskodex werden Beiträge bis hin zu kompletten Profilen vom Anbieter entfernt. Dem User wird zudem in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen untersagt eine Neuanmeldung vorzunehmen.

Bei einem Diebstahl der eigenen Identität ist unverzüglich das entsprechende Portal zu benachrichtigen. Sofern man sich mit einem Personalausweis ausweisen kann, wird das Profil mit der gestohlenen Identität gelöscht. Man kann jedoch nicht für andere User ein Fake-Profil vom Portal löschen lassen. Hierfür braucht das Netzwerk den Ausweis der geschädigten Person zur Identifikation.

AGB und Datenschutzrichtlinien sorgfältig lesen

Nach einem Ergebnis der Stiftung Warentest ist der Datenschutz in sozialen Netzwerken oft mangelhaft. Demnach sollten unbedingt vor der Anmeldung die Datenschutzbestimmungen des Portals gelesen werden. Obwohl die VZ-Netzwerke ihren Hauptfirmensitz in Großbritannien haben, unterliegen laut AGB alle VZ-Dienste dem deutschen Recht. Die Verbraucher-, Jugend- und Datenschutzrichtlinien sind hierzulande strenger als beispielsweise in den USA, nach welchem sich Facebook richtet.

Bei Zugriff auf die Netzwerke StudiVZ, MeinVZ sowie SchuelerVZ werden zum Beispiel Informationen automatisch in Protokolldateien für sechs Monate gespeichert, analysiert und ausgewertet. Das Netzwerk räumt sich auch das Recht ein, zum Beispiel Cookies für das Sammeln und Bewerten von Informationen einzusetzen. Die VZ-Netzwerke bieten ihren Nutzern die Möglichkeit, personalisierte Werbung und damit einhergehend die Weitergabe der persönlichen Daten an Werbepartner in den Einstellungen zu verweigern. Zu beachten ist, dass bei einer Neuanmeldung alle persönlichen Daten für alle Mitglieder des Netzwerks sichtbar sind. Die Voreinstellungen für die Privatsphäre sollten unbedingt als erstes angepasst werden.

Facebook besitzt Bestimmungen für Nutzer außerhalb der USA. Eine davon besagt, dass der Nutzer sich damit einverstanden erklärt, dass seine persönlichen Daten in die USA weitergeleitet und dort verarbeitet werden.

Privatsphäre Dritter achten

Über soziale Netzwerke können alte Freunde wiedergefunden und der Kontakt mit den aktuellen Freunden und Bekannten leicht gehalten werden. Statusmeldungen wie "Ich bin bis Sonntag im Urlaub" könnten von Kriminellen oder Kommentare wie "Habe immernoch nen Kater von der gestrigen Party" von der Personalabteilung des zukünftigen Arbeitgebers gelesen werden. Die Einsicht des eigenen Profils kann zwar eingeschränkt werden, jedoch herrscht teilweise eine "So-viele-Freunde-wie-möglich-Mentalität", so dass einige Informationen in die falschen Hände gelangen könnten. Profil eines sozialen Netzwerks Arbeitgeber recherchieren in sozialen Netzwerken
Foto: dpa - Bildfunk
Wählen Sie Ihre Kontakte mit Bedacht und häufen Sie nicht wahllos neue Freunde an ohne diese zu kennen. In der Kontaktliste können sich schnell Kriminelle, die erfahren wollen wann die Wohnung leer ist, oder Mitarbeiter einer Personalabteilung befinden.

Auch die Rechte anderer Personen sind nicht zu vernachlässigen. Vor der Veröffentlichung von Fotos und Videos, bei denen andere Personen im Mittelpunkt stehen, ist eigentlich die Erlaubnis der abgebildeten Personen einzuholen, was aber viele Nutzer nicht wissen. Jeder Mensch hat ein Recht an seinem eigenen Bild. Multimedia-Dateien sind jedoch schnell hochgeladen. Wie zuvor erwähnt kann es sein, dass obwohl Sie keinem Portal angehören, dennoch Fotos von Ihnen im Netz vorhanden sind. Dies macht es natürlich schwierig, den Überblick über veröffentlichte Daten im Internet zu behalten und zu kontrollieren. Sollten doch unerwünschte Fotos von Ihnen im Internet sein, können Sie den User auffordern sie zu entfernen. Bei sturen Fällen sollten Sie direkt an das Netzwerk herantreten und das Entfernen der Bilder fordern.

Mobile Nutzung bringt neue Risiken mit sich

Mit der wachsenden Beliebtheit von sozialen Netzwerken ist die Nachfrage nach einem einfachen und schnellen Zugang über das Mobiltelefon gestiegen. Handys und Smartphones mit den wichtigsten Social-Networking-Clients bzw. -Widgets sind bereits recht günstig zu kaufen. Eine Auswahl an günstigen und geeigneten Smartphones wurde von uns bereits vorgestellt. Einige User nutzen ihr Handy auch als Backup-Gerät für Bilder, persönliche Daten, Zugangscodes oder gar Geschäftsmails. Zwar praktisch alle nötigen Daten jederzeit abrufen zu können, jedoch können bei Verlust oder Diebstahl des Geräts ernsthafte Schäden entstehen. Um einem illegalen Gebrauch vorzubeugen, sollten Passwörter grundsätzlich nicht auf dem Mobiltelefon gespeichert werden - dies gilt natürlich auch für PCs und Netbooks. Zusätzlich sollten die Sicherheitseinstellungen des Geräts, wie PIN und Telefonsperre, verwendet werden, damit sich keine fremde Person in Ihr Xing- oder Facebook-Profil einloggen kann.

Fazit: Das Internet vergisst nichts

Gehen Sie wachsam und gewissenhaft mit Ihren Daten um. Überlegen Sie gegebenfalls zweimal, was Sie im Netz veröffentlichen möchten und nehmen Sie dabei Rücksicht auf Dritte. Auch wenn einige Portale versichern, sensible Daten nicht weiterzugeben - nicht einmal an Suchmaschinen - müssen Sie damit rechnen, dass Informationen, Bilder und Videos auch nach Jahren bei Suchmaschinen wieder auftauchen können. Grafik: Hinterlegte Persönliche Daten im Internet 2009/2008 Hinterlegte Persönliche Daten im Internet
Screenshot: mpfs
Zudem können Fremde unbemerkt Ihre Daten kopieren und speichern. Deswegen sollten sensible Daten wie Adresse oder Kontodaten nicht im Internet veröffentlicht werden, um einem Identitätsdiebstahl vorzubeugen. Wie eine Studie des Medienpädagogischen Forschungsverbunds Südwest (mpfs) zeigt, gehen besonders jüngere Nutzer sehr leichtsinnig mit der Preisgabe persönlicher Informationen um.

Umstritten bleibt die Wahl des Namen. Registriert man sich mit seinem richtigen und vollständigen Namen, ist man natürlich für alte Bekannte leichter auffindbar. Trotz aller Vorsicht ist man vor kriminellen Machenschaften nicht geschützt. Gehen Sie mit offen Augen durch das Internet und melden Sie gegebenfalls Auffälligkeiten dem Portal.

Bei allen Gefahren sollte man sich nicht grundsätzlich den sozialen Netzwerken verschließen. In der heutigen Zeit findet vor allem bei jungen Menschen ein großer Teil der Organisation im persönlichen Umfeld über solche Portale statt. Wer beispielsweise nicht an Studi- oder Schüler-VZ teilnimmt, dem entgehen unter Umständen Termine für Veranstaltungen wie beispielsweise Klassentreffen. Auch berufliche Kontakte werden immer häufiger über Social Networks geknüpft sowie gepflegt.

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