Streaming

Warner plant kostenlosen Streaming-Dienst

Den Rollout von HBO in Europa hat Warner bereits gestoppt, nun stellte der US-Medi­enkon­zern beim Earnings Call vor Inves­toren seine weitere Strea­ming-Stra­tegie vor. Dabei gab es auch eine uner­war­tete Über­raschung.
Von Björn König

Im Rahmen des Earnings Call zum zweiten Quartal hat der US-Medi­enkon­zern Warner Bros. Disco­very seine künf­tigen Pläne vor Inves­toren vorge­stellt. Wesent­liche Stra­tegie­wechsel betreffen dabei insbe­son­dere HBO Max, zudem steht auch der Launch eines kosten­losen und werbe­finan­zierten TV-Strea­mers im Raum.

HBO Max wird einge­stellt

Warner stellt die bishe­rige Strea­ming-Kern­marke HBO Max ein, in Europa wurde der Rollout bereits gestoppt. Alle betrof­fenen HBO-Inhalte werden im Sommer 2023 Teil einer gemein­samen Strea­ming-Platt­form mit Disco­very. Deren Name ist noch unbe­kannt, gleich­wohl steht aller­dings schon jetzt fest, dass die Brand "Disco­very" für den Medi­enkon­zern einen höheren Marken­wert als HBO hat. Gut möglich also, dass es bei Disco­very+ bleibt. Foto: Warner JB Perrette präsentierte Warners Streaming-Pläne
Foto: Warner
Mit dem kombi­nierten Strea­ming-Dienst peilt Warner Bros. Disco­very bis einschließ­lich 2025 rund 130 Millionen zahlende Nutzer an, was im aktu­ellen Wett­bewerbs­umfeld durchaus enga­giert ist. Nach dem offi­ziellen US-Start im Sommer werden dann mit Latein­ame­rika und Europa rasch weitere Märkte folgen. Auch ein Start in Deutsch­land ist offen­kundig bereits gesetzt, denn hier­zulande ist der Konzern glei­cher­maßen mit Disco­very+ aktiv. Dieser Dienst müsste dann nur noch um die non-fiktio­nalen Warner-Inhalte ergänzt werden, was frühes­tens nach Ablauf der bishe­rigen Lizenz­ver­träge mit Sky möglich ist.

Werbe­finan­ziertes Angebot

Die eigent­liche Über­raschung im Rahmen des Earnings Call war aber die Ankün­digung, zusätz­lich einen werbe­finan­zierten Strea­ming-Dienst gegen Amazon Freevee, Pluto TV & Co. ins Rennen zu schi­cken. Dieser dürfte dann auch Live-TV-Kanäle (FAST) enthalten. "Unsere Strea­ming-Stra­tegie hat sich im Laufe des letzten Jahres weiter­ent­wickelt und spie­gelt eher die Bedeu­tung von Strea­ming als die Abhän­gig­keit davon wider", sagte Warner Bros. Disco­very-CEO David Zaslav bei der Tele­fon­kon­ferenz des Unter­neh­mens und fügte hinzu, dass man einen kosten­losen Service einführen werde "sobald unser SVOD-Service fest im Markt etabliert ist".

Bis 2025 will Warner in der finalen Ausbau­phase mit Strea­ming Geld verdienen, bis dahin ist es aber augen­schein­lich noch ein weiter Weg, so verbuchte das Strea­ming-Geschäft einen Quar­tals­ver­lust von 1,5 Milli­arden US-Dollar. Diese Summe dürfte sich vor allem auf Restruk­turie­rungs­kosten sowie Anschub­inves­titionen zum Platt­form­aufbau und Inhalte beziehen, hier will Warner trotz anders lautender Medi­enbe­richte in Zukunft weiter Geld in die Hand nehmen.

Streit um DC-Inhalte

Kern der neuen Warner-Stra­tegie sind insbe­son­dere Inhalte von DC Comics. Konzern­chef Zaslav kündigte bereits an, hier zu Disneys Marvel-Universum aufschließen zu wollen. Dementspre­chend soll die Qualität aller Produk­tionen deut­lich erhöht werden. Die bereits abge­drehte "Batgirl"-Neuauf­lage mit Haupt­dar­stel­lerin Leslie Grace genügte diesem Anspruch wohl nicht, weshalb das Studio eine Veröf­fent­lichung gestri­chen hat.

Der Umbau von Warner Bros. Disco­very nimmt aktuell viele Ressourcen in Anspruch, wie auch Strea­ming-Chef JB Perrette unter­strich: "In den kommenden Monaten gibt es viel zu tun", so Perrette. "Wir sind entschlossen, es richtig zu machen, was ein wenig Zeit in Anspruch nehmen wird". Die stra­tegi­sche Neuaus­rich­tung von Warner Bros. Disco­very hat glei­cher­maßen das deut­sche Geschäft erfasst. Diese Einheit wird mitt­ler­weile von Hannes Heyel­mann geleitet, welcher als EVP und General Manager in der Münchener Warner-Depen­dance aufge­rückt ist.

Warner Bros. Disco­very streicht Europa-Budget zusammen

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