Telekom und Cellnex legen Funktürme zusammen
Die Deutsche Telekom und das Unternehmen Cellnex bringen ihre (niederländischen) Funktürme in eine gemeinsame Gesellschaft ein
Foto: Deutsche Telekom
Im Wirtschaftsleben finden mitunter Vorgänge statt, die sich im Privatleben nur schwer verstehen lassen. Wir versuchen, es verständlich zu machen.
Die Deutsche Telekom und das Unternehmen Cellnex haben eine Zusammenlegung des Funkturmgeschäfts in den Niederlanden vereinbart. Zugleich werden sie "Anker-Investoren" in einem neu gegründetem Infrastrukturfonds.
Der Reihe nach: Die Deutsche Telekom AG und die Firma Cellnex Telecom S.A. (Cellnex) haben eine Vereinbarung unterzeichnet, nach der sie ihre jeweiligen Mobilfunk-Infrastrukturgesellschaften in den Niederlanden in der Cellnex Netherlands B.V. (Cellnex NL) zusammenführen.
T-Mobile Infra BV betrieb holländische Sendemasten
Die Deutsche Telekom und das Unternehmen Cellnex bringen ihre (niederländischen) Funktürme in eine gemeinsame Gesellschaft ein
Foto: Deutsche Telekom
Bisher hat die Deutsche Telekom in der Gesellschaft "T-Mobile Infra BV" ihr Funkturm-Geschäft in den Niederlanden mit rund 3150 Mobilfunk-Masten und Dach-Standorten betrieben. Die Firma Cellnex NL, die zum weltweit aktiven Cellnex Konzern gehört, bringt 984 Mobilfunkstandorte mit.
Die neue vergrößerte Gesellschaft wird mit rund 4310 Standorten einschließlich der geplanten Neubauten von 180 Standorten dann die "größte unabhängige Funkturm-Gesellschaft in den Niederlanden" sein und kann eine hervorragende geographische Abdeckung bieten.
Im Rahmenvertrag ist festgelegt, dass die niederländische Telekom-Tochter T-Mobile NL auch künftig vollständigen Zugang zur ihren (mitgebrachten) Sendetürmen und Standorten behält. Das ist in einer langjährige Service-Vereinbarung zu marktüblichen Konditionen festgelegt.
Extra neue Gesellschaft gegründet
Und so läuft dieser Mega-Deal ab: In einem ersten Schritt überträgt die Deutsche Telekom ihre holländische Tochter "T-Mobile Infra" an eine neu gegründete und unabhängig gemanagte Fondsgesellschaft, die Digital Infrastructure Vehicle (DIV) heißt.
Für den "Verkauf" an DIV bekommt die Deutsche Telekom 250 Millionen Euro in bar (= cash) und eine Beteiligung an der neuen Firma DIV im Wert von 400 Millionen Euro. Der Geschäftspartner Cellnex hat seinerseits einen Beitrag von 200 Millionen Euro zur neuen DIV zugesagt.
In einem zweiten Schritt übergibt DIV die von T-Mobile Infra erhaltenen Turmstandorte an die Cellnex NL. Dafür bekommt die DIV im Gegenzug rund 38 Prozent Anteile an der Firma Cellnex NL.
Weitere Investoren an Bord und europaweite Infrastruktur Projekte
Neben den "Anker-Investoren" Deutsche Telekom und Cellnex wird die Firma DIV für andere institutionelle Investoren geöffnet. Die Deutsche Telekom beabsichtigt, nach Beteiligung solcher weiteren Dritt-Investoren immer noch rund 25 Prozent an dem DIV-Fonds zu halten.
Dieser DIV-Fonds will sich europaweit auf Investitionen in digitale Infrastruktur-Projekte in den Bereichen Glasfaser, Mobilfunk-Standorte und Datenzentren konzentrieren. Das Ziel sind "attraktive risiko-adäquate Renditen" für die Investoren zu erwirtschaften.
Diese neue Firma DIV soll durch ein Team aus Investment- und Kapitalmarkt-Experten unter Leitung von Vicente Vento unabhängig geführt werden. Herr Vento ist Co-Gründer der Deutschen Telekom Capital Partners (DTCP).
Alle sind glücklich
Die Beteiligten sind voll des Lobes: „Die Vereinbarung mit Cellnex unterstreicht den hohen Wert passiver Mobilfunk-Infrastruktur. Wir schaffen eine führende Funkturm-Gesellschaft in den Niederlanden, die Synergien erschließen und unseren 5G-Ausbau beschleunigen soll. Gleichzeitig eröffne die Firma DIV einen "innovativen Weg zur Finanzierung von Telekommunikationsinfrastruktur in Partnerschaft mit institutionellen Investoren,“ freut sich Telekom Chef Tim Höttges.
„Die Corona-Krise hat gezeigt: Stabile breitbandige Verbindungen sind essenziell für die Kommunikation der Menschen, beruflich wie privat. Deshalb verstärken wir unser Engagement in der digitalen Infrastruktur in Europa noch einmal.“
Wenn alles in trockenen Tüchern ist, wird die übrig bleibende Firma "T-Infra B.V." ohne Besitztümer "entkonsolidiert". Bisher hatte das Unternehmen Infra einen Umsatz von rund 60 Millionen Euro sowie ein bereinigtes EBITDA AL (Verdienst vor Steuern und Abschreibungen nach Leasing) von rund 30 Millionen Euro pro Jahr erzielt.
Die Sache mit dem Auto
Wir versuchen es, einfacher zu erklären: Sie haben ein Auto. Das ist nicht mehr so gut in Schuss und bräuchte ein paar Reparaturen, neue Reifen und so weiter. Nun gründen Sie eine Firma und geben Ihr Auto an diese Firma. Gleichzeitig laden Sie andere Geldgeber ein, in diese Auto-Firma Geld zu stecken. Im Gegenzug mieten Sie Ihr ehemaliges Auto von dieser Firma zurück, wenn Sie es brauchen. Die neue Auto-Firma kann ihr Auto zwischendurch aber auch anderen Fahrern vermieten, verspricht sich davon einen Verdienst (Rendite).
Sie sind glücklich, denn Sie bekommen für Ihr altes Auto auf Anhieb relativ viel Geld und können das Geld in andere Projekte stecken. Sie müssen aber monatlich jetzt Miete bezahlen, können den Mietvertrag aber auch bei Nichtmehrgefallen kündigen.
Türme besser vermietbar?
Zurück zu den Funktürmen: Die Investoren in Funktürme erhoffen sich, diese Funktürme auch an andere Firmen vermieten zu können, die bei den ursprünglichen Besitzern (z.B. Telekom) nie gemietet hätten.
Verschiedene Turmgesellschaften aktiv
Neben der Deutschen Funkturm Management Gesellschaft (DFMG) der Telekom, sind die Vantage Towers der Vodafone Gruppe und die Firma Telxius (Telefónica SA Spanien) aktiv, aber auch kleinere und größere "unabhängige "Anbieter" wie American Towers (eine Investment Stiftung "REIT"), die ihre Türme liebend gern an Mobilfunker, Betriebsfunker und andere Funkanwender vermieten wollen, sofern die bereit sind, die teilweise gesalzenen Miet-Preise zu bezahlen.
Die Deutsche Telekom bietet mit MagentaMobil Try&Buy einen komplett kostenlosen Mobilfunkvertrag an. Dieser endet nach drei Monaten automatisch. Details dazu lesen Sie in einer weiteren News.