"Digitale Dorflinde": WLAN-Förderprogramm wird verlängert
Wer auf dem Land lebt oder früher gelebt hat, kennt vielleicht noch die Dorflinde. Ein alter Baum im Ortszentrum, wo sich die Einwohner getroffen und Neuigkeiten ausgetauscht haben. Vielleicht stand dort auch ein Gasthaus, vielleicht mit Biergarten. Heute dürften Gasthaus und Biergarten hoffentlich mit WLAN (falls es nicht längst "richtigen" 4G/5G-Mobilfunk gibt) versorgt sein.
Hessische Landesregierung fördert Digitale Dorflinde
Das Bundesland Hessen fördert öffentliche WLAN-Hotspots.
Grafik: Digitalministerium Hessen
Die hessische Landesregierung hatte ein Förderprogram für den Auf- und Ausbau von öffentlich zugänglichen WLAN-Zugriffspunkten aufgelegt und das Programm „Digitale Dorflinde“ getauft. Das war ziemlich erfolgreich, deswegen wird es jetzt erneut verlängert.
Seit dem Förderstart der „Digitale Dorflinde – WLAN-Förderung für hessische Kommunen“ im Jahre 2018 hätten schon mehr als 200 hessische Kommunen einen Zuwendungsbescheid erhalten, also nahezu jede zweite Kommune in Hessen. Insgesamt seien so bis Ende 2021 von der Hessischen Landesregierung 2184 Hotspots mit einer Gesamtsumme von mehr als 2,15 Millionen Euro bewilligt worden.
„Auf diesen Erfolgen möchten wir aufbauen. Denn die Bereitstellung von öffentlich zugänglichen WLAN-Zugriffspunkten schafft einen echten Mehrwert für die hessischen Bürgerinnen und Bürger und mit ihnen für zahlreiche Touristinnen, Touristen oder Gäste“, erklärt die hessische Digitalministerin Kristina Sinemus. „Da die Nachfrage unserer Kommunen nach wie vor ungebrochen groß ist, haben wir entschieden, dieses Erfolgsprogramm bis zum 31. August 2022 zu verlängern.“
Förderregeln bleiben
Mit der nun erfolgten Verlängerung wurden die bisherigen Förderregelungen beibehalten. Sofern der Landtag den Haushalt 2022 absegnet, werden daher weitere Bewilligungen bis zum Sommer 2022 möglich sein. Die Förderquote beträgt dabei "bis zu 90 Prozent" der zuwendungsfähigen Ausgaben, pro Hotspot können maximal 1000 Euro gefördert werden. Pro Kommune sind maximal 20 Hotspots förderfähig. Auch das "unkomplizierte" Antrags- und Bewilligungsverfahren soll beibehalten werden: „Leitlinie unseres Handelns sind nach wie vor die Bedürfnisse der hessischen Kommunen. Die Beibehaltung des sehr schlanken und unbürokratischen Förderprozesses wird daher auch in Zukunft ein zentraler Faktor sein“, findet Sinemus. „Parallel zu der nun vorgenommenen Verlängerung haben wir eine Abfrage bei den hessischen Kommunen initiiert. Ziel ist es, deren Erfahrungen und Hinweise gezielt in unsere Überlegungen für eine etwaige erneute Fortführung der WLAN-Förderung einbeziehen. Ich lade daher noch mal alle Kommunen dazu ein, an der Umfrage teilzunehmen.“
Der Hintergrund
Die Förderung öffentlicher WLAN-Infrastrukturen sieht die Landesregierung als "wichtige Säule der Gigabitstrategie für Hessen". Ursprünglich war das Programm „Digitale Dorflinde“ nur von September 2018 bis Ende 2019 geplant gewesen. Aufgrund der "anhaltend positiven Resonanz", sprich des großen Erfolgs, wurde das Programm mehrfach verlängert.
Wie kommt man ans Geld?
Eine Gemeinde kann also Fördermittel beantragen, um im Ort z.B. in einem Gebäude der Verwaltung oder drumherum einen WLAN-Hotspot einzurichten. Dort können sich dann anwesende Besucher kostenlos einloggen und im Internet surfen. Die möglichen Geschwindigkeiten hängen von den örtlichen Gegebenheiten ab und wie viele Nutzer schon vor Ort im Netz aktiv sind.
Wo gibt es die nächste Dorflinde?
Wer die nächste "digitale Dorflinde" suchen oder sich über die Fördermöglichkeiten informieren möchte, kann sich die eigens dafür eingerichtete Webseite Hessen WLAN anschauen. Dort gibt es eine interaktive Landkarte, auf der die nächsten Standorte zu finden sind.
Eine Einschätzung (von Henning Gajek)
WLAN für daheim ist sinnvoll, in privaten oder öffentlichen Gebäuden sicher auch eine Idee, weil der klassische öffentliche Mobilfunk (also Telekom, Vodafone, o2 oder künftig auch 1&1) da oft nicht richtig hinein kommt.
(Öffentliches) WLAN verwendet Frequenzen meist bei 2,4 GHz (seltener bei 5 GHz), die daneben noch für Babyüberwachungsanlagen, drahtlose Computermäuse oder Tastaturen, Fernsteuerungen, drahtlose Kopfhörer, drahtlose Kameras und was auch immer zugelassen sind.
Das bedeutet: Diese Frequenzen sind bereits heute rappelvoll. Es gibt keinen Schutz vor Störungen oder dem möglichen "Eindringen" von Unbefugten in die eigene Kommunikation.
Eine bessere Lösung wäre es, die Mobilfunkanbieter zu ermuntern, ihren Netzausbau im Detail zu intensivieren und viel mehr "Small Cells" aufzubauen. Die würden auch wie ein WLAN funktionieren, hätten aber den Vorteil, dass der Nutzer sich einloggt und damit einen ihm explizit zugewiesen Teil des Funkspektrums bekommt.
Der Nachteil: Der Kunde müsste dafür zahlen, weil er ein größeres Datenpaket buchen muss. Der Vorteil: Die Mehreinnahmen kann der Netzbetreiber dazu verwenden, das Netz dichter auszubauen. Übrigens: Das kostenlose WLAN zahlt der Benutzer auch, über seine Steuern.
Die Telekom hat an weiteren 2055 Standorten Mobilfunk auf- und ausgebaut .