Umsonst

Teleflash: Wirklich umsonst telefonieren?

Das Angebot klingt gut: Kostenlose Telefongespräche. Das Problem: Anmeldegebühr und Vorkasse. Die Gefahr? Lesen Sie die Meldung.
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Die Berliner Firma Teleflash will kostenlose Telefongespräche ermöglichen, die durch Werbung finanziert werden. Dazu wird das Telefonat regelmäßig durch Werbejingles unterbrochen, genauso, wie im Privatfernsehen der Spielfilm durch Werbespots unterbrochen wird. Der Haken: Es wird eine Anmeldegebühr von DM 38,- berechnet. Danach soll man acht Wochen warten, bis die Freischaltung erfolgt. Das erinnert an den Fall EPC, bei dem man DM 100,- auf ein anonymes Konto überweisen sollte und einem im Gegenzug eine günstige Telefonkarte versprochen wurde. Die Karten kamen aber niemals. EPC stellte sich als Briefkastenfirma in Florida heraus.

Im Telefonverzeichnis ist Teleflash mit der Adresse "Unter den Linden 21, 10117 Berlin" eingetragen. Das ist eine erstklassige Geschäftsadresse. Bei einem unangemeldeten Besuch fanden wir unter dieser Adresse einen Büroservice. Man teilte uns mit, dass Teleflash nicht "im Hause" sei. Wenn wir mit einem Mitarbeiter von Teleflash reden wollten, müssten wir schon einen Termin vereinbaren.

Der Pressesprecher von Teleflash stellte sich am Telefon als ein Herr Muschale oder Muschalek vor. Auf unser Nachfragen, warum das Freischalten einer Telefonnummer so viel Geld kostet, erklärte er, dass der administrative Aufwand hoch sei. Die Antwort befriedigte uns nicht. Das Eintippen der Telefonnummer eines neuen Kunden in den Teleflash-Computer sollte sich unserer Ansicht nach von einer dafür angelernten Arbeitskraft in ein bis zwei Minuten erledigen lassen. Die Personalkosten, die in diesem Fall entstehen, betragen deutlich weniger als DM 38,-.

Die Wartezeit nach der Anmeldung wird von Teleflash mit acht (früher noch mit sechs) Wochen angegeben. In dieser Zeit sollen ausreichende Kapazitäten bereitgestellt werden. Während die Leitungen also erst geschaltet werden, soll der Kunde bereits zahlen.

Teleflash hat häufiger öffentlich erklärt, die werbefinanzierten Telefonate in Kooperation mit Mannesmann Arcor erbringen zu wollen. Dazu sagt Arcor: Es gibt keine Kooperation mit Teleflash. Teleflash ist lediglich Kunde bei Arcor. Trotzdem heißt es in einigen Pressemeldungen über Teleflash, dass Teleflash eine Tochtergesellschaft von Arcor sei. Da Journalisten meistens das abschreiben, was andere Journalisten geschrieben oder was Pressesprecher vorgegeben haben, hat diese Falschmeldung ihre Quelle wahrscheinlich direkt bei Teleflash. Es stellt sich dann natürlich die Frage, welche anderen Aussagen ebenfalls falsch sind.

Weiterhin teilt Arcor mit, dass der Vertrag zwischen Teleflash und Arcor noch verhandelt werde. Das erinnert stark an den Fall von GT German Telephone, die Januar 1999 einen kostengünstigen Pauschaltarif für Ortsgespräche ankündigten, obwohl der Vertrag mit dem Carrier ebenfalls noch nicht unterzeichnet war. Bis jetzt gibt es keinen Kunden, der über GT telefonieren kann.

Im Herbst '98 hat Teleflash nach eigenen Angaben schon einmal einen Probelauf an zwei Wochenenden durchgeführt. Es gab sehr viele teltarif-Leser, die berichteten, es stundenlang ergebnislos probiert zu haben. Kein einziger Leser berichtete darüber, wirklich durchgekommen zu sein.

Es gibt keinen schlagenden Beweis, dass bei Teleflash etwas nicht stimmt. Die oben aufgeführten Hinweise sprechen aber nicht gerade für Teleflash. Daher empfiehlt teltarif, sich vorsichtig zu verhalten. Wer sich anmelden will, soll sich per Brief anmelden und seine Kontonummer angeben. In dem Brief schreibt man, dass die Abbuchung erst erfolgen darf, wenn der Dienst wirklich freigeschaltet ist. Bucht Teleflash trotzdem Geld ab, kann man diese Abbuchung bis zu sechs Wochen lang bei der eigenen Bank ohne Angabe von Gründen widerrufen.

Teleflash will ab Mitte Februar mit den ersten Kunden online gehen. Es ist wahrscheinlich, dass in den Wochen danach der Dienst funktioniert. Die zufriedenen Kunden der ersten Stunde werden nämlich fleißig neue Kunden werben, die neues Geld in die Kassen bringen. So geschah dieses bei Global Europe alias Global Spectrum vor etwa einem Jahr. Als genügend Geld in der Kasse war, verschwand nach Angaben eines Zeugen ein Teil der Belegschaft samt Kasse.

Ältere News zum Thema:
- German Telephone: Kein Service möglich vom 22. Januar 1999.
- German Telephone: Dann nehmen wir halt einen anderen vom 23. Januar 1999.
- EPC: Die komplette Geschichte.