Notbremse

Telekom Austria: Flatrate eingestellt

Keine Neukunden mehr ab 4. Februar - Telefonnetz überlastet.
Von Elmar Andree

Die Telekom Austria [TA] hat den Verkauf ihrer Internet-Flatrate "A-On Complete" per 4. Februar aus Kapazitätsgründen eingestellt. Durch einen Verkauf, der drastisch über den Erwartungen lag, war es zu Engpässen im Telefonnetz bzw. einzelnen Wählämtern gekommen. Die Flatfee von 599 Schilling (ca. 85 Mark) pro Monat lädt dazu ein, die ganze Zeit online zu sein.

Auf der Strecke vom Teilnehmer zu den österreichweit nur 36 Einwahlknoten kam es dadurch zu Blockaden, obwohl bei den Einwahlknoten noch Kapazität frei gewesen wäre. Entgegen ihrem Marketingplan hatte die TA nur 3.500 ADSL-Anschlüsse, aber über 30.000 ISDN-Anschlüsse verkauft, was ein klares Votum gegen die Volumengebühr beim ADSL-Tarif ist, wohingegen bei der ISDN-Flatrate kein Volumenlimit besteht.

Alle Bestandskunden können den Flatrate-Tarif "A-On Complete" weiterhin nutzen, nur die Aufnahme von Neukunden für die ISDN-Flatrate wird vorerst ausgesetzt. In den News 5/2000 der "Telekom-Presse" werden genauere Angaben zu den aufgetretenen Problemen im österreichischen Telefonnetz gemacht: "Ein Internet-Call etwa aus Gmünd wird als Telefonanruf bis Steyr geleitet und belegt auf der ganzen Strecke das normale Telefonnetz und geht erst dort in den Daten-Backbone." Und ferner heißt es: "Die Lösung, an der derzeit gearbeitet wird, ist die Zahl der Einwahlknoten drastisch zu erhöhen, um die Internet-Verbindungen so nahe wie möglich in ein höherrangiges Datennetz zu bringen."

Um Überlastungsprobleme des Telefonnetzes trotz Flatrate-Tarif von vornherein auszuschließen, geht British Telecom für die demnächst erfolgende Einführung ihrer "BT Surftime"-Pauschaltarife viel überlegter als die Telekom Austria vor. Derzeit werden systematisch die Vermittlungsstellen aufgerüstet, um Internet-Verbindungen im Idealfall gleich in der jeweils ersten Vermittlungsstelle ab Teilnehmer in das Daten-Backbone-Netz zu überführen (ähnlich wie beim ADSL).

Daher wäre es wenig seriös, die Anlaufprobleme der Telekom Austria nun hierzulande als mögliches Schutzargument gegen die Einführung von Flatrate-Tarifen zu mißbrauchen. Tatsächlich war die Einführung des Pauschaltarifs von Telekom Austria ein überhasteter und kaum durch ausreichende Investitionen vorbereiteter Griff zur Notbremse, um angesichts des in Österreich hervorragend funktonierenden Infrastrukturwettbewerbs den Verlust von Marktanteilen zu verlangsamen.

Die Deutsche Telekom hatte die Einführung verschiedener Varianten von Flatrates zuletzt gestern angekündigt.