Anschluss

Internet und Telefon aus der Steckdose

Mannheimer MVV und Essener RWE wollen Powerline-Dienste anbieten
Von Christopher Paun

Der Essener Energieversorger RWE will ab 1. April allen Interessierten die Powerline-Technik in einem Demohaus vorführen. Bereits jetzt bekommen im Rahmen eines Feldversuches die ersten Haushalte und ein Unternehmen Internet und Telefon aus der RWE-Steckdose. Bis Anfang Juni sollen insgesamt 200 Privat- und Geschäftskunden die Powerline-Technik erhalten und können so deren Vorzüge erkunden. Die Ergebnisse des Pilotprojektes sollen schrittweise in die Weiterentwicklung von Geräten und Produkten einfließen.

"RWE arbeitet mit Hochdruck an der Fertigstellung von Produktangeboten insbesondere im Bereich von Internet- und Telefonie-Diensten", sagte Manfred Remmel, Vorstandsvorsitzender der RWE Energie, heute in Essen: "Die Entwicklung erster Basisprodukte wird in etwa sechs Monaten abgeschlossen sein. Stimmt die zuständige Regulierungsbehörde der Freigabe der Frequenzen für den Wettbewerb zu, wollen wir voraussichtlich Anfang 2001 die ersten kommerziellen Produkte anbieten."

Der Mannheimer Energieversorger MVV will im Mai mit dem Schmierstoffkonzern Fuchs Petrolub den ersten Powerline-Kunden anschließen. Bereits im Juli sollen auch Privatkunden Internet- und Telefondienste aus der Steckdose bekommen. Zunächst möchte man nur 100 Haushalte anschließen, die an ein und demselben Stromverteiler hängen. So hält man die Kosten für die Umrüstung gering.

Wann es im gesamten Stadtgebiet von Mannheim Internet aus der Steckdose gibt, hänge davon ab, wie schnell die Hardware billiger wird, erklärte MVV-Sprecher Heinz Egermann. Einen konkreten Termin wollte er nicht nennen, aber vom israelischen Hardware-Lieferanten Mai.net habe er die Information, dass zum Jahresende mit einer wesentlichen Preissenkung zu rechnen sei. Die Kosten für Internet- und Telefondienste müssten schließlich "preiswerter sein als beim billigsten Telefonanbieter", erklärte Egermann weiter. "Sonst macht die Sache keinen Sinn." Was die hundert Kunden im Juli zahlen werden, stehe allerdings noch nicht fest.

Bei der Powerline-Kommunikation wird auf die Stromleitung zusätzlich zu der Energie das Kommunikationssignal aufgeschaltet. Spezielle Modulatoren und Demodulatoren berücksichtigen die besonderen Bedingungen der Stromleitungen. So gibt es immer wieder Spikes beim Ein- und Ausschalten von Geräten, die die Kommunikation stören können. Beim Endkunden steht das Kommunikationssignal am Zähler für die weitere Verteilung über das vorhandene Netz in der Wohnung oder im Haus zur Verfügung. Spezielle Steckdosen sind nicht erforderlich. Der Zugang zum Stromnetz erfolgt über einen Adapter.

Rückgrat für Powerline in Mannheim ist ein Glasfaserring für Daten- und Kommunikationsübertragung der MVV Energie AG. Er erreicht alle Umspannwerke. Von dort sei die Verbindung zu Industrie- und Gewerbekunden und bis zum Haushaltskunden gewährleistet, so der Anbieter.