Schwarze Schafe

Betrug mit Prepaid-Paketen

SIM-Lock geknackt und Handy verhökert - Kundenzahlen mit einer Million Karteileichen?
Von Christopher Paun

Billige Prepaid-Pakete locken offenbar nicht nur ehrliche Kunden, sondern auch Betrüger an. Nach einem Bericht in der heutigen Ausgabe des Münchner Nachrichtenmagazins Focus, müssen die Mobilfunkbetreiber noch in diesem Jahr voraussichtlich etwa eine halbe Milliarde Mark an vergebens investierten Kundenakquirierungskosten abschreiben.

Für 99 Mark kriegt man inzwischen von jedem Netzbetreiber ein Einsteiger-Handy in Verbindung mit einer Prepaid-Karte, die einen zu nichts verpflichtet - keine Vertragsbindung und keine Grundgebühr. Lediglich mit einer SIM-Lock genannten Sperre ist das subventionierte Handy an die Karte gebunden, damit es es nicht weiterverkauft werden kann. Denn ohne SIM-Lock ist das Gerät meist 300 bis 400 Mark wert.

Findige Betrüger haben natürlich einen Weg gefunden, den SIM-Lock auszuschalten. So können sie Karte und Handy getrennt mit Gewinn verkaufen. Nach Schätzungen der Netzbetreiber würden 10 bis 15 Prozent der Prepaid-Pakete entsprechnend missbraucht, schreibt Focus. Die Täter würden die Geräte vor allem nach Osteuropa verschieben und dort für 200 bis 300 Mark verkaufen, schreibt das Magazin. Die Karten selbst werden entweder bei Online-Auktionen verhökert oder - so Focus - zu 0190-Nummern abtelefoniert, die von den Betrügern eigens geschaltet wurden. Da sich Anbieter und Auftraggeber die Einnahme teilen, fließt so die Hälfte des 25-Mark-Startguthabens in die Tasche der Betrüger.

Neben diesen besonders dreisten Betrügern, gibt es auch einige echte Kunden, die sich im grauen Bereich bewegen. Bei T-D1 und e-plus bindet der SIM-Lock das Handy nämlich nicht an die Karte, sondern nur an den Anbieter. Wer also ein bezuschusstes Handy für 99 Mark ersteht, kann anschließend noch einen regulären Laufzeitvertrag abschließen und sich 250 bis 400 Mark statt des sonst üblich Gratis-Geräts geben lassen. Bei dieser Vorgehensweise hat T-D1 beziehungsweise e-plus zwei neue Kunden auf dem Papier und zweimal Kundengewinnungskosten gezahlt. De facto gibt es aber nur einen neuen Kunden.

Damit die Kundenzahlen nicht zu sehr verfälscht werden, gibt es seit Neuem eine Höchstzahl von Prepaid-Karten je Kunde. T-D1 gibt nur drei Xtra-Karten pro Kunde heraus, D2-Mannesmann zwei CallYa-Karten und e-plus fünf Free&Easy-Karten. Einzig beim Branchen-Jüngsten VIAG Interkom kann man weiterhin unbegrenzt LOOP-Karten kaufen.

Laut Focus müssen T-D1 und D2 wegen der zahlreichen Betrugsfälle möglicherweise zum Jahresende die Kundenzahl um eine Million Nutzer nach unten korrigieren. Bei einem geschätzten Börsenwert von 10.000 Mark pro Kunde würde dies einen Börsenwert-Verlust von rund zehn Milliarden Mark bedeuten. Die Telekom-Tochter T-Mobil würde das besonders hart treffen, weil sie im Herbst an die Börse gehen soll.