Schlau?

IntelliNet: Verwirrung um den "schlauen Kasten"

Router wählt stur die 01013 - Tarif-Update mit Verspätung
Von Christopher Paun

"Einfach den Hörer abnehmen und immer günstigst telefonieren" - So wirbt die IntelliNet GmbH für ihren Router. Mit dem "schlauen Kasten" hatte man bisher automatisch den billigsten Tarif von sieben Anbietern (Arcor, Deutsche Telekom, MobilCom, otelo, Talkline, Tele2 und Viag Interkom). Zum 20. September wurden auch noch One.Tel und Super24 in den Tarifvergleich aufgenommen. Somit telefonieren Besitzer des 29 Mark teuren Kastens in der Tat meist zum günstigsten Preis, der auf dem Telefonmarkt zu haben ist und brauchen sich nicht den Kopf über das aktuelle Tarifgeschehen zu zerbrechen.

Wenn es nach IntelliNet geht, soll sich der Kunde auch möglichst keine Gedanken machen. Ruft man nämlich mit Detailfragen bei der Hotline an, so wird man regelrecht abgewimmelt. Auf die Frage, bei welchem der neun Anbieter man die 100 Freiminuten für Neukunden erhält, hörten wir nur, dass wir uns keine Sorgen machen sollen, das würde schon alles korrekt laufen. Über die technische Funktionsweise des geheimnisvollen Kastens haben wir die abenteuerlichsten Geschichten gehört, die sich nur in einem Punkt gleichen: sie entsprechen nicht der Wahrheit. Der "schlaue Kasten" wählt nämlich nicht die Vorwahl des billigsten Anbieters, sondern stets die 01013 von Tele2. Einzig wenn der gewievte Nutzer die 031 wählt, um zu hören, in wessen Netz er telefoniert, macht der Kasten eine Ausnahme und wählt nicht die 01013031. Stattdessen verbindet er einen mit der Düsseldorfer Nummer 0211-74025111, wo man vom Band bei IntelliNet willkommen geheißen wird.

IntelliNet-Marketing-Managerin Tanja Hartinger gab zu, dass alle Gespräche über das Tele2-Netz laufen. Sie betonte aber, dass IntelliNet in Zukunft auch Gespräche über einen anderen Anbieter abwickeln könnte, sofern dieser günstigere Konditionen gewährt. Die technischen Voraussetzungen dafür seien gegeben, da sich der IntelliNet-Router einmal im Monat bei einer kostenlosen 0800-Nummer einwählt, um seine Routing-Tabelle zu aktualisieren. Derzeit mit dem Ergebnis, dass stets die 01013 gewählt wird. Ein Wechsel zu einem anderem Anbieter ist allerdings eher unwahrscheinlich, da sowohl IntelliNet als auch Tele2 zum schwedischen Kinnevik-Konzern gehören. Interessant ist auch, dass Tele2 vor einiger Zeit mit der Tarifbörse ein ähnliches Angebot auf dem Markt hatte. De Facto kann IntelliNet also als ein weiterer Vertriebsweg von Tele2 angesehen werden.

Man telefoniert bei IntelliNet zwar über Tele2, hat aber einen speziellen IntelliNet-Tarif. Dieser Tarif ist mal teurer und mal billiger als der Original-Tele2-Tarif. Beispielsweise profitieren Tele2-Kunden, wenn Sie eine Smartbox besitzen oder preselected sind, von sekundengenauer Abrechnung, während für IntelliNet der ungenauere Minutentakt gilt. Eine Vorwahl der 01013 hilft da auch nicht. Man muss sich entscheiden: Entweder Tele2- oder IntelliNet-Kunde.

Zudem werden Tarifsenkungen nicht unmittelbar an IntelliNet-Kunden weitergegeben. Ein Tarif-Update erfolgt laut AGB mindestens einmal in vier Wochen. Frau Hartinger versicherte uns allerdings, dass diese Updates öfter erfolgen. Sie konnte es auch an einem konkreten Beispiel belegen: Telefonate nach Australien und Neuseeland sind seit dem 16. September für Tele2-Kunden kostenlos. Für IntelliNet-Kunden waren Gespräche um die Welt zum 20. September gratis. Damit war IntelliNet zum einen schneller als vertraglich nötig und ist zudem über seinen eigenen Schatten gesprungen. Denn eigentlich macht man bei befristeten Sonderaktionen gar nicht mit. Dennoch bedeutet dies für IntelliNet-Kunden, dass sie ein Tarif-Update nur mit Verspätung erhalten.

Alles in Allem bietet IntelliNet einen interessanten Tarif, der zwar nicht immer der billigste ist, aber sich nicht zu verstecken braucht. Da ist es schade, dass die Firma mit so einer restriktiven Informationspolitk negativ auffällt.