Internetzugang

DSL - gibt es überhaupt Alternativen?

Viele Versuche, wenig Erfreuliches - Schmalbandnutzer bleiben außen vor
Von dpa / Marie-Anne Winter

Ob Telefon-, Strom- oder Fernsehkabel: Auf allen Drähten, die ins Haus führen, lassen sich mittlerweile mit Höchstgeschwindigkeit Internet-Daten übertragen. Voraussetzung ist dabei allerdings, dass die Geographie stimmt, denn in ländlichen Gebieten und in Teilen Ostdeutschlands gibt es zum vergleichsweise langsamen ISDN- oder gar Analog-Anschluss kaum eine Alternative.

Die größte Verbreitung hat inzwischen die DSL-Technik erreicht: Mehr als zwei Millionen Haushalte haben die Deutsche Telekom AG mit Sitz in Bonn und zahlreiche kleinere Anbieter in den vergangenen zwei Jahren auf Hochgeschwindigkeit beschleunigt. "Rund 90 Prozent der deutschen Haushalte können wir prinzipiell anschließen", schätzt Telekom-Sprecher Walter Genz. Die übrigen zehn Prozent liegen entweder auf dem Land, wo die nächste Vermittlungsstelle weiter als rund drei Kilometer entfernt ist - oder sie gehören zu den nach Telekom-Angaben rund 1,8 Million Haushalten, die per Glasfaserleitung an das Telefonnetz angeschlossen worden sind.

Paradox daran ist, dass gerade das Glasfasernetz für den schnellen Datentransfer besonders geeignet ist. Es fehlt lediglich an bezahlbarer Technik für den Hausanschluss. Dass haben auch Kunden anderer Anbieter schon zu spüren bekommen, etwa ein Testleser, der einen heroischen Versuch unternahm, Arcor-DSL in einem Glasfasergebiet zu bekommen.

Die neue Technik für den Hausanschluss werde demnächst in einem Pilotversuch in Dresden, Chemnitz, Gera und Hoyerswerda getestet, sagt Genz. Bis dahin verweist der Unternehmenssprecher auf einen Satelliten-gestützten Internet-Zugang, der zur Computermesse CeBIT in Hannover (13. bis 20. März) vorgestellt wird. Bei dieser Technik, die auch die Strato AG in Berlin anbietet, werden allerdings die Daten nur per Satellit ins Haus geliefert. Die Rückverbindung zur Website läuft weiterhin über eine schmalbandige Drahtleitung.

So kompliziert der Zugang ist, so kompliziert ist auch die Kostenstruktur: Zur monatlichen Grundgebühr, die bei einem Telekom-Pilotversuch zwischen 19,91 Euro und 49,91 Euro liegt, kommen die Online-Gebühren für das Surfen via Modem oder ISDN - bei den günstigsten Providern sind das pro Minute zwischen 0,8 und 1,25 Cent. Auch der Netzzugang über Breitband-TV-Kabel fristet noch ein Nischendasein.

Die meiste Bewegung ist deshalb derzeit auf dem DSL-Sektor zur verzeichnen: Neben der Telekom haben auch andere Anbieter diesen Markt für sich entdeckt. Der Chef der Freenet.de AG in Hamburg, Eckhard Spoerr, etwa hat jüngst angekündigt, noch in diesem Jahr 100 000 DSL-Kunden in 50 deutschen Städten gewinnen zu wollen. "Unser DSL-Produkt ist dem Angebot der Telekom technisch weit überlegen. Statt das Kupferkabel in ein Telefonkabel und ein Datenkabel zu trennen, übertragen wir Sprache kostengünstig auch über DSL. Die Kunden bekommen dann Telefon und Internet aus einer Hand", sagt der freenet.de-Vorstand.

Geködert werden sollen die Kunden auch mit einem monatlichen Freistundenkontingent für Festnetztelefonate. Zum Preis von 79 Euro sollen DSL- und ISDN-Anschluss, DSL-Flatrate sowie 30 Freistunden für Festnetztelefonate angeboten werden. Neben den Preisen variieren auch die Geschwindigkeiten des Surf-Vergnügens: Der Standard-Anschluss der Telekom, auf den nicht nur der Onlinedienst T-Online, sondern auch dessen schärfster Konkurrent AOL setzt, liefert pro Sekunde 768 Kilobit ins Haus. Das entspricht der zwölffachen Geschwindigkeit einer ISDN-Leitung oder aber in der Datenmenge rund 50 eng bedruckten Schreibmaschinenseiten.

Verschickt der Surfer seinerseits Daten, zum Beispiel eine Datei oder E-Mail, dann geht das allerdings langsamer vonstatten - 128 Kilobit pro Sekunde beträgt der Standard gegenwärtig. Zur CeBIT hat die Telekom jedoch angekündigt, auch Privatkunden die doppelt so schnelle Variante mit einer Geschwindigkeit von 1,5 Megabit pro Sekunde anzubieten. Entsprechend werden nach Ansicht von Branchenkennern auch die Preise liegen.

Gegenwärtig berechnet die Telekom den reinen Zugang mit 7,61 Euro. Zusätzlich schlägt die übertragenen Datenmenge oder die genutzte Zeit zu Buche: Flatrate-Modelle, die unbegrenztes Surfen ermöglichen, gibt es zusammen mit dem T-DSL-Anschluss nur noch von T-Online (25 Euro), AOL (19,90 Euro bzw. 24,90 Euro) und bei 1&1. Allerdings verlangt 1&1 für ein monatliches Volumen von fünf Gigabyte 16,90 Euro, die "echte" Flat ohne Volumenbegrenzung kostet sogar 39,90 Euro zusätzlich zur Anschlussgebühr. Bei Tiscali werden für ganze 500 Megabyte schon 9,97 Euro berechnet.

Die Arcor AG in Frankfurt bietet zu einem Preis von 55,68 Euro eine unbegrenzte Flatrate nebst DSL und ISDN-Telefonanschluss an. "An diesem Preis wird sich vorerst nichts ändern", weist Arcor-Sprecher Michael Peter Fragen nach einem Gleichziehen mit der Telekom zurück, die massive Preiserhöhungen angekündigt hat. Stattdessen kündigt Peter an, dass Arcor den im Dezember 2001 gestarteten Service Video-on-Demand zur CeBIT weiter ausbauen werde. Auch das DSL-Modem solle auf absehbare Zeit weiter im Monatsgrundpreis enthalten sein.

Links liegen bleiben derzeit die Internet-Nutzer, die lieber ein schmalbandiges Pauschalangebot nutzen würden, weil sie weder Spielen, noch Filme herunterladen und trotzdem beim Surfen, Chatten und E-Mailen nicht auf die Zeit achten möchten. Es gibt zwar einige Schmalbandflatrates, allerdings sind die relativ teuer oder regional begrenzt. Das einzige halbwegs günstige Angebot - die Flatrate von AOL für 19,90 Euro monatlich - wird nach Zufallsprinzip unter den Interessenten ausgelost. Die Arcor-ISDN-Flat gibt es nur im Paket mit einem Arcor-Vollanschluss, sie kostet 56,14 Euro monatlich.

Ein Blick in andere Länder zeigt, dass es auch anders geht: In Großbritannien beispielsweise verfügen mehr als ein Drittel aller Haushalte über einen Internetzugang - nur etwa ein Prozent nutzt DSL, dafür haben aber viele einen günstigen Pauschaltarif für den schmalbandigen Zugang. Hier zerfällt die Internet-Welt in zwei Lager, die einen, die in den bevorzugten Ballungsgebieten leben, wo DSL verfügbar ist - und die auch bereit sind, für diesen Luxus entsprechend zu bezahlen, und die Landbewohner, die durch die Entfernung zur nächsten Vermittlungsstelle gezwungenermaßen Schmalbandnutzer bleiben müssen - und dafür nicht einmal billiger ins Netz kommen. Denn zumeist steht dann auch kein eventuell günstigerer Regionalcarrier zur Verfügung.