Top oder Flop?

i-Mode-Start: Das große Zittern bei E-Plus

"Wie kommen wir von der Welt des Sushi zur Welt der Bratwurst?"
Von dpa / Marie-Anne Winter

In der Firmenzentrale von E-Plus beginnt in diesen Tagen das große Zittern: Top oder Flop, heißt die Frage, wenn der Internetdienst i-Mode in Kürze seine Europa-Premiere feiert. Noch hüllen sich der drittgrößte deutsche Mobilfunkbetreiber und seine niederländische Muttergesellschaft, KPN Mobile, in Schweigen. Doch zur Computermesse CeBit im März sollte der weltweit erfolgreichste mobile Datendienst aus Fernost auch in Deutschland an den Start gehen. Mit im Boot von E-Plus/KPN sitzt schließlich der Erfinder der Marke i-Mode, die japanische NTT DoCoMo.

"Wie kommen wir von der Welt des Sushi zur Welt der Bratwurst", bringt Kim Kaufmann, Gründer der Beratungsfirma MWebzone, die alles entscheidende Frage auf den Punkt. Erfolgsfaktoren für i-Mode in Japan sind seiner Meinung nach vor allem flexible Abrechnungssysteme, ein kundennahes Marketing und die Konzentration auf Prämium-Inhalte. Bunte Handys mit Farbdisplay, E-Mail-Funktionen, Spiele und Unterhaltung tun ein übriges. Und in Japan gilt: das Handy ist alles - und das Festnetz nichts.

Mehr als 30 Millionen Mobilfunkbesitzer aus Nippon surfen gegenwärtig über die i-Mode-Plattform im Internet. Einschließlich der Anbieter KDDI (EZ-Web) und J-Phone (J-Sky) nutzen sogar 47 Millionen Menschen das Internet über ihr Handy. In Deutschland stehen die mobilen Datendienste dagegen erst ganz am Anfang.

"Nur wenn alle Beteiligten, Kunden, Netzbetreiber und Inhalteanbieter einen Mehrwert entdecken, wird i-Mode auch zum Fliegen kommen", glaubt Maria Zimmermann, Vertriebschefin und Telekom-Expertin der Beratungsfirma Logica Consulting. Sie fürchtet, dass die Anbieter durch Ankündigungen, die sie nicht einhalten, überzogene Erwartungen und Frust bei den Kunden erzeugen. So hatte E-Plus-Chef, Uwe Bergheim, bereits auf der CeBit 2001 den Marktstart von i-Mode zum Jahresende 2001 in Aussicht gestellt.

"Man muss gute Dienste entwickeln, um bei den Kunden auch Zahlungsbereitschaft zu erzeugen", unterstreicht Zimmermann. Mit i-Mode will E-Plus es seinem japanischen Vorbild gleich tun und künftig richtig Geld verdienen. Doch das ist schneller gesagt als getan: Denn mit Kunden-Akquise auf gesättigten Märkten allein ist es kaum getan. Außerdem liegt E-Plus mit rund 7,5 Millionen Kunden weit hinter den Marktführern T-Mobile und Vodafone.

"Ein erhöhter Wettbewerbsdruck wird dadurch gelöst, indem man sich einen Vorteil verschafft und von den Konkurrenten absetzt", sagt die Telekom-Expertin. Mit seiner Kostenlos-Mentalität hat das Internet aber inzwischen die Preise ordentlich "versaut."

Probleme sieht Zimmermann auch bei der Frage, wie die Erlöse zwischen Betreibern und Inhalteanbietern aufzuteilen sind. Den Mobilfunkfirmen sei oft nicht klar, dass sie sich ganz aus einem Markt katapultieren, wenn sie einen zu hohen Anteil fordern. "Bei uns liegt die Aufteilung in einer ähnlichen Größenordnung wie bei NTT DoCoMo", beteuert Catrin Glücksmann von E-Plus. Und das sei schließlich das Kriterium für den Erfolg von i-Mode gewesen. So erhält NTT DoCoMo eine Gebühr von neun Prozent an den Inhalte-Umsätzen.

Während sich auf der i-Mode-Plattform von NTT DoCoMo inzwischen Tausende von offiziellen Anbietern tummeln, muss E-Plus noch kleine Brötchen backen. Mit 40 bis 50 Unternehmen, heißt es in der Branche, würden bis zum Marktstart von i-Mode noch Abkommen geschlossen. Dazu gehören neben den Inhalte-Anbietern aus dem Medienbereich auch der Hersteller von Spielesoftware Phenomedia. Die mobile Moorhuhnjagd kann damit bald beginnen.