Gerangel

Das Tauziehen um die Kabelnetze geht auch nach dem Verkauf weiter

Callahan will direkten Zugang zum Kunden
Von dpa /

Fast unbemerkt angesichts des medienträchtigen Gerangels zwischen Liberty Media und dem Bundeskartellamt wird auch auf zahlreichen Ebenen um Einfluss auf die deutschen Kabelnetze gerungen. In Nordrhein-Westfahlen, Hessen und Baden-Württemberg etwa ist der Verkauf bereits abgeschlossen, doch steht noch nicht genau fest, wer in welcher Form am künftigen Kabelgeschäft beteiligt sein wird. Wohnungsunternehmen und kleinere private Kabelnetzbetreiber etwa wollen mit aller Gewalt verhindern, dass sie demnächst beim Geschäft mit multimedialen Diensten nichts mehr mitzureden haben.

Dagegen machte das US-Unternehmen Callahan, bei dem die Mehrheit an den Kabelnetzen in Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg liegt, heute in Berlin klar: Bei Multimedia-Diensten wie digitalem oder interaktivem Fernsehen, digitalem Telefonieren und Breitbandinternet wollen sie den direkten Zugang zu den Kunden - die Wohnungsunternehmen blieben dann außen vor.

Denn mit den Kabelnetzen haben die Unternehmen den direkten Zugang der Außenwelt zu den Haushaltskunden, die so genannte "letzte Meile". Auf dem Telefonmarkt lag sie bisher ausschließlich in der Hand der Deutschen Telekom. Wird das Kabelnetz nun aber auf 862 Megahertz aufgerüstet, ist es mit diesem Monopol vorbei, und ein Zugang entsteht, über den alle Kommunikationsformen auf einmal übertragen werden können. Die Aussicht auf diesen Flaschenhals ist den Unternehmen ihre Milliardeninvestitionen wert.

Bis 2005 laufen rund zwei Drittel aller bestehenden Kabelverträge in Deutschland aus. Der Markt wird neu verteilt. Bisher hatte die Telekom nur bei rund einem Drittel der Haushalte den direkten Zugang, häufig wurden die Verteilnetze auch von Wohnungsunternehmen betrieben oder diese beauftragten kleinere Kabelnetzbetreiber damit. Ganz ausbooten lassen will sich die Wohnungswirtschaft bei der Neuverteilung nicht, scheint aber bei Callahan und Liberty derzeit auf Granit zu stoßen. Jetzt wollen sich die Wohnungsunternehmen mit den Fernseh-Programmveranstaltern und Medienpolitikern zusammentun.