verkabelt

Powerline: Die Industrie ist zuversichtlich

Neben dem Internetzugang auch Inhouse-Netze als Zielgruppe
Von

Der Branchenverband plcforum (power line communications forum) machte heute Kinderkrankheiten bei den Endgeräten und Lieferschwierigkeiten der Ausrüster dafür verantwortlich, dass trotz der Ankündigungen diverser Strombanbieter Powerline bisher nur in wenige Testhaushalte Einzug gezogen hat. Das Produkt sei aber marktreif und zumindest RWE habe auch begonnen, seine Kunden anzuschließen. Auch Probleme mit Spikes, das sind Spannungsspitzen beim An- und Ausschalten von Geräten, gebe es nicht. Die Verbindungen seien sehr robust.

Doch der DSL-Zug fährt schon seit langem mit Höchsttempo, während Powerline immer noch im Bahnhof steht und es organisatorische Probleme beim Verkauf der Fahrkarten gibt. Die Energie-Versorger werden sich anstrengen müssen, wenn sie mit Powerline einen nennenswerten Anteil am Markt der schnellen Internetzugänge erobern möchten. Natürlich ist auch ein späterer Markteintritt möglich, doch der Marketing-Aufwand, der dann getrieben werden muss, ist entsprechend höher. Und dass der schleppende Ausbau von Powerline auch etwas mit Problemen bei der Datenübertragung zu tun hat, darf zumindest vermutet werden.

Die Hersteller von Powerline-Hardware wittern unterdes einen zweiten, womöglich lukrativeren Markt: Powerline eignet sich auch zur Vernetzung im Haus. Wenn künftig der Kühlschrank an den PC meldet, dass die Butter alle ist, oder die Mikrowelle per SMS vom Handy aus gestartet werden kann, wenn man sich der Wohnung nähert, dann ist dafür ein entsprechendes Netzwerk erforderlich. Bluetooth dürfte dabei an der kurzen Reichweite scheitern, W-LAN ist relativ teuer, verlangt eine aufwändige Netzwerk-Konfiguration, und ist in den aktuellen Versionen auch nicht sonderlich sicher. Powerline soll billiger als W-LAN sein und mehr Sicherheit bieten. Die hohen Frequenzen des Inhouse-Powerline werden nämlich schon vom Zähler abgeschirmt, so dass es nicht zum Übersprechen zwischen verschiedenen Mietwohnungen kommen soll. Hingegen ist zwischen den drei Leitungen der verschiedenen Stromphasen in einem Haushalt das Übersprechen hoch genug, so dass auch an unterschiedliche Stromkreise angeschlossene Geräte miteinander kommunizieren können. Bleibt zu hoffen, dass das auch in der Praxis so gut funktioniert.

Apropos Frequenzen: Powerline für den Internetzugang, also vom Stromerzeuger zum Endkunden, arbeitet im Bereich bis 10,7 MHz. Powerline für Heimnetzwerke arbeitet darüber, so dass es keine Störungen gibt. In allen Fällen gilt: Mit dem Anschluss an die Steckdose wird nicht nur die Stromversorgung sicher gestellt, sondern auch der Datenaustausch.

Weitere mögliche Anwendungen gibt es im Systembereich. In einem Auto oder Omnibus kann die zentrale 12V- oder 24V-Leitung auch zur Datenkommunikation genutzt werden. Ähnliche Versuche gibt es auch für Züge. Zum Beispiel könnten kleine Webcam-ähnliche Kameras Bilder von den Türen oder von der Ladung ins Führerhaus übertragen. Da Züge möglichst einfach verkuppelt und getrennt werden können müssen, könnte sich hier in der Tat ein interessantes Anwendungsfeld ergeben.