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Immer noch keine Einigung zwischen MobilCom und France Télécom (aktualisiert)

Entweder Strategiewechsel plus Übernahme - oder schneller UMTS-Ausbau
Von dpa / Marie-Anne Winter

MobilCom-Chef Gerhard Schmid will den Streit mit Anteilseigner France Télécom notfalls vor Gericht austragen. Er wolle die Franzosen per Gerichtsbeschluss dazu zwingen, sein Aktienpaket sofort zu kaufen, falls der Ausbau des UMTS-Netzes nicht wie geplant vorangetrieben werde, sagte Schmid in einem Interview der "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" (FAZ). Der Zug fahre auf die France Télécom zu. "Will France Télécom einen Strategiewechsel, bitte, sofort. Sollen sie MobilCom übernehmen. Ein Schmid steht dem nicht im Wege", sagte der MobilCom-Chef.

France Télécom-Chef Michel Bon müsse es sich aber genau überlegen, ob er es zu einem Verfahren kommen lasse, sagte Schmid. Ein Prozess könne zum Desaster für France Télécom werden. Ein französischer Staatskonzern müsste einem deutschen Richter erklären, warum er Verträge breche, 6 000 Arbeitsplätze und das Geld Tausender Kleinaktionäre gefährde. "Kaum vorstellbar, dass Herr Bon sich das zumutet, noch dazu mitten im französischen Wahlkampf", sagte Schmid der Zeitung weiter.

Schmid hatte bereits am Donnerstag bei der Bilanzpressekonferenz seines Unternehmens in Hamburg gesagt, entweder werde in Deutschland durch die Finanzierungszusagen von France Télécom schnell das UMTS-Netz aufgebaut, oder France Télécom müsse MobilCom übernehmen.

So bleibt die Zukunft des Unternehmens weiterhin umstritten. Während der Partner France Télécom weitere Milliarden-Investitionen in den deutschen Markt ausschloss, berichtet die Financial Times Deutschland [Link entfernt] in ihrer heutigen Ausgabe, die Franzosen hätten MobilCom-Chef Gerhard Schmid ein Übernahmeangebot für den Großteil seiner Aktien unterbreitet. France Télécom-Chef Michel Bon sagte in einem Interview mit der Wirtschaftszeitung "La Tribune", die UMTS- Perspektiven in Deutschland und damit für MobilCom hätten sich geändert. Das Engagement abzuhaken sei besser als nochmals "Milliarden auszugeben und niemals Geld zu verdienen".

Dem Zeitungsbericht zufolge wollen die Franzosen den ungeliebten Partner Schmid aus dem Unternehmen drängen. So biete France Télécom ihm für jeden seiner MobilCom-Anteile im Tausch 2,75 Aktien ihrer Mobilfunk-Tochter Orange. Das entspreche einem Preis von 22 Euro je MobilCom-Aktie. An der Pariser Börse gab der France Télécom-Kurs zwischenzeitlich um 2,3 Prozent auf 33,10 Euro nach, Orange-Papiere sanken um 2,8 Prozent auf 7,7 Euro.

Das Angebot sei mit Hilfe von Banken unterbreitet worden, die das Schmid-Paket vorerst bei sich parken würden, um die enorme Verschuldung von France Télécom, an dem mehrheitlich der französische Staat beteiligt ist, mit über 60 Milliarden Euro nicht weiter ausufern zu lassen. France Télécom war mit 28,5 Prozent bei MobilCom eingestiegen, um sich am Erwerb einer der UMTS-Lizenzen am deutschen Mobilfunkmarkt zu beteiligen.