Knopf im Ohr

Nicht nur trendy, sondern wirklich praktisch: Headsets

Bewegungsfreiheit garantiert
Von dpa / Marie-Anne Winter

Nicht nur ein Trendartikel für Kommunikationssüchtige mit Bewegungsdrang: In Flugzeugcockpits, Call-Centern oder auf der Bühne gehören Headsets längst zur Standardausrüstung. Die Kombination aus Kopfhörer und Mikrofon garantiert Bewegungsfreiheit. Doch Headsets werden längst nicht mehr nur von Profis genutzt - ob in der Fußgängerzone, im Auto oder im Supermarkt - immer mehr Menschen telefonieren, ohne dabei ihr Handy anzufassen. Stattdessen gehen sie mit Knopf im Ohr oder Wangenbügelmodell auf Empfang.

"Headsets sind bei vielen Nutzern sehr beliebt, weil sie die Flexibilität beim Telefonieren erhöhen", sagt Ralph Hintemann, Referent für Produkte und Technik beim Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und Neue Medien (BITKOM) in Berlin. Dass die Hände mit Hilfe des Headsets beim Telefonieren frei bleiben, ist besonders während des Autofahrens von Vorteil.

Grundsätzlich sind zwei Headset-Varianten zu unterscheiden: Beim Im-Ohr-Modell verschwindet der Lautsprecher in der Ohrmuschel, das Mikrofon hängt am Kabel und wird mit einem Clip an die Kleidung geheftet. Beim Ohr- oder Kopfbügelmodell wird der Lautsprecher an das Ohr gesteckt, das Mikrofon ist im vorklappbaren Bügel integriert. Die neueste Variante sind so genannte Bluetooth-Headsets. Bei diesen Geräten werden die Signale zwischen Handy und Headset per Funk übertragen.

Alle Handyhersteller bieten Headsets als Originalzubehör an. Außerdem gibt es oft günstigere Nachbauten von Drittanbietern wie Plantronics mit Deutschlandsitz in Hürth (Nordrhein-Westfalen) oder GN Nordkom in Rosenheim. Die Preisspanne liegt zwischen zehn und 70 Euro. Bluetooth-Headsets sind mit Preisen von mehr als 200 Euro jedoch deutlich teurer.

Die in Stuttgart erscheinende Telekommunikationszeitschrift "connect [Link entfernt] " (Heft 24/01) hat herausgefunden, dass die Headsets der Handyhersteller in punkto Sprachqualität, Handhabung und Tragekomfort nicht immer besser sind als die Plagiate. Viele der nachgebauten Modelle überzeugten im Test sogar durch bessere Werte und einen günstigeren Preis.

Aber auch die Nachbauten haben manchmal Nachteile. Beispielsweise sind die Schnittstellen zum Mobiltelefon nicht immer passend. In solchen Fällen muss zusätzlich ein Adapter gekauft werden. Ralph Hintemann empfiehlt daher die Anschaffung der Originalteile: "Beim Zubehör vom jeweiligen Handy-Hersteller ist die Funktionstüchtigkeit und die Sicherheit der Produkte auf jeden Fall gewährleistet."

Sicherheit wird auch beim Autofahren groß geschrieben: Viele Fahrer haben die Headsets als Alternative zu festeingebauten Freisprechanlagen entdeckt. Hintergrund ist das seit dem 1. April 2001 in Deutschland geltende Verbot des Telefonierens im Auto ohne Freisprecheinrichtung. Wer seither hinterm Steuer mit dem Handy in der Hand erwischt wird, muss 30 Euro Bußgeld zahlen.

"Bei unserem letzten Test im Jahr 2001 konnten wir feststellen, dass die Headsets zwar deutlich billiger waren. Aber bei der Nutzung im Fahrzeug wurden sie eher schlecht beurteilt", sagt Johann Nowicki, Fachreferent für Verbraucherschutz Elektronische Systeme beim ADAC in München. Der Automobilclub bemängelt, dass die Kabellängen zur Unterbringung des Handys in der Kfz-Halterung oft zu kurz ausfallen. Ebenso sei oftmals keine Anschlussmöglichkeit für eine externe Antenne vorgesehen.

In Sachen Sprachqualität kamen die Headsets bei einer Untersuchung der von der Stiftung Warentest in Berlin herausgegebenen Zeitschrift "test" (Heft 02/02) im Vergleich zu fest eingebauten Freisprecheinrichtungen gut weg: "Die Sprachqualität ist mit Headset in der Regel besser, weil das Mikrofon näher am Mund ist", sagt Redakteur und Telekommunikationsexperte Henning Withöft. Sinnvoll sei eine Nutzung aber nur mit Außenantenne und für gelegentliche Telefonate. Wer viel im Auto telefoniere, fahre mit festeingebauten Freisprechanlagen eindeutig besser.

Befürchtungen, Headsets könnten negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben, teilt das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) in Salzgitter nicht. Es spricht sich in seinen "Empfehlungen zum Telefonieren mit dem Handy" ausdrücklich für die Nutzung von Headsets aus. Headsets vergrößerten den Abstand zwischen Kopf und Antenne. Dadurch sei der Kopf beim Telefonieren geringeren elektromagnetischen Feldern ausgesetzt.