Negativrekord

AOL Time Warner meldet Rekordverlust

Einmalige Abschreibung von 60,73 Milliarden Euro in einem Quartal
Von dpa / Karin Müller

Der weltgrößte Medienkonzern AOL Time Warner hat im ersten Quartal 2002 zwar den größten Unternehmensverlust in der Wirtschaftsgeschichte der USA verbucht, sein operatives Ergebnis aber verbessert. Auf Grund des massiven Wertverfalls der Aktie seit der Übernahme von Time Warner im vergangenen Jahr habe man die Rekordsumme von 54,24 Milliarden Dollar (60,73 Milliarden Euro) komplett in einem Quartal abgeschrieben, teilte der US-Konzern am Mittwoch nach Börsenschluss in New York mit.

Vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) konnte AOL Time Warner sein Ergebnis aber um 3,5 Prozent auf 2,05 Milliarden Dollar verbessern. Da das Unternehmen die Abschreibung für Time Warner schon zu Jahresbeginn angekündigt hatte, reagierten die Anleger am Mittwoch nur auf die operative Ergebnisverbesserung und bescherten der Aktie nachbörslich ein Kursplus von rund 4,5 Prozent auf gut 20 Dollar.

Im Vergleichszeitraum des Vorjahres hatte AOL Time Warner noch einen Verlust von 1,37 Milliarden Dollar oder 0,31 Dollar je Aktie gemeldet. Die einmalige Abschreibung habe den Verlust in diesem Jahr auf 12,25 Dollar je Aktie ansteigen lassen, hieß es am Mittwoch. Der Umsatz sei in Jahresfrist um vier Prozent auf 9,76 Milliarden Dollar gestiegen. Lässt man die einmalige Abschreibung außer Acht, stieg das um Sondereinflüsse bereinigte Ergebnis pro Aktie von 16 auf 18 Cent und lag damit deutlich über den Analystenerwartungen von 14 Cent.

Bislang war die Liste der Rekordverluste vom Telekommunikationskonzern JDS Uniphase angeführt worden, der in den ersten drei Monaten 2001 mit 41,8 Milliarden Dollar in die roten Zahlen gerutscht war.

AOL Time Warner hatte im ersten Quartal Wertberichtigungen für Vermögensanteile vorgenommen, nachdem der Aktienkurs des Unternehmens seit der im Januar 2000 angekündigten Übernahme von Time Warner um mehr als 70 Prozent gesunken war. Im vergangenen Jahr hatte der Konzern zwei Mal seine Umsatzprognosen nach unten korrigiert, während der einstige Wachstumsmotor, der Internet-Provider America Online, mit sinkenden Online-Werbeumsätzen und einer Verlangsamung des Kundenwachstums zu kämpfen hatte.

Angesichts des weiterhin schwächelnden Internet-Werbemarktes senkte das Unternehmen bei der Veröffentlichung der Quartalszahlen die Gesamtjahres-Wachstumsprognose für das Ergebnis (EBITDA) auf eine Spanne von fünf bis neun Prozent. Zuvor hatte AOL mit einem Plus von acht bis 12 Prozent gerechnet. Gleichzeitig bekräftigte das Unternehmen jedoch das Ziel, im Geschäftsjahr 2002 den Umsatz um fünf bis acht Prozent zu steigern.