Vor dem Aus?

Kabelbetreiber ish geht das Geld aus

Verheerende Kündigungswelle nach Preiserhöhung
Von Christian Horn

Wenn alles schief geht, finden die hoch gesteckten Ziele des TV-Kabelnetzbetreibers ish [Link entfernt] ein frühes und unrühmliches Ende. Dem Kabelbetreiber mit Sitz in Köln scheint nämlich ganz unvermittelt das Geld auszugehen. Die ish-Manager gaben sich beim Start ihrer Angebote zum breitbandigen Internetzugangs über das TV-Kabel zuversichtlich und ambitioniert. Sie sagten der Deutschen Telekom den Kampf an und glaubten, dem rosa Riesen bis zu 30 Prozent Marktanteil abtrotzen zu können. Bis zum Jahr 2005 sollte das Unternehmen schwarze Zahlen schreiben.

Diese Rechnung wurde aber offensichtlich ohne die Kunden aufgemacht. Diese laufen dem Kölner Betreiber jetzt nämlich in Scharen davon, anstatt ihm wie erhofft zuzulaufen. Verärgert über eine massive Preiserhöhung für den TV-Kabelanschluss, brach über ish in den vergangenen Wochen eine verheerende Kündigungswelle herein: 120 000 Haushalte kündigten kurzerhand ihren Kabelanschluss. Dem gegenüber steht die mehr als maue Zahl von nicht einmal 5 000 Kunden, die der Kabelbetreiber für den Breitbandkabel-Internetanschluss gewinnen konnte.

Es verwundert daher nicht, dass, nachdem die Kunden verschreckt und somit fest eingeplante Einnahmen verlustig gegangen sind, dem Kölner Unternehmen nun das Geld knapp wird. 50 Millionen Euro allein fehlen, um angefallene Zinsen auf Anleihen zu zahlen. Die Investoren geben sich betont ungeduldig und drohen schon damit, bereits gewährte Kreditlinien zu kappen. Gelingt es dem Kabelnetzbetreiber jetzt nicht schnell neue Investoren in Geberlaune zu finden, droht dem überschuldeten Unternehmen das vorzeitige Aus per Insolvenz.

Sollte ish dieses Los ereilen, wäre das Kölner Unternehmen das erste TV-Kabelnetzbetreiber-Opfer in der Schlacht um Anteile am Markt für den breitbandigen Internetzugang, den die Telekom mit ihren T-DSL-Produkten unangefochten beherrscht. Die schwache Akzeptanz, die das Internet über das TV-Kabel bislang bei den Kunden findet wirft zum einen ein Licht darauf, dass die Kabelnetzbetreiber wohl noch ein gut Stück Arbeit an Öffentlichkeitsarbeit und vor allem vernünftiger Preispolitik zu leisten haben, wenn sie mit diesem Produkt auch wirklich einmal gutes Geld verdienen wollen. Zum anderen kann diese geringe Akzeptanz aber auch darauf hindeuten, wie wenig aufgeschlossen die deutschen Verbraucher neuen, vermeintlich unausgereiften Technologien gegenüber stehen, die nicht mit einem massiven, flächendeckenden Bombardement von Werbung - wie dies bei T-DSL der Fall war und ist - eingeführt werden.