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Britische Marconi mit Milliarden-Verlust

Marconi-Aktie brach binnen Minuten ein
Von dpa / Marc Baumann

Der angeschlagene Telekom-Ausrüster Marconi hat einen der größten Verluste der britischen Wirtschaftsgeschichte verzeichnet. Das Traditionsunternehmen wies heute für das abgelaufene Geschäftsjahr 2001/02 (bis 31. März) einen Verlust von 5,7 Milliarden Pfund (9,1 Mrd Euro) aus. Der Umsatz fiel von 6,9 auf 4,6 Milliarden Pfund. Die Marconi-Aktie brach nach Vorlage der Geschäftszahlen am Donnerstag an der Londoner Börse binnen Minuten um 16 Prozent auf 7,63 Pence ein. Im vergangenen Jahr hatte die Aktie bereits 98 Prozent ihres Werts eingebüßt.

Marconi-Chef Mike Parton sprach von "enttäuschenden Ergebnissen". Es sei jedoch gelungen, Kosten und Schulden zu reduzieren und sich auf das Kerngeschäft zu konzentrieren. Weitere Unsicherheit entstand dadurch, dass Marconi die ursprünglich für heute erwartete Veröffentlichung eines Sanierungsplans verschob. Die Firma will sich stattdessen erst einmal darauf konzentrieren, neue Kredite zu bekommen.

Das 1897 vom italienischen Funkpionier Guglielmo Marconi gegründete Unternehmen war bis vor einigen Jahren vor allem in der Rüstungsindustrie tätig. Doch als 1997 Lord George Simpson die Leitung übernahm, verkaufte er den gesamten Verteidigungsbereich für 7,7 Milliarden Pfund und erwarb mit diesem Geld eine Reihe von Telekom-Firmen, zum Teil zu sehr hohen Preisen. Mit Beginn der Telekommunikationskrise im Jahr 2000 gingen die Aufträge für Marconi stark zurück. Gleichzeitig verminderte sich der Börsenwert der dazugekauften Unternehmen drastisch. Eine Erholung seiner Märkte erwartet Marconi nicht vor März kommenden Jahres.