strategisches Engagement

Siemens: Internettochter Unisphere wird verkauft

Bündnis Siemens-Juniper soll zur Konsolidierung der gesamten Router-Branche beitragen
Von dpa / Marie-Anne Winter

Siemens verkauft seine Internettochter Unisphere an den US-Konzern Juniper Networks. Der amerikanische Netzwerkausrüster zahle rund 740 Millionen Dollar (805 Millionen Euro), teilte die Siemens AG (Berlin/München) gestern mit. 375 Millionen Dollar sollen in bar gezahlt werden, der Rest in Juniper-Aktien.

Damit wird Siemens nach eigenen Angaben nach der Transaktion knapp zehn Prozent an Juniper halten. Der Siemens-Konzern gibt damit das einst als ausgesprochen zukunftsträchtig beurteilte Geschäft mit Internet-Vermittlungsanlagen - so genannten Routern - ab. Er schloss für diesen Bereich aber eine enge Partnerschaft mit Juniper Networks. Wenn die US-Wettbewerbsbehörden und andere Gremien zustimmen, soll die Übernahme im dritten Quartal abgeschlossen werden.

Der Verkaufspreis von insgesamt 740 Millionen Dollar sei "sehr attraktiv", sagte der Chef der Siemens-Netzwerksparte ICN, Thomas Ganswindt, der dpa. Siemens hatte die US-Tochter Unisphere 1999 aus drei US-Firmen gebildet, die für zusammen knapp eine Milliarde Dollar übernommen worden waren. Ursprünglich sollte Unisphere, das zuletzt defizitär arbeitete, an die US-Technologiebörse NASDAQ gebracht werden. Der Konzern ging damals von einer Bewertung von etwa 2,2 Milliarden Dollar aus. "Das war aber in einem ganz anderen Marktumfeld", sagte Ganswindt.

Mit dem Bündnis mit Juniper trage Siemens zur Konsolidierung der gesamten Router-Branche bei, sagte Ganswindt. Auf diesem Weg entstehe ein ernsthafter Konkurrent für den Branchenriesen Cisco. Im Rahmen des strategischen Bündnisses wird der US-Konzern künftig Router an die Münchener liefern und erhält so Zugang zu Siemens-Kunden in mehr als 190 Ländern. Siemens wiederum wendet sich auch mit Hilfe der Juniper-Produkte als Systemlieferant mit Komplettlösungen an die Telekommunikationsbetreiber. "Man kann nicht alles selber machen", sagte Ganswindt.

Die Beteiligung an Juniper ist für Ganswindt kein Finanzinvestment, sondern ein strategisches Engagement. Er ließ offen, ob die Beteiligung langfristig ausgebaut werden soll. Er deutete aber an, dass man sich derzeit mit dem Anteil von rund zehn Prozent wohl fühle. Der Siemens-Aktienkurs stieg nach Bekanntgabe des Verkaufs um zeitweise ein Prozent auf gut 72 Euro. Dagegen verloren Aktien von Juniper Networks angesichts des üppigen Kaufpreises 3,5 Prozent auf 9,50 Dollar.

Juniper Networks war im ersten Quartal 2002 in die roten Zahlen gerutscht. Vor allem wegen hoher Abschreibungen entstand ein Fehlbetrag von 46 Millionen Dollar nach einem Überschuss von 58,6 Millionen Dollar im Vorjahreszeitraum. Der Umsatz brach wegen der Krise in der Telekommunikationsbranche um 63 Prozent auf 122,2 Millionen Dollar ein.