New Economy

Internet-Branche bastelt an tragfähigen Geschäftskonzepten

Kunden wollen Inhalt statt Technik
Von dpa / Marie-Anne Winter

Irgendwie muss mit dem Internet Geld zu verdienen sein - darin sind sich viele Aussteller auf der Internet World in Berlin einig. Über das Wie derzeit diskutiert die Branche noch bis Donnerstag auf der größten Internetmesse Europas. "2002 wird ein hartes Jahr", sagt Wolfgang Franklin vom Marktforschungsinstitut Gartner Group. Nach dem Internetboom mache die Industrie eine Atempause, um über neue Investitionen in die Informationstechnologie nachzudenken.

"Es sind keine großen bahnbrechenden Technologien in den nächsten Jahren zu erwarten", sagt Franklin. Dennoch würde sich eine Erholung für Ende des Jahres abzeichnen. Die Unternehmen konzentrierten sich jedoch auf Investitionen, die sich schnell refinanzieren ließen. Von weltweit großem Interesse sei in den kommenden Monaten die Sicherheit im Internet, redaktionelle Inhalte für Webseiten sowie Online- Serviceleistungen.

Das Internet müsse so einfach zu bedienen sein wie ein Kühlschrank, wünscht sich Paulus Neef von der Multimedia-Agentur Pixelpark. "Wir müssen damit aufhören, über Technik zu reden", sagt auch Rudolf Gröger vom Mobilfunkdienstleister o2. Ob UMTS, WAP oder W-LAN - all diese technischen Details interessierten den Kunden nicht. "Wir müssen die Datendienste mit Inhalten füllen", betont Gröger.

Dann hofft die Branche noch auf eine zunehmende Zahlungsbereitschaft der Internetgemeinde. "Die Nutzergewohnheiten werden sich ändern", sagt Burkhard Graßmann von T-Online International. Schon heute seien die 13- bis 14-Jährigen in erster Linie übers Internet zu erreichen. In Zukunft sollen zum Beispiel beliebte Fernsehserien wie "Gute Zeiten, schlechte Zeiten" gegen Gebühr im Internet vorab abrufbar sein.

Als Neuunternehmer im Internet Geld zu verdienen versuchen in diesem Jahr nur rund 25 Aussteller, die sich auf dem Gründerpavillon präsentieren. "Das Bemerkenswerte daran ist, dass es den Gründerpavillon überhaupt noch gibt", sagt Michaela Voltenauer, Geschäftsführerin des Messeorganisators ComMunic. Als Existenzgründer sieht Marc-Christian Rossig von dem Online-Übersetzungsservice 24translate jedoch positiv zurück und nach vorne. "Wir liegen voll in den Planzahlen", sagt der Mitgründer. Das im Oktober 1999 entstandene Unternehmen habe zwar im vergangenen Jahr die Hälfte seiner großen Kunden aus der so genannten New Economy verloren. Jetzt konzentriere sich der Online-Übersetzungsservice auf etablierte Unternehmen, sagt Rossig.