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Internet World: Branche zeigt sich zurückhaltend optimistisch

Nach Hype und Depression sucht das Internetbusiness nach Normalität
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Dass mit dem Internet Geld zu verdienen ist, darin sind sich viele Aussteller und Besucher der Messe Internet World, die heute in Berlin zu Ende geht, einig. Über das "Wie" wurde in den zurückliegenden Tagen auf der größten Internetmesse Europas intensiv und kontrovers diskutiert. Im Vergleich zu den Vorjahren war es in den Berliner Messehallen relativ leer. Dies lag einerseits daran, dass viele Aussteller der letzten Jahre schlicht nicht mehr existieren. So sank die Zahl der Ausstellerfirmen von gut tausend vor Jahresfrist auf nunmehr 550 Unternehmen. Zum anderen fanden auch deutlich weniger Besucher den Weg zur Internet World. Dies lag wohl vor allem daran, dass der Messeveranstalter ComMunic nicht wie in den vergangenen Jahren viele Freikarten verteilte, sondern dieses Jahr satte 30 Euro Eintritt verlangte. Somit fehlten Schnäppchenjäger und Plastiktütensammler in den Hallen. Die Messe hat sich damit zu einem wichtigen B2B-Branchentreffpunkt etabliert, so eine von ComMunic beim Marktforschungsunternehmen Innofact in Auftrag gegebene Studie.

Die Mehrzahl der Aussteller äußerten sich gegenüber ComMunic positiv über den Messeverlauf. Vor allem über die Qualität der Kontakte sowie der angebahnten Geschäfte zeigten sich die Aussteller zufrieden. Deshalb blicke man hoffnungsfroh in die Zukunft, so ComMunic. Es zeige sich deutlich, dass sich die Internetbranche wieder in einem leichten Aufwind befindet.

Andere Experten, wie Wolfgang Franklin vom Marktforschungsinstitut Gartner Group sieht dies etwas zurückhaltender und bezeichnet 2002 als "ein hartes Jahr". Nach dem Internetboom mache die Industrie nun eine Atempause, um über neue Investitionen in die Informationstechnologie nachzudenken. "Es sind keine großen bahnbrechenden Technologien in den nächsten Jahren zu erwarten", sagt Franklin. Dennoch würde sich eine Erholung für Ende des Jahres abzeichnen. Die Unternehmen konzentrierten sich jedoch auf Investitionen, die sich schnell refinanzieren ließen. Von weltweit großem Interesse sei in den kommenden Monaten die Sicherheit im Internet, redaktionelle Inhalte für Webseiten sowie Online-Serviceleistungen.

Alle Experten sind sich darüber einig, dass das Internet noch viel einfacher zu bedienen sein muss als heute, um letztendlich den Durchbruch zu einem der drei wichtigsten Medien zu schaffen. Außerdem müsse die Branche aufhören, nur über Techniken zu reden - ein schon auf der CeBIT 2002 häufig zu hörender Trend. "Ob UMTS, WAP oder W-LAN - all diese technischen Details interessierten den Kunden nicht", betont Rudolf Gröger vom Mobilfunkdienstleister o2 (ehemals Viag Interkom). Eine der wichtigsten Aufgaben für die Internet- und Mobilfunkbranche in den kommenden Monaten sei zudem, die Datendienste mit Inhalten zu füllen, so Gröger.

Zudem hofft die Branche noch auf eine zunehmende Zahlungsbereitschaft der Internetgemeinde. "Die Nutzergewohnheiten werden sich ändern", sagt Burkhard Graßmann von T-Online International. Schon heute seien die 13 bis 14-Jährigen in erster Linie übers Internet zu erreichen. In Zukunft sollen zum Beispiel beliebte Fernsehserien wie "Gute Zeiten, schlechte Zeiten" gegen Gebühr im Internet vorab abrufbar sein.