endgültiges jein

T-Mobile: Börsengang wird auf Eis gelegt

Miese Stimmung auf den Aktienmärkten macht alle Chancen zunichte
Von Marie-Anne Winter / dpa

Nun ist es heraus: In diesem Jahr wird T-Mobile nicht mehr an die Börse gehen. Nachdem die T-Börse quasi schon unter der Grasnarbe zu suchen ist, sollen die Vorbereitungen für den Börsengang auf ihrem derzeitigen Stand eingefroren werden. Das berichtet die Süddeutsche Zeitung (SZ). Zwar hat sich Telekom-Finanzchef Karl-Gerhard Eick das endgültige "nein" gegenüber der Süddeutschen noch nicht aus der Nase ziehen lassen, er soll aber deutlich gemacht haben, dass der augenblickliche Zustand der internationalen Kapitalmärkte und die inzwischen grassierende Skepsis gegenüber Telekommunikationswerten alle Chancen für einen Börsengang der Mobilfunktochter der Telekom zunichte gemacht hätten. "Ohne einen eindeutigen Aufwärtstrend auf den Aktienmärkten kommt für uns ein Going public vorerst nicht in Frage".

Erst, wenn der Kurs der T-Aktie wieder deutlich über dem derzeitigen Stand liege, sei es sinnvoll, den Börsengang zu betreiben. Bei der Telekom werde inzwischen damit gerechnet, dass sich der Abwärtstrend noch weiter fortsetze, weil einige ausländische Großanleger den Kurs unter 10 Euro drücken wollten, um dann im großen Stil einzusteigen. Derzeit befände sich das Papier in "ausverkaufsähnlichen Zustand". Schuld sei selbstverständlich auch die schwache Konjunktur. Deutschland sei beim Wirtschaftswachstum derzeit noch das Schlusslicht in Europa; das konjunkturelle Umfeld müsse sich erst nachhaltig aufhellen, bevor Erstemissionen in Deutschland wieder ein Thema werden könnten. Der Börsengang von T-Mobile war ursprünglich bereits im Herbst 2000 geplant. Mit ihren zahlreichen Beteiligungen, darunter die US-Tochterfirma VoiceStream, gehört die T-Mobile International AG zu den weltweit größten Anbietern. Einschließlich Minderheitsbeteiligungen kommt T-Mobile derzeit auf gut 67 Millionen Kunden. Die hohen Ausgaben für Firmenübernahmen und die Kosten für die UMTS-Mobilfunklizenzen werden die Bilanz von T-Mobile über Jahre belasten.

Dabei hatte alles so viel versprechend begonnen: Im Jahr 2000, noch unter dem Eindruck der anhaltenden Euphorie in der Telekommunikation, kündigte der Vorstand vollmundig unter dem Slogan "T Hoch drei" unter anderem auch den Börsengang von T-Mobile an. Eine Akquisitionswährung wolle sich das Unternehmen schaffen und sich für künftige Firmenkäufe wappnen. Zuvor hatte der Konzern T-Online an die Börse gebracht und der Bund erstmals T-Aktien verkauft.

Doch aus dem Hoch drei wurde nichts. Spätestens die sündhaft teure Auktion der UMTS-Mobilfunklizenzen in Deutschland ließen alle Dämme brechen. Die Aktienkurse, die bereits seit Frühjahr 2000 auf Talfahrt waren, brachen ein. Anleger, Investoren und Analysten trauten den Versprechungen über ein goldenes Zeitalter des Mobilfunks plötzlich nicht mehr. Der Börsengang von T-Mobile wurde also verschoben.

Nur nichts falsch machen, lautet dabei die Devise des Telekom-Vorstandes. Denn schließlich soll dieser Schritt der Konzernmutter mindestens 10 Milliarden Euro in die Kassen spülen, damit die horrende Schuldenlast von 67 Milliarden Euro gedrückt werde. Der Börsengang, der einer der weltweit größten im Mobilfunk wäre, gilt zudem als Nagelprobe für die gesamte Branche.

"Die Telekom könnte bei einem falschen Preis Vermögen in Milliardenhöhe vernichten", sagt Werner Stäblein. Unter gar keinen Umständen werde das Unternehmen noch in diesem Jahr T-Mobile-Aktien platzieren. Einen weiterer Aufschub hält der Telekom-Analyst der BHF-Bank deshalb für eine gute Entscheidung. Das Beispiel der France Télécom ist noch in Erinnerung: So konnte deren Tochterfirma Orange bei ihrem Börsengang im Februar 2001 nur 18 Prozent unter dem ursprünglichen Preis platziert werden. Doch Mobilfunksprecher Stephan Althoff hat das Going Public laut dpa noch nicht ganz abgeschrieben: "Wir sind in der Lage, auch kurzfristig einen Börsengang zu machen".