Stagnation

Computer- und Telekom-Branche erwartet 2002 keine Besserung

Stellenabbau unvermeidlich
Von dpa / Karin Müller

Die schwer gebeutelte Computer- und Telekommunikationsbranche in Deutschland rechnet in diesem Jahr nicht mehr mit einer Verbesserung der Lage. Anders als bislang erwartet, werde das Umsatzplus im Jahr 2002 mit etwa 1,7 Prozent genauso gering ausfallen wie im Vorjahr, sagte der Präsident des Branchenverbandes BITKOM, Volker Jung, heute in München. "Es wird knapp über der Nulllinie liegen." Auf der Computermesse CeBiT im März war der Verband noch von 4,2 Prozent Wachstum für das laufende Jahr ausgegangen. Ein Stellenabbau sei in vielen Unternehmen unvermeidbar.

"Wenn Sie mit den Kosten runter müssen, weil Ihnen Aufträge wegbrechen, haben Sie überhaupt keine andere Möglichkeit, als auch beim Personal den Rotstift anzusetzen", sagte Jung. Damit die Unternehmen flexibler auf die Nachfrageschwankungen reagieren könnten, seien mutige Reformen der Arbeitsmarktpolitik nötig. Dazu gehöre auch die Abschaffung der täglichen Höchstarbeitszeit. "Das Arbeitsministerium hat bei seinen Entscheidungen weiterhin den typischen Fabrikarbeiter im Auge", kritisierte Jung. Die Bedürfnisse der High-Tech-Branche würden dabei nicht berücksichtigt.

Auch für das kommende Jahr rechnet der Verband, der einen Großteil der Hersteller von Produkten der Computer- und Telekommunikationsindustrie vertritt, inzwischen mit einem deutlich geringeren Wachstum als noch im März. Die erhofften 8,6 Prozent seien wohl nicht erreichbar, sagte Jung. Auch sei fraglich, ob die zweistelligen Wachstumsraten der Boomphase bis zum Jahr 2000 nochmals zu schaffen sind.

Genaue Prognosen seien aber schwierig, da die Entwicklung in den verschiedenen Zweigen der High-Tech-Branche stark variiere. "Einzelne Branchensegmente werden auf hohem Niveau weiter wachsen, für andere ist die Talfahrt noch nicht zu Ende." Für die Handyhersteller habe sich die Situation einer BITKOM-Umfrage zufolge verbessert. Während die Nachfrage im vergangenen Jahr um 37 Prozent zurück gegangen sei, erwarten die Hersteller für dieses Jahr stabile Umsätze. Auch die Anbieter von Internet- und Onlinediensten blicken zuversichtlich in die Zukunft. Hingegen zeigte sich bei den Telekommunikations-Ausrüstern jedes zweite Unternehmen pessimistisch.

Insgesamt werde der Umsatz der Branche 2002 voraussichtlich bei rund 140 Milliarden Euro liegen. Im vergangenen Jahr hatte BITKOM für die gesamte Branche zunächst ein Wachstum von 8,7 Prozent vorher gesagt, diese Prognose dann aber im Herbst auf 4,6 Prozent gesenkt. Letztlich wuchs die Branche nur um 1,7 Prozent auf rund 138 Milliarden Euro.

BITKOM vertritt nach eigenen Angaben rund 1 300 Unternehmen der Informationstechnologie und der Telekommunikation. Die Firmen beschäftigen rund 700 000 Mitarbeiter und erzielen einen Jahresumsatz von rund 120 Milliarden Euro.