Nächster Versuch

Telekom läutet neue Kabelrunde ein

Kritik an Bundeskartellamt; Erleichterungen gefordert
Von dpa / Karin Müller

In den deutschen TV-Kabelmarkt ist neue Bewegung gekommen. Nach dem gescheiterten Verkauf des größten Teils der Kabelnetze an das US-Unternehmen Liberty Media hat die Deutsche Telekom eine neue Verkaufsrunde eingeläutet. Unterdessen forderte Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Wolfgang Clement (SPD) eine gesamtdeutsche Lösung für den Kabelausbau mit Erleichterungen für die Betreiber. Das Bundeskartellamt solle seine ablehnende Haltung gegenüber dem US-Investor Liberty noch einmal überdenken, sagte Clement am Mittwoch auf dem Kölner Medienforum.

Die Telekom will seine sechs verbliebenen regionalen Kabelnetze bis Ende des Jahres verkaufen. "Wir haben uns unter hohen Zeitdruck gesetzt", sagte Vorstandsmitglied Gerd Tenzer. Über einen Preis habe sich der Vorstand noch keine Gedanken gemacht. Er solle sich aber am Markt orientieren und nicht künstlich niedrig gehalten werden. Ursprünglich wollte die Telekom die Netze im Paket für über fünf Milliarden Euro an Liberty verkaufen. Jetzt sollen voraussichtlich jeweils ein bis zwei Netze an einen Investor verkauft werden. Eine Paketlösung sei schwierig, das habe Liberty gezeigt, sagte Tenzer. Namen von neuen Bewerbern nannte er nicht.

Der Netzausbau in Nordrhein-Westfalen durch den Betreiber ish soll zunächst nur noch bis Jahresende fortgesetzt werden. In Kürze wolle ish einen neuen Geschäftsplan vorlegen, teilte die Gesellschaft um den US-Investor Callahan mit. ish hatte die Mehrheit an den Netzen in NRW und Baden-Württemberg von der Telekom erworben. Bis Jahresende sollen 1,3 Millionen der 4,2 Millionen Kabelhaushalte in NRW umgerüstet sein. Als Schwierigkeit nannte ish die Vielzahl kleiner Gesellschaften, die über die letzten Meter des Kabels zu den Haushalten bestimmten. Das sei in NRW in der Hälfte der Kabelhaushlte der Fall. Künftig werde ish nicht mehr gegen die so genannten Netzebene-4-Betreiber arbeiten, sondern kooperieren.

Clement nahm den gestoppten Ausbau in NRW zum Anlass, die Auflösung der Trennung von Netzebene vier und Ebene drei zu fordern. Die Telekom kündigte dabei an, das Netz nicht zu filetieren. In lokalen Einheiten an kleine Gesellschaften werde nicht verkauft.

Der Direktor der Landesmedienanstalt Berlin-Brandenburg, Hans Hege, forderte erneut, das Kabel von der Telekom abzuspalten. Es solle mit der Ebene vier verschmolzen und dann in eine Aktiengesellschaft überführt werden.