Überwachung

Australien: Schwere Zeiten für Schulschwänzer

Erscheinen Schüler nicht zum Unterricht, geht eine SMS an die Eltern
Von Marie-Anne Winter

Ein Albtraum für Schüler: Die Eltern werden bei Nichterscheinen sofort per SMS darüber informiert, dass ihr Sprößling heute den Unterricht schwänzt. Und noch schlimmer: Die Eltern können sich auch gleich per Internet über den aktuellen Stand der Klassenbucheinträge informieren. Umgekehrt lassen die erfassten Daten auch erkennen, bei welchem Unterricht die Schwänzquote ihre Spitzen erreicht - nicht nur die Schüler, auch die Lehrer werden kontrolliert. Der Spiegel berichtete über einen entsprechenden Modellversuch in Australien, mit dem getestet werden soll, ob sich mit einer entsprechenden Überwachung das Schule-Schwänzen eindämmen lässt.

Bis zu 35 Tage würden die Schüler an einigen australischen Schulen durchschnittlich fernbleiben - diesen Zustand will Phil Honeywood von der Liberalen Partei (die sich derzeit in der Opposition befindet) ändern. Er will im Fall eines Wahlsieges alle weiterführenden Schulen Australiens mit dem Überwachungs-System ausstatten. Bisher wurden im Rahmen eines Modellversuchs 12 Schulen im Bundesstaat Victoria mit Servern und Palm m100-PDAs ausgerüstet, bald wird der Versuch auf 40 Schulen erweitert. Damit soll getestet werden, ob und wie sich die neue Transparenz der Schülerbewegungen auswirkt.

Die Firma RollCall steht schon in den Startlöchern; sie hat das elektronische Überwachungssystem ausgetüftelt. Es soll mit allen in australischen Schulen eingesetzten Netzwerken kompatibel sein, der zentrale Server, in dem die relevanten Daten für Übersichten und Auswertungen gesammelt werden, ist für jeden Lehrer per PDA problemlos zu erreichen. Der Spiegel zitiert die Erziehungsministerin Lynne Kosky, die skeptischer als ihr Opponent ist: "Wir wollen zunächst natürlich erst einmal sehen, ob das System überhaupt funktioniert".

Bei RollCall ist man vom Erfolg des Systems überzeugt, es könne noch mehr als Schwänzquoten zu senken - beispielsweise sei eine fortlaufende Leistungskontrolle möglich, denn Eltern oder Lehrer können zu jedem gegebenen Zeitpunkt schriftliche wie mündliche Benotungen, Vermerke oder Kommentare zu bestimmten Schülern einsehen.

Interessant ist auch, dass Proteste gegen das Schnüffelsystem bisher ausgebieben sein sollen. Entweder haben es die Betroffenen noch gar nicht bemerkt, weil sie ohnehin zu selten in die Schule kommen - oder sie beweisen damit quasi schon im Voraus, dass das System nicht funktioniert...