Weltweiter Kampf

Auch Telekom-Konkurrenten kämpfen mit Problemen

Hohe Unternehmensverschuldung bleibt Problem Nr. 1
Von mit Material von dpa

Überteuerte Firmenzukäufe, Milliarden-Lasten durch UMTS-Lizenzen und ein dramatischer Einbruch der Aktienkurse - die Konkurrenten der Deutschen Telekom haben mit ähnlichen Problemen zu kämpfen wie der Bonner Konzern. Die tiefe Krise der Telekom-Branche, die der Euphorie der vergangenen Jahre folgte, hat schon vor Ron Sommer einige Chefs internationaler Großkonzerne den Job gekostet.

Der französische Telekommunikationsgigant France Télécom (FT) steht ähnlich da wie die Deutsche Telekom, mit einem enormen Schuldenberg von 60,7 Milliarden Euro Ende 2001. Analysten zeigen sich überwiegend skeptisch über die Aussichten für einen Schuldenabbau. Der Staat hält einen Mehrheitsanteil von 55,7 Prozent an dem Unternehmen unter der Leitung von Michel Bon. Seit ihrer Börseneinführung 1997 hat die Aktie des Unternehmens, die ähnlich wie die Deutsche Telekom als "sichere Volksaktie" präsentiert wurde, über zwei Drittel ihres Werts verloren. Im Verhältnis zu den Höchstkursen vom März 2000 stürzte die Aktie um 95 Prozent ab. In Deutschland hatte France Télécom zuletzt im fortwährenden Streit um die Übernahme von Mobilcom bzw. die unterschiedlichen Auffassungen zu Investitionsmaßnahmen in den neuen Mobilfunkstandard UMTS von sich reden gemacht. Seit der Entlassung von Firmengründer Gerhard Schmid sind etwaige Querelen aber wieder etwas aus dem Licht der Öffentlichkeit geraten.

KPN, der einst staatliche niederländische Telekomkonzern, hat vergleichbare Probleme bereits hinter sich gebracht. Der Konzern mit einem Staatsanteil von etwa 34 Prozent, wechselte im vergangenen September den Chef aus, als KPN 22 Milliarden Euro Schulden hatte. An die Stelle des Vorstandsvorsitzenden Paul Smits trat Ad Scheepbouwer, bis dahin Chef des Postunternehmens TPG. Er brachte einen neuen Kreditrahmen von 2,5 Milliarden Euro, der von Banken an seine Person gebunden war. Smits blieb aber im Vorstand, wo er für mobile Telefonie verantwortlich ist. Der Schuldenberg - entstanden durch den Kauf von E-Plus sowie teurer UMTS-Lizenzen in Deutschland und Großbritannien - ist bisher durch Verkäufe von Unternehmensteilen auf 15,1 Milliarden Euro gedrückt worden. Zum 1. August will KPN nach Zustimmung durch die Aufsichtsbehörde die Tarife für Telefongespräche um 10 bis 17 Prozent erhöhen. KPN machte 2001 einen Nettoverlust von etwa 7,5 Milliarden Euro, nach einer Wertberichtigung von 13,7 Milliarden Euro auf das deutsche Mobilfunkunternehmen E-Plus. 2001 wurden 5.400 der damals 35 000 Stellen abgebaut. Der Börsenwert des Unternehmens, der Anfang 2000 noch bei 200 Milliarden Euro lag, sackte auf aktuell etwa zwölf Milliarden Euro ab.

Die British Telecom verfolgte nun das genaue Gegenteil zur Strategie der Deutschen Telekom. Sie halbierte im vergangenen Jahr den Schuldenberg auf 13,7 Milliarden Pfund (21,3 Mrd Euro). Der einstige Monopolist musste aber die kostspieligen Pläne, ein internationaler Konzern von Format zu werden, fallen lassen. Unter anderem die Milliarden-Kosten einer deutschen UMTS-Lizenz hatten BT in eine schwere Krise gestürzt. Die Mobilfunksparte wurde ausgelagert und ging an die Börse. Konzernchef Sir Peter Bonfield kündigte im vergangenen Oktober seinen Rückzug an.

In Österreich ging die Platzierung von Aktien der Telekom Austria im November 2000 gründlich daneben - die Branchenkrise war bereits voll in Gange. Der Ausgabekurs von neun Euro hielt nicht einen Tag, der Kurs sackte binnen kurzer Zeit unter sechs Euro ab. Aktuell kostet das Papier aber wieder gut acht Euro. Der Staat hält noch 47,8 Prozent, die Telecom Italia 29,8 Prozent der Anteile. Der Rest ist im Streubesitz. Die Telekom-Tochter T-Mobile Austria ist die Nummer zwei am österreichischen Mobilfunkmarkt.

Die Telecom Italia, die Ron Sommer als Chef der Deutschen Telekom einst übernehmen wollte, soll bald vollständig privatisiert werden. Im vergangenen Jahr fiel wegen hoher Abschreibungen ein Verlust von 2,07 Milliarden Euro an. Bis 2004 sollen zwei Milliarden Euro eingespart werden, zugleich aber bis zu 3 000 neue Mitarbeiter einstellen. Die Aktie verlor allein seit Jahresbeginn etwa ein Fünftel ihres Werts.