Da ist Musike drin

Musik per Mobiltelefon

Immer mehr Handys können nicht nur klingeln
Von dpa / Karin Müller

Wer unterwegs seine Lieblingssongs hören will, kann einen tragbaren Kassettenrekorder schultern, den Kopfhörer von Walk- oder Discman aufsetzen - oder sein Handy einschalten. Immer mehr Hersteller lassen auf den Geräten, die einst als schrill bimmelnde Störenfriede angesehen wurden, Musik spielen. Experten sehen eine Zukunft für den Klanggenuss per Mobiltelefon, sind sich jedoch nicht einig darüber, ob die "Musikhandys" den Markt im großen Stil erobern werden.

Inzwischen haben zahlreiche Anbieter entsprechende Modelle im Programm. Möglich sind zwei Wege der Musikwiedergabe: Einige Geräte verfügen über ein Radio, mit dem sich UKW-Sender empfangen lassen, sagt Bernhard Jodeleit von der in Stuttgart erscheinenden Telekommunikationszeitschrift Connect. Auf andere Geräte lassen sich MP3- oder andere Musikdateien überspielen.

Nach Angaben von Manfred Breul, Referent für Mobilkommunikation des Branchenverbandes BITKOM in Berlin, gibt es einerseits Handys, in die die Vorrichtung zum Abspielen der Dateien integriert ist. "Üblicherweise arbeiten die mit auswechselbaren Speicherkarten." Außerdem würden Zusatzgeräte angeboten, die an die Mobiltelefone gestöpselt werden können. Vom Computer auf das Handy gelangen die Musikdateien per Datenkabel. Bereits bespielte Speicherkarten gibt es noch nicht.

"Die gängige Größe der Speicher ist 32 Megabyte", sagt Jodeleit. Das reiche je nach so genannter Bitrate, die über die Klangqualität entscheidet, für eine halbe oder eine Stunde Klangwiedergabe. Bei einer hohen Bitrate erklinge Musik in MP3-Format in nahezu der gleichen Klangqualität wie von einer CD. "Man muss schon ein geübter Hörer sein, um einen Unterschied zu erkennen", bestätigt Steven Hofman, verantwortlich für Inhalte beim Mobilfunkhändler Handy.de [Link entfernt] in Hamburg.

Zumindest theoretisch müssen Verbraucher nicht tiefer in die Tasche greifen, wenn sie über ihr Mobiltelefon Musik hören wollen. "Die Handys sind in unverbindlichen Preisempfehlungen nicht unbedingt teurer als andere", sagt Jodeleit. Allerdings gebe es die Geräte nicht wie sonst oft in Verbindung mit einem Vertrag gratis oder für den symbolischen einen Euro.

Zu den Herstellern, die in Deutschland Musik-Handys oder entsprechende Zusatzgeräte im Programm haben, zählen das finnische Unternehmen Nokia, Siemens mit Hauptsitz in München und der US-Hersteller Motorola. Bei Nokia am umfangreichsten ausgestattet ist das seit vergangenem November in Deutschland erhältliche Modell 5510. Es erlaubt die Wiedergabe von UKW-Radio in Stereo sowie von Musikdateien des Formats AAC (Advanced Audio Coding).

Zudem hat Nokia den etwa Zigarettenschachtel großen "Music Player" im Programm. Er ist mit verschiedenen Modellen kompatibel. "Wir werden Handys, die Musik abspielen können, in Zukunft sicher vermehrt sehen", sagt Nokia-Sprecherin Kristina Rücken in Düsseldorf. Noch im dritten Quartal 2002 kämen zwei Handys mit eingebautem UKW-Radio auf den Markt.

Siemens bietet bereits seit Oktober 2000 das Gerät SL45 an, das mit austauschbaren Speicherkarten von bis zu 128 Megabyte Speicher die Wiedergabe von MP3-Dateien ermöglicht. Das Nachfolgemodell SL45i ist nach Angaben von Stefan Müller, Pressereferent für Mobile Telefone und Festnetzprodukte in München, seit September 2001 in Deutschland erhältlich.

Auch Motorola hat mit dem "MP3-Player" ein Gerät im Programm, das sich zur Musikwiederhabe mit verschiedenen Handys verbinden lässt. "Der Player ist mit einem Clip ausgestattet, damit man ihn an der Knopfleiste oder am Gürtel tragen kann", sagt Unternehmenssprecherin Susanne Hoyer in Wiesbaden. Über eine spezielle Software lasse sich Musik auf eine wiederum bis zu 128 Megabyte große Speicherkarte herunterladen.

Nach Hofmans Einschätzung ist es ein "ganz normaler Trend, dass Geräte zusammenwachsen." Er geht davon aus, dass künftig immer mehr Menschen anstatt eines Mobiltelefons und eines Walkmans nur noch ein Handy in der Tasche tragen werden, das auch Musik abspielen kann. Jodeleit rechnet dagegen damit, dass diese Fähigkeit höchstens bei besonders aufwendigen Handys, so genannten Smart Phones, zum Standard werden wird: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass uns die große Revolution der Musikhandys bevorsteht."