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Wann lohnt sich ein Smartphone?

Immer beliebter: Handy plus PDA in einem Gerät
Von dpa / Marie-Anne Winter

Mobil telefonieren, E-Mails verschicken und Termine verwalten - mit einem Smartphone, so versprechen es die Hersteller, ist das kein Problem. Die meisten Handy-Produzenten haben mittlerweile auch eines dieser "schlauen Telefone" im Angebot. Und immer mehr Verbraucher greifen zu. Die Verkäufe haben sich nach Angaben der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) in Nürnberg innerhalb eines Jahres mehr als verdoppelt.

"Ein Smartphone ist etwas für alle, die ein Mobiltelefon und einen Handheld benutzen, aber nur ein Gerät haben wollen", sagt Manfred Breul vom Branchenverband Bitkom in Berlin. Entsprechend tummeln sich auf dem Markt klassische Handy-Hersteller, die ihren Geräten größere Displays und aufwendige Adress- und Terminfunktionen verpasst haben, aber auch Handheld-Produzenten, die ihr Produkt mit Antenne ausliefern. Die Mobilfunkbetreiber T-Mobile in Bonn und o2 in München vermarkten eigene Geräte - in der Hoffnung, so mehr Verkehr auf ihre mobilen Datendienste wie WAP und GPRS lenken zu können.

Wie ein etwas zu groß geratenes Handy sieht der "9210 Communicator" von Nokia aus, unter der Schale steckt aber mehr. Klappt man das Gehäuse auf, kommen Tastatur und ein größerer Bildschirm zum Vorschein. "Der Communicator ist ein mobiles Büro für Leute im Berufsalltag", wirbt Kristina Rücken, Sprecherin von Nokia Deutschland in Düsseldorf. Neben Telefon- und Organizer-Funktionen beherrscht er E-Mail, Internet, Office-Anwendungen wie Word oder Excel und kann auch Bilder und Videosequenzen darstellen. Diese Funktionalität hat ihren Preis: Rund 980 Euro kostet der Communicator. "Für jemanden, der nur telefonieren will, hat das Gerät eine Vielzahl von Funktionen, die ungenutzt bleiben", sagt Rücken.

Wesentlich dünner, dafür aber breiter, kommen die meisten anderen Smartphones daher. Sie sehen aus wie klassische Handhelds, besitzen jedoch eine Antenne und sind daher unter anderem auch zum Telefonieren und Mailen geeignet. Statt über Tastatur bedient man sie über Touchscreen und Stift; es werden also stets beide Hände zur Bedienung benötigt, selbst wenn man nur telefonieren möchte.

Texte können in der Regel wie bei Handhelds über einen Stift eingegeben werden. Das geht schneller als das Tippen einer SMS auf dem Handy, aber langsamer als auf der Computertastatur. Doch selbst die Smartphones mit Tastatur sind nicht die schnellsten bei der Texteingabe.

Letztlich ist die Wahl der Eingabeart wohl Geschmackssache. Hersteller Handspring mit Sitz in Mountain View im US-Bundesstaat Kalifornien setzt mit seinem Treo auf Anhänger beider Gruppen. Das Smartphone verfügt über eine Tastatur auf dem Gehäuse und beherrscht gleichzeitig die Eingabe über den Stift. Das ab rund 700 Euro erhältliche Gerät ist zudem das bisher einzige, das auf dem verbreiteten Handheld-Betriebssystem Palm OS aufbaut.

Das US-amerikanische Unternehmen Palm mit Hauptsitz in Santa Clara (Kalifornien) hat sein erstes Smartphone erst für Ende des Jahres angekündigt. Auf das Konkurrenz-Betriebssystem Pocket PC von Microsoft setzen dagegen unter anderem Hersteller wie Siemens, Trium und Sagem. Das gleiche gilt für den mda von T-Mobile und den xda von o2.

Während die Laufzeit im reinen Handy-Betrieb noch vergleichsweise lang ist, wird der Akku im Handheld-Betrieb schnell leer, die Smartphones halten bei intensivem Einsatz kaum länger als zwei Tage durch. Verschärft wird diese Schwäche dadurch, dass die meisten Hersteller mittlerweile auf farbige Displays setzen, weil diese mehr Energie verbrauchen als monochrome Displays.

Ähnlich problematisch ist das Surfen im Internet: Zwar beherrschten viele Smartphones eines der beiden schnellen Übertragungsprotokolle GPRS oder HSCSD und seien für E-Mails damit gut geeignet. Doch auf Grund der relativ kleinen Displays und der vergleichsweise teuren Tarife für die Datenübertragung komme beim Browsen im Web kaum Spaß auf. "Das sollten voreingestellte Handheld-Seiten sein", sagt o2-Sprecher Frank Wienstroth. Doch gerade solche zum Beispiel mit WAP programmierten Seiten haben sich bislang nur langsam verbreitet.

Bitkom-Experte Breul rät jedem, vor dem Kauf eines Smartphones genau zu prüfen, ob er die Zusatzfunktionen überhaupt gebrauchen kann. "Jemand, der zu 99 Prozent einfach nur telefonieren möchte, wird mit den meisten Smartphones nicht glücklich", sagt er. Schließlich gehen die vielen Funktionen zu Lasten von Gewicht, Betriebszeit und Preis. In Sachen Adressen- und Termin-Funktionen bekommen die Smartphones ohnehin schon Konkurrenz: Auch normale Handys werden in dieser Hinsicht immer schlauer.