weniger Wachstum

Studie: Bei IP-Diensten ist gesunder Realismus angesagt

Telefonie über das Internet wird weder Heilbringer noch Flopp
Von Marie-Anne Winter

Die Hoffnung auf Umsätze durch Internet Protocol (IP)-basierte Dienstleistungen schwindet. Die Umsätze in West-Europa werden lediglich von derzeit jährlich 14 Milliarden Dollar auf rund 17,5 Milliarden Dollar in zwei Jahren wachsen. Das ist zu wenig, um kurzfristig als Wachstumsträger der gebeutelten Branche wieder auf die Beine zu helfen. Zu diesem Ergebnis kommt eine gemeinsamen Studie [Link entfernt] der Telecom Media Networks-Gruppe von Cap Gemini Ernst & Young und Dresdner Kleinwort Wasserstein. Für die Untersuchung "IP-Dienste in West-Europa" wurden 50 Endkunden auf Unternehmensseite, 15 Service Provider und zehn Hersteller befragt. Zusätzlich wurden Sekundärquellen ausgewertet.

Dienste wie Voice-over-IP (VoIP) oder IP-Storage werden der Studie zufolge in den nächsten zwei Jahren nur moderat wachsen. Im Gegensatz zu der von Industrieseite häufig vertretenen Ansicht, dass die IP-Technologie die Branche spalten würde, gibt es dabei nach Auskunft der Befragten in erster Linie zwei Probleme: Zum einen die Echtzeit-Dienste (insbesondere Sprache) in notwendiger Qualität anbieten zu können und zum anderen die Kosten durch komplexe Netzwerke. "Wir sind zutiefst davon überzeugt, dass IP-Dienste einer der Schlüsselfaktoren für Innovationen und Geschäftsmodelle der Netzbetreiber werden. Allerdings sind wir skeptisch, ob mit Hilfe der IP-Dienste in den nächsten zwei Jahren die hohen Schulden und Netzwerküberkapazitäten abgebaut werden können", erläutert Helmut Gulde, Vice President bei Telecom Media Networks das Fazit der Studie.

Statt wie noch vor einigen Jahren den IP-Diensten mit einer gehörigen Portion Skepsis zu begegnen, um sie im Anschluss als den Heilsbringer der Branche zu sehen, plädieren die Autoren der Studie daher für eine neue Form der IP-Realität: Verkäufer, Anbieter sowie Kunden müssen sich auf vernünftige Angebote mit hohem Gebrauchswert für den Endkunden und Nutzer konzentrieren. Helmut Gulde verweist dabei auf die Parallelen mit den Mobilfunkgeräten der dritten Generation (3G): "Auch diese wurden trotz der unbestimmten Zukunft zum (Umsatz-)Retter in der Not gekürt ohne diesen Anspruch in absehbarer Zeit einlösen zu können."