Zukunft

Australien gegen UMTS

Größter Mobilfunkanbieter "down under" bevorzugt amerikanisches CDMA 2000-System
Von Volker Schäfer

In der zweiten Hälfte der 90er Jahre wurden erste Pläne für einen neuen weltweiten Mobilfunkstandard geschmiedet. UMTS sollte leistungsfähiger sein als die bisherigen Handynetze und vor allem eines bieten: Eine weltweit einheitliche Technologie für den Mobilfunk.

Der Wunsch war seinerzeit nicht unberechtigt. In Europa unterschied man noch zwischen den D- und E-Netzen. Dualband-Handys gab es noch nicht. In Amerika telefonierte man weitgehend noch in analogen Netzen, die weder mit dem D- noch mit dem E-Netz kompatibel waren. Japan hatte wieder andere Normen für seine Mobilfunknetze.

In den letzten Jahren wurde auch auf dem amerikanischen Kontinent der GSM-Standard populärer. Die Tatsache, dass dort im Frequenzbereich um 1 900 MHz gearbeitet wird, während sich der Rest der Welt für 900 und 1 800 MHz entschieden hat, ist heute kein Nachteil mehr. Viele Hersteller bieten Telefone an, die in allen drei GSM-Bändern zu Hause sind.

Damit erfüllt GSM eigentlich heute schon fast den Zweck einer weltweiten Mobilfunknorm. Ob UMTS, das in vielen europäischen Ländern im Laufe der nächsten zwölf bis 18 Monate eingeführt wird, ebenfalls global genutzt werden kann, muss zumindest in Frage gestellt werden.

Erneut werden unterschiedliche Frequenzbänder eingesetzt und auch die hier zu Lande übliche Sendenorm ist keinesfalls weltweit anerkannt. Amerikanische Netzbetreiber bevorzugen zum Beispiel einen eigenen Standard, CDMA 2000, und auch die größte australische Telefongesellschaft, Telstra, hat in dieser Woche bekannt gegeben, sie plane die Einführung dieses US-Mobilfunkstandards CDMA 2000 anstelle von UMTS.

Telstra begräbt damit nicht nur die Hoffnungen der Handykunden, mit europäischen Handys der dritten Generation auch in Australien telefonieren zu können, wie es heute im GSM-Bereich eine Selbstverständlichkeit ist. Auch Technik-Lieferanten und Handy-Hersteller wie Siemens und Nokia hatten auf ein australisches Netz nach deutschem Vorbild gehofft, um ihre Produkte auch "down under" anbieten zu können.

Als Grund für die Entscheidung zu Gunsten von CDMA 2000 nannte Telstra vor allem die Kostenvorteile, die das System in den USA gezeigt hätte. In den USA laufen bereits CDMA 2000-Netze. Allerdings sind diese im Bereich der Datenübertragung nicht so leistungsfähig wie die in Europa geplanten UMTS-Netze.