düstere Aussichten

BITKOM: Pessimistische Prognose für den ITK-Markt

2002 wird dieser Markt erstmals schrumpfen
Von Marie-Anne Winter

Der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V. (BITKOM) hat aktualisierte Konjunkturdaten für das Jahr 2002 vorgelegt. Demnach wird der deutsche Markt für Informationstechnik und Telekommunikation (ITK) in diesem Jahr um 1,3 Prozent auf 136 Milliarden Euro schrumpfen. Im ITK-Sektor hat es als Gesamtwert in der Vergangenheit noch nie ein Minus gegeben, weil bislang einzelne sehr dynamische Segmente die Verluste zuweilen notleidender Bereiche ausgleichen konnten.

In diesem Jahr aber werden vermutlich fast alle Segmente mit Ausnahme der Telekommunikations- und Internet-Dienste rote Zahlen schreiben. Selbst die Wachstumsträger des letzten Jahrzehnts, Software und IT-Services, haben ihre Zugkraft verloren. Auch in den meisten anderen Ländern ist die Situation schwierig. "Frankreich, Italien und die skandinavischen Länder erzielen im Branchendurchschnitt aber immerhin noch Zuwächse von etwa 2 Prozent. Deutschland ist international das Schlusslicht", stellt Bernhard Rohleder, Vorsitzender der BITKOM-Geschäftsführung, fest. Vieles hänge jetzt davon ab, die ordnungspolitischen Rahmenbedingungen so zu optimieren, dass die Informations- und Kommunikationswirtschaft auch in Deutschland ihre Potentiale entwickeln könne.

Im Jahr 2001 konnte noch ein durchschnittliches Plus von 1,7 Prozent auf 138 Milliarden Euro verbucht werden. Doch auch dieser Wert lag deutlich unter den zweistelligen Größenordnungen der Vorjahre. Am stärksten vom Nachfragerückgang betroffen sei die Hardware. Anbieter von Geräten und Infrastruktursystemen werden in diesem Jahr einen Rückgang von durchschnittlich 10,3 Prozent auf 38,1 Milliarden Euro hinnehmen müssen. PCs und Handys verzeichnen ein Minus von gut 11 Prozent, Drucker liegen bei minus 14 Prozent, Vermittlungs- und Übertragungstechnik zwischen minus 25 Prozent und minus 30 Prozent und bei Infrastruktursystemen für den Mobilfunk wird sogar minus 40 Prozent prognostiziert.

Nachdem die Hersteller von Geräten und Systemen bereits im Vorjahr mit einem Nachfragerückgang zu kämpfen hatten, geraten nun erstmals auch Softwarehäuser und IT-Dienstleister in schwieriges Fahrwasser. Die Umsätze mit Software werden im Jahresverlauf 2002 voraussichtlich um 0,8 Prozent auf 15,1 Milliarden. Euro schrumpfen. IT-Services werden leicht um 0,3 Prozent auf 29,2 Milliarden Euro zurück gehen.

Lediglich Telekommunikationsdienste dürfen mit einer weiterhin steigenden Nachfrage rechnen. Für dieses Marktsegment erwarten die BITKOM-Experten im Jahr 2002 insgesamt ein Plus von 5,5 Prozent auf 53,6 Milliarden Euro. Während die traditionelle Festnetztelefonie nach der BITKOM-Rechnung bei 22,7 Milliarden Euro stagniert, legen Mobilfunkdienste um 8,5 Prozent auf 19,9 Milliarden Euro und Internetdienste um 20  auf 6,4 Milliarden Euro zu.

Die Umsatzeinbrüche verlangen von den Unternehmen häufig drastische Sparmaßnahmen. Das wirkt sich auch auf die Arbeitsplatzsituation aus. Die Zahl der Beschäftigten in der ITK-Branche ist erstmals seit Anfang der 90er Jahre rückläufig. Für das Jahr 2002 rechnet BITKOM mit einem Minus von gut 3 Prozent. Das Beschäftigungsvolumen wird im Jahresverlauf voraussichtlich von 819 000 auf 791 000 sinken.

Als Grund für die gerade in Deutschland außerordentlich schwierige Lage nennt BITKOM insbesondere eine "verfehlte Politik bei der Entwicklung der Rahmenbedingungen des UMTS-Markts." Rohleder: "Die Lizenzversteigerung war ein Pyrrhussieg für die Regierung." Der Branche seien dadurch 50 Milliarden Euro entzogen worden, anschließend wurde eine "Phantomdiskussion um elektromagnetische Felder und UMTS-Standorte angeheizt". Bei den voraussichtlich vier verbliebenen UMTS-Netzbetreibern - Quam und MobilCom zählt BITKOM nicht mehr mit - habe der Schuldenabbau derzeit allererste Priorität. Investitionen in den Aufbau der UMTS-Netze und die Entwicklung neuer Dienste würden zurückgestellt. Dies gelte auch für Investitionen in den Ausbau der vorhandenen GSM- und anderer Infrastrukturnetze. Immerhin hofft man bei BITKOM, dass sich die Lage 2003 etwas stabilisieren wird.