Taktik

Deutsche Telekom zieht Strategie-Bericht vor

Kein Verkauf von VoiceStream, Wertberichtigungen in Planung
Von dpa / Karin Müller

Bei der Deutschen Telekom beginnt das große Reinemachen noch vor der Ernennung eines neuen Konzernchefs. So werden die Ergebnisse über die zur Zeit laufende Prüfung der Konzernstrategie sowie die Eckdaten des 3. Quartals schon am 14. November bekannt gegeben. Ein Unternehmenssprecher bestätigte heute einen entsprechenden Bericht der Börsenzeitung. Ursprünglich wolle Interims-Chef Helmut Sihler erst am 20. November konkrete Schritte zum Schuldenabbau und zu weiteren Kosteneinsparungen präsentieren. Ein neuer Vorstandschef ist unterdessen immer noch nicht in Sicht.

Vom Tisch ist inzwischen ein möglicher Ausstieg der Telekom aus dem US-Mobilfunkgeschäft. Bei den Überlegungen zur Zukunft der Tochterfirma VoiceStream gehe es nicht mehr um einen vollständigen Verkauf, sondern nur noch um die Klärung der Frage, ob die Tochter mit einem Konkurrenten verschmolzen oder alleine fortgeführt werde, erfuhr die dpa aus Unternehmenskreisen. Im Zusammenhang des Sparkurses und forcierten Schuldenabbaus wurde in der Branche in den vergangenen Wochen spekuliert, dass sich die Telekom von ihrer US-Tochter vollständig trennen könnte.

Nach weiteren Angaben der "Börsenzeitung" will die Telekom noch vor der Ernennung eines neuen Konzernchefs bilanziell reinen Tisch machen. So seien beim größten Telekommunikationskonzern Europas hohe Wertberichtigungen auf Mobilfunklizenzen und Beteiligungen geplant. Im August hatte Finanzvorstand Karl-Gerhard Eick angekündigt, die Werthaltigkeit des Anlagevermögens im zweiten Halbjahr einer Überprüfung zu unterziehen. Mit einer Wertbereinigung hätte der künftige Vorstandsvorsitzende der Telekom, der bis zum Dezember ernannt werden soll, günstigere Startbedingungen.

Das Vorziehen des Quartalsberichts steht offenbar in Zusammenhang mit der Verpflichtung von VoiceStream, ihre Geschäftszahlen bereits eine Woche früher der US-Börsenaufsicht SEC zu präsentieren. Eine Entscheidung darüber, wie es mit der Telekom-Tochter weiter geht, muss deshalb zu diesem Zeitpunkt und nicht eine Woche später bekannt gegeben werden.

Die Telekom steht im laufenden Geschäftsjahr erneut vor einem Rekordverlust. Nachdem der hochverschuldete Konzern bereits 2001 mit 3,5 Milliarden Euro tiefrote Zahlen schrieb, sollen sich im laufenden Jahr die Verluste weiter erhöhen. Im ersten Halbjahr lag der Fehlbetrag bei 3,9 Milliarden Euro.