Chirac fordert von EU Sofortprogramm für Telekommunikationssektor

Der französische Präsident Jacques Chirac hat seine Forderung nach einem Sofortprogramm für den krisengeschüttelten europäischen Telekommunikationssektor bekräftigt. Es seien Vorschläge der EU notwendig, um koordiniert, schnell und effizient zu reagieren, heißt es in einem Brief Chiracs an EU-Kommissionspräsident Romano Prodi, der heute vom Präsidentenamt in Paris veröffentlicht wurde. Insbesondere müsse die Entwicklung der dritten Mobilfunkgeneration UMTS unterstützt werden.

Chirac macht insbesondere die hohen Kosten der UMTS-Lizenzen für die Krise der großen europäischen Telekommunikationskonzerne verantwortlich, die mit immensen Schulden zu kämpfen haben. Die Branche befinde sich "in einer tiefen Krise", die schwerwiegende Auswirkungen habe, wie die Schwäche der Investitionen, der Verlust von Arbeitsplätzen und der Absturz an den Finanzmärkten. Die europäischen Länder "waren in der Einschätzung der UMTS-Entwicklung zu optimistisch".

Der französische Präsident hatte sich bereits auf dem EU-Gipfel Ende Oktober in Brüssel für die Unterstützung des Telekom-Sektors ausgesprochen. Vorschläge der EU-Kommission sollten auf dem Frühjahrsgipfel der EU-Staats- und Regierungschefs im März 2003 besprochen werden, regte Chirac erneut in dem jüngsten Schreiben an, das in ähnlicher Form auch an den dänischen Regierungschef und amtierenden EU-Ratspräsidenten Anders Fogh Rasmussen ging.

Nach Schätzungen sind im Zuge der Branchenkrise bei Betreibern und Ausrüstern bereits mehr als 200 000 Arbeitsplätze weggefallen. Der französische Konzern France Télécom, an dem der Staat die Mehrheit hält, zählt mit seinem Schuldenberg von fast 70 Milliarden Euro zu den am höchsten verschuldeten Telekommunikationsgiganten. Die Franzosen sind Großaktionär des existenzbedrohten deutschen Mobilfunkanbieters MobilCom und sollen durch Übernahme von Milliardenkrediten zur Rettung beitragen.