gerettet?

Schmid unterschreibt Treuhändervertrag (aktualisiert)

"Sieg der Vernunft"
Von dpa / Karin Müller

Der Mobilfunkanbieter MobilCom ist nach wochenlanger Zitterpartie gerettet. Mit dem Ende des Streits um einen Treuhänder für die Aktien des MobilCom-Gründers Gerhard Schmid ist nach allgemeiner Einschätzung der Weg für die weitere Sanierung des Unternehmens frei. Schmid unterzeichnete am Donnerstagabend einen Vertrag, mit dem seine Aktien und die Anteile der Firma seiner Frau an Ex-RTL-Chef Helmut Thoma als Treuhänder übertragen werden.

Die erneute Verlängerung der heute fällig werdenden Kredite über 4,7 Milliarden Euro durch die Gläubigerbanken galt damit als sicher. Großaktionär France Télécom teilte allerdings nach Beratungen des Verwaltungsrats am Abend keine Entscheidung mit. Ein Sprecher sagte in Paris lediglich, das Gremium sei über den Stand der Fortschritte bei den Verhandlungen informiert worden und habe das Management bevollmächtigt, diese fortzusetzen.

Der Treuhänder-Vertrag sei mit der Bundesregierung und dem Unterhändler Dieter Vogel abgestimmt, betonte eine Schmid-Sprecherin in Frankfurt. Die Aktie schoss nach der Meldung hoch und schloss mit einem Aufschlag von 33,6 Prozent bei 6 Euro.

In einer Erklärung von MobilCom hieß es, mit dem Abschluss der Verhandlungen seien alle Voraussetzungen zur erfolgreichen Sanierung des Unternehmens geschaffen. "Das ist ein Sieg der Logik und der Vernunft", sagte Unternehmenssprecher Matthias Quaritsch. Es sei jedoch noch offen, ob die notwendigen Verträge mit France Télécom, den Banken und zum Sozialplan mit dem Betriebsrat bereits am Freitag oder erst in der kommenden Woche unterschrieben würden.

"Alle gehen davon aus, dass MobilCom nun gerettet ist", sagte die Sprecherin Schmids. France Télécom hatte sich bereits zuvor bereit erklärt, das Unternehmen von rund sieben Milliarden Euro Schulden zu befreien. Zudem stehen deutsche Banken mit Krediten über mehr als 160 Millionen Euro bereit, die staatlich verbürgt werden sollen. Die Gewerkschaften und Betriebsräte haben einem Abbau von 1850 Vollzeit- Arbeitsplätzen zugestimmt und führen bereits Verhandlungen über einen Interessenausgleich. Das sind rund 40 Prozent der Arbeitsplätze von MobilCom.

Auch der Büdelsdorfer Bürgermeister Jürgen Hein und der Geschäftsführer der IG-Metall Rendsburg, Kai Petersen, begrüßten die Treuhänder-Einigung. Das Unternehmen war reif für die Insolvenz, nachdem France Télécom im September die Zahlungen für den Aufbau eines Netzes nach dem neuen Mobilfunkstandard UMTS eingestellt hatte. In einer dramatischen Rettungsaktion wendete der ehemalige Wirtschaftsminister Werner Müller eine Woche vor der Bundestagswahl mit Hilfe der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) den Insolvenzantrag ab und stellte Mittel von 400 Millionen Euro in Aussicht. Gezahlt wurden davon jedoch nur 50 Millionen, die fast verbraucht sind.

Die Insolvenz war seit der vergangenen Woche täglich erwartet worden, weil sich die Verhandlungen zwischen Schmid und der Bundesregierung in der Treuhänder-Frage in die Länge zogen und das Geld bei MobilCom knapp wurde. Bei dem Kompromiss konnte Schmid den von ihm gewünschten Treuhänder Joachim Dreyer, den ehemaligen Chef von Debitel, nicht durchsetzen. Der neue Treuhänder Thoma, der künftig rund 40 Prozent der MobilCom-Aktien verwaltet, gehört jedoch bereits seit langem dem Aufsichtsrat des Unternehmens an.