Stopp

MobilCom-Aufsichtsrat will Festnetzsparte zur Zeit nicht verkaufen

Kontrollgremium stoppt Schmid-Nachfolger Grenz - kein "Notverkauf"
Von Marie-Anne Winter

Es zeichnet sich ab, dass dem Büdelsdorfer Unternehmen MobilCom neuer Ärger ins Haus steht. Wie das Handelsblatt heute berichtet, hat der Aufsichtsrat des Mobilfunkunternehmens die Pläne des Vorstandsvorsitzenden Thorsten Grenz gestoppt, den 76-prozentigen Anteil an die Internettochter freenet zu verkaufen. Das Kontrollgremium sei über das Vorgehen des Vorstandschefs verärgert. Grenz hatte in letzter Zeit öffentlich den Verkauf von freenet angekündigt. Für den Anteil forderte er einen Paketaufschlag von mehr als 50 Prozent des aktuellen Börsenweres. Ein Aufsichtsratsmitglied kommentierte diese Vorgehen als "ungeschickt".

Der Vorstandsvorsitzende von freenet, Eckhard Spoerr, sagte dem Handelsblatt, dass man ihm mitgeteilt habe, dass der Verkauf vom Tisch sei. Er sei vergangene Woche vom Aufsichtsrat darüber informiert worden, dass er "keine Investmentbank" beauftragen solle, einen Käufer zu suchen. Spoerr verhandelt seit Monaten intensiv über eine Übernahme des Festnetzgeschäfts. Ein Vorvertrag hierüber sei bereits unterzeichnet worden. Doch die Parteien haben sich bislang nicht über den Preis einigen können. Bei MobilCom betonte man, dass kein "Notverkauf" von freenet stattfände. Der Aufsichtsrat von MobilCom befürchtet offenbar, dass man für freenet am Markt zur Zeit keinen attraktiven Preis aushandeln kann. Außerdem hat der 28,5-prozentige Anteilseigner France Télécom mehr als 7 Milliarden Euro der MobilCom-Schulden übernommen, deshalb sei ein schneller Verkauf gar nicht notwendig.

Im Aufsichtsrat von MobilCom werden nun Bedenken laut, ob Grenz weiterhin als Vorstandschef tragbar sei. Er war nach dem langwierigen Abgang von Firmengründer Gerhard Schmid an die Konzernspitze gerückt. Schmid hatte nach langem Ringen seinen Posten wegen eines umstrittenen Aktienoptionsgeschäfts aufgeben müssen. Internetanbieter freenet ist mit 3,5 Millionen Kunden nach T-Online die Nummer zwei auf dem deutschen Internetmarkt.