Geschäft ist Geschäft

Internet-Krise: Es gibt auch Gewinner

Internet ist ein erfolgreiches Medium, wenn die Geschäftsmodelle stimmen
Von dpa / Marie-Anne Winter

Der große Rummel um die Internetrevolution ist leiser geworden. Dass eine Geschäftsidee nicht allein den Weg zum Millionärs-Dasein ebnet, ist spätestens seit Absturz der Internet-Aktien eine Binsenweisheit. Dennoch gibt es Firmen in den Neuen Medien, die die gegenwärtige Krise meistern. Sie verknüpfen betriebswirtschaftliche Kontrolle und gute Geschäftsmodelle mit moderner Informationstechnologie, die zunehmend den Alltag der Menschen durchdringt. Nach Euphorie und Depression möchten viele nicht mehr zwischen neuer und alter Wirtschaft (Old and New Economy) unterscheiden: Geschäft sei Geschäft.

"Die Krise der New Economy war keine Krise des Internets, sondern der Geschäftsmodelle", sagt Matthias Hornberger, Vorstand Unternehmensentwicklung beim Internet-Portal Web.de. Die Unternehmen hätten zu lange gebraucht, um tragfähige Konzepte zu entwickeln, die sie von anderen unterschieden. Das Internet als Medium hält auch Christian Mangstl von Scout24 für weiterhin sehr erfolgreich, wenn Kontrollmechanismen eines professionellen Managements griffen. "Das haben wir am Anfang vernachlässigt", sagt der Chef des nach eigenen Angaben größten europäischen Netzwerks für Online-Marktplätze.

Eines der erfolgreichsten Unternehmen ist das Online-Auktionshaus Ebay - nach eigenen Angaben seit der Gründung im September 1995 profitabel. Im dritten Quartal erwirtschaftete es einen Nettogewinn von 61 Millionen US-Dollar (61,21 Millionen Euro). Auch das Internetportal Yahoo machte trotz Werbekrise im vergangenen Quartal einen Gewinn von 28,9 Millionen Dollar (29,2 Millionen Euro). Web.de wird laut Hornberger im vierten Quartal erstmals schwarze Zahlen schreiben. Auch Scout24 will in diesem Zeitraum nach eigenen Angaben mehr Geld einnehmen als ausgeben.

Doch nicht nur die Beziehung zwischen Unternehmen und Endverbraucher hat sich durch den Boom der New Economy verändert. Nach Aussage des Verbands der deutschen Internetwirtschaft, eco, hat die Großindustrie die neuen Technologien mit ihren Geschäftsprozessen verwoben. Neue Technologien unterstützen heute Mitarbeiter darin, stetig anwachsende Datenmengen zu bewältigen oder auch der Erwartung von Kunden nach schneller Reaktion etwa auf E-Mail-Anfragen gerecht zu werden. "Nachholbedarf besteht allerdings noch beim Mittelstand", sagt eco-Geschäftsführer Harald Summa.

So gehören auch diejenigen zu den Gewinnern der New Economy, die Firmen Werkzeuge an die Hand geben, um Produktionsprozesse den neuen Anforderungen anzupassen. Die Hamburger Softwareschmiede Coremedia hat sich auf Redaktionssysteme zur Pflege und Herstellung von Internetauftritten spezialisiert. Was zunächst als Mangel des aus einem Universitätsprojekt entstandenen Unternehmens erschien, zählt für Gründer Sören Stamer heute zu den Erfolgsfaktoren: Mit einem Startkapital von nur 50 000 Mark waren die Gründer gezwungen, exakt zu kalkulieren. "Zu schnelles, unkontrolliertes Wachstum war für uns damit ausgeschlossen", sagt Stamer. Coremedia schreibt nach eigenen Angaben seit Frühjahr dieses Jahres schwarze Zahlen.

Die Skepsis von Investoren ist dennoch nicht gewichen. Nach einer Studie der Wirtschaftsprüfer Ernst & Young gingen die Risikokapital-Investitionen in Deutschland im Bereich Informationstechnologie im ersten Halbjahr um 90 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum zurück. Neu gegründete Unternehmen hätten das Nachsehen, weil private Investoren Geld lieber in "reifere Unternehmen" steckten, betont Ernst & Young-Managerin Julie Teigland. Web.de-Vorstand Hornberger bedauert, dass junge Talente in dieser Atmosphäre keine Chance hätten. "Ich denke nicht, dass eine ähnliche Gründerwelle wieder kommen wird", sagt er.