Dubios

DSL-Anbieter Thücob verordnet Powerusern den Zwangsproxy

Billig-Flatrate nicht wirklich unbegrenzt nutzbar
Von Hayo Lücke

Mit fragwürdigen Äußerungen und Maßnahmen verärgert seit einigen Tagen der DSL-Anbieter Thücob [Link entfernt] einen Teil seiner Kunden. Das Erfurter Unternehmen bewirbt über seine Homepage eine auf T-DSL basierende Flatrate mit dem Namen THÜCOB[online>>, zu einem Preis von 10 Euro pro Monat plus 10 Euro Einrichtungsgebühr. Dieses günstige Angebot gilt jedoch nur für Kunden, die über Thücob einen neuen T-DSL-Anschluss beantragen, alle anderen Kunden zahlen 20 Euro monatlich.

10 Euro für eine DSL-Flatrate ist sehr günstig. Andere Angebote für zeitlich und volumenmäßig unbeschränktes Surfen liegen im Bereich von 20 bis 30 Euro. Die Quittung bekommen jetzt die "Poweruser" in Form eines Zwangsproxy. Dieser lässt dann nur noch HTTP- und FTP-Verbindungen zu. Peer2Peer-Tauschbörsen wie Kaazaa oder emule sowie Online-Games, die ein hohes Datenaufkommen verursachen können, dürfen von diesen Usern nicht mehr genutzt werden. Die Grenze setzt Thücob dabei mit 20 GB im Monat an, wobei die Einstufung als "Poweruser" anscheinend mit einer Hochrechnung auch schon nach wenigen Nutzungstagen erfolgen kann.

In den Produktinformationen oder AGBs auf der Homepage von Thücob ist nichts von Leistungseinschränkungen vermerkt, auch wenn man sich durch die einzelnen Anmeldeschritte klickt, ist kein Hinweis auf ein Trafficvolumen zu sehen. Vielmehr heißt es: "Sie können für einen festen monatlichen Betrag unbegrenzte Zeit im Internet bei unbegrenzten Traffic verbringen."

Angesichts derartiger Aussagen ist es nachvollziehbar, dass inzwischen offener Streit zwischen dem Anbieter und Powerusern ausgebrochen ist. Dieser begann damit, dass Thücob auf seiner Homepage angab, durch ein Zufallsverfahren einige User auf eine "parallele Einwahlmöglichkeit" umzustellen, um dem Ansturm besser gewachsen zu sein. Schnell wurde jedoch deutlich, dass hinter dem Zufallsverfahren mehr steckte, als Thucob zunächst zugeben wollte. Inzwischen kommuniziert das Unternehmen jedoch öffentlich, dass die Poweruser die Mischkalkulation des Flatrate-Angebotes zu stark negativ beeinflussen:

Die THÜCOB [online>> Flatrate ermöglicht allen Kunden das zeitlich- und volumenmäßig unbegrentzte Surfen. Poweruser erhalten hierbei über einen Proxy den Zugang ins Internet. Alle anderen Nutzer können mehr Dienste ohne Porteinschränkung nutzen. Die Zugangsgeschwindigkeit ist in den meisten Fällen höher. Diese optionale Leistung stellen wir Ihnen als Gegenleistung für die "normale" Internetnutzung zu Verfügung. Ebenso eine gewisse Anzahl kostenloser SMS pro Monat.
Doch der Ton wurde noch deutlich schärfer, und das Unternehmen versucht mittlerweile alles, um die unbeliebten Poweruser loszuwerden. So findet sich auch folgende Meldung auf der Homepage des Anbieters:
Die Einführung eines Proxy für einen Teil unsere Poweruser hat bei diesen zur Unzufriedenheit geführt. Wir haben aber auch ca. 4000 zufriedene Kunden. Unsere Mitarbeiter werden vorrangig ihre Kraft für die Bedienung der zufriedenen Kunden einsetzen. Einige Poweruser rufen offen zur vorsätzlichen wirtschaftlichen Schädigung von THÜCOB [online>> auf, indem der Zugang missbraucht wird. Dieses Verhalten wird von uns nicht widerspruchslos hingenommen. Wir werden diesen Kunden außerordentlich kündigen. Wer hat eine Antwort auf die einfache Frage: Warum wechseln die Kunden nicht einfach zu einem anderen Provider? Gibt es vielleicht doch einen tieferen Sinn in dieser ganzen Aktion von Seiten derjenigen die die Online-Diskussion geschickt lenken? Es gibt viele Fragen, aber für uns sind unsere 4000 zufriedene Kunden das Wichtigste.
Seit Neuestem, sicherlich auch durch die Berichterstattung in den Online-Medien, ist in dem Newsticker eine Meldung zu finden, die darauf schließen lässt, dass der Anbieter schnellstmöglich wieder in ruhigeres Fahrwasser rudern möchte:
1.) Wir werden am Donnerstag unser neues Tarifmodell vorstellen.
2.) Ab Donnerstag wird es für die "Poweruser" eine Lösung geben, bei der diese zeit- und volumenunabhängig alle Ports nutzen können.
3.) Bevor wir die neue Lösung einsetzen, laden wir alle recht herzlich zum IRC-CHAT ein - Herr Lutz Falkenburg (Technischer Leiter) wird (Anm. Red.: Donnerstag) ab 19h unter #thuecob im IRC Rede und Antwort stehen.
Schon jetzt kann über http://chat.ircnet.org im Channel #thuecob gechattet und diskutiert werden.

In einem Gespräch mit teltarif.de erklärte Herr Falkenburg, technischer Leiter bei Thücob, dass man als kleiner, relativ unbekannter Provider schon einmal die Reißleine ziehen müsse. In dem für Donnerstag angesetzten Chat wird Thücob speziell auf die Fragen der Kunden eingehen und gleichzeitig neue Tarife auch speziell für Vielnutzer bekanntgeben und auf der Homepage veröffentlichen. Zum jetzigen Zeitpunkt wollte uns Herr Falkenberg aber noch keine genauen Informationen zu den neuen Tarifen geben. Diese sollen zunächst den eigenen Kunden präsentiert werden, bevor sie in der Öffentlichkeit kommuniziert werden. Er stellte jedoch klar, dass ab Donnerstag auch der bisher angebotene Tarif weiter zur Verfügung stehen werde. Jedoch werde man die Informationen zu den eigenen Angeboten übersichtlicher und transparenter gestalten als es bisher der Fall ist. Wer mit dem jetzigen Angebot nicht mehr zufrieden ist, kann Gebrauch von seinem Sonderkündigungsrecht machen. Thücob wird am Donnerstag auch den Powerusern bisher eingeschränkte Dienste wieder zugänglich machen.

Es bleibt abzuwarten, wie sich die erhitzten Gemüter beruhigen werden. Derzeit laufen laut Falkenberg auch zahlreiche Hackerangriffe auf der Firewall von Thücob auf. Soweit sollten Wutausbrüche verärgerter Flatrate-Kunden dann natürlich nicht gehen.