Fusionen

Neue Übernahmewelle auf dem Telekommunikationsmarkt erwartet

Auch die Investitionen in die eigenen Netze werden wieder angekurbelt
Von Hayo Lücke

Nachdem die großen Telekommunikationsunternehmen im vergangenen Jahr einen rigiden Sparkurs gefahren haben, stehen sie im neuen Jahr finanziell offenbar deutlich besser da. Wie das Handelsblatt in seiner heutigen Ausgabe berichtet, sind die Perspektiven für die lange krisengeschüttelte Telekommunikationsbranche 2004 so gut wie seit Jahren nicht mehr. Davon gehen nicht nur Branchenbeobachter aus, auch die Unternehmen selber bestätigen dies. Da die Schulden inzwischen auf ein annehmbares Niveau reduziert worden seien, sei wieder Spielraum für neue Investitionen und Zukäufe vorhanden, mit denen der Umsatz angekurbelt werden soll, heißt es.

Mobilfunk als Wachstumsmotor

Während für das Festnetzgeschäft stagnierende Umsätze erwartet werden, rechnen Experten im Mobilfunkbereich in westeuropäischen Raum mit Umsatzzuwächsen von 6 bis 8,5 Prozent. Insgesamt sei in Westeuropa in der gesamten Branche mit einem Plus von 3 bis 4 Prozent zu rechnen - nach einem Zuwachs von 2,6 Prozent im vergangen Jahr und 1,8 Prozent im Jahr 2002.

Da es aus eigener Kraft allerdings immer schwieriger wird, Umsätze zu steigern, sagen Analysten der Branche eine neue Welle von Zukäufen voraus. "Es wird nicht zur Megafusion kommen, aber wir rechnen auf jeden Fall mit deutlich mehr Aktivität als im Vorjahr, wenn es um Akquisitionen und Fusionen geht", sagt Frank Rothauge, Analyst von Sal. Oppenheim gegenüber der Zeitung.

Mehrere große europäische Mobilfunkanbieter stehen zum Verkauf

Große Fahrt ist insbesondere bei den Verhandlungen um den Kauf von drei westeuropäischen Mobilfunkanbietern erwartet. Vor dem Verkauf stehen Wind in Italien, Amena in Spanien und der österreichische Anbieter One. Doch auch auf andere Mobilfunkanbieter haben die Großen der Branche bereits ein Auge geworfen. Der Mobilfunkriese Vodafone hat schon seit längerem die französische SFR im Visier, die Deutsche Telekom verhandelt schon lange über die komplette Übernahme des polnischen Mobilfunknetzbetreibers PTC. Bei der Swisscom werden weitere Verhandlungen in Bezug auf die Übernahme der Telecom Austria erwartet und auch das Gerücht um eine Fusion der deutschen E-Netz-Betreiber E-Plus und o2 schwelt weiter. Branchenkenner gehen davon aus, dass ein Großteil dieser Deals in diesem Jahr über die Bühne gehen wird. Die Unternehmen halten sich diesbezüglich derzeit noch bedeckt. Kai-Uwe Ricke, Chef der Deutschen Telekom, gab gegenüber dem Handelsblatt in vorsichtigen Tönen an: "Wir schließen selektive Akquisitionen nicht aus."

Auch höhere Investitionen in die eigenen Netze werden erwartet

Offener zeigen sich die Mobilfunkanbieter bei der Frage, ob sie mehr Geld in den Ausbau ihrer Mobilfunknetze stecken werden. Hier ist aus der Branche ein weitreichendes "Ja" zu vernehmen. Auf Grund des rigiden Sparkurses haben die Unternehmen im vergangenen Jahr nur das Nötigste investiert. "Es hat sich daher einiges aufgestaut. Hinzu kommt: Der UMTS-Netzausbau schreitet weiter voran, daher wird automatisch mehr in UMTS investiert." sagt ein Analyst einer Londoner Investmentbank. So will die Deutsche Telekom bis Ende 2004 insgesamt bis zu 8,5 Milliarden Euro investieren, wovon nach Erwartungen von Branchenkennern maximal 1,2 Milliarden Euro in das UMTS-Netz fließen werden. Im vergangenen Jahr hatte die Telekom insgesamt 7 Milliarden Euro investiert.