3G

UMTS: Das erste Handy ist da

teltarif.de testete das Nokia 7600
Von Volker Schäfer

Seit Montag liefert Nokia mit dem 7600 das erste UMTS-taugliche Mobiltelefon auf dem deutschen Markt aus. Der Hersteller empfiehlt einen Verkaufspreis von 609 Euro. Bei einigen Händlern ist das Gerät aber auch für 549 Euro zu haben. Mit Vertrag wird das etwas extravagant aussehende Gerät für 299 Euro verkauft.

Nokia 7600

Interessant ist ein Nokia 7600 derzeit vor allem im Zusammenhang mit einem T-Mobile-Vertrag. Mit dieser Kombination ist es schon jetzt möglich, UMTS-Dienste zu nutzen. Vodafone, E-Plus und o2 lassen die Kunden in der Regel noch nicht ins neue Netz, wie ein Test der teltarif.de-Redaktion zeigte.

Menüstruktur altbekannt

Das Nokia 7600 entspricht in seiner Menüstruktur den anderen aktuellen Mobiltelefonen des finnischen Herstellers. Auch die Funktionen erinnern an andere aktuelle Nokia-Handys. Nachteil: Das 7600 basiert zwar auf einem Symbian-Betriebssystem. Es handelt sich aber um ein Series 40-Gerät, so dass es kaum Zusatzsoftware (Webbrowser, Instant Messenger etc.) gibt. Lediglich einige Spiele werden zum Download angeboten.

Uns interessierte vor allem die UMTS-Funktion. Voreingestellt ist das Telefon auf den GSM-only-Betrieb. Auf Tastendruck kann man jedoch den Dual-Mode wählen, so dass das 7600 auf UMTS umbucht, wenn ein solches Netz empfangen werden kann und das Einbuchen erlaubt. UMTS-only lässt sich im Gegensatz zum Nokia 6650 nicht einschalten.

Automatisches Umbuchen zwischen GSM und UMTS

Bei manueller Netzwahl werden - je nach Verfügbarkeit - alle vier deutschen Netze gefunden. Netze, die neben GSM auch mit UMTS vorhanden sind, werden mit einem "3G"-Symbol gekennzeichnet. Sobald das UMTS-Netz so stark empfangen wird, dass das Einbuchen möglich ist, bucht das Nokia 7600 im Dualband-Betrieb automatisch zu UMTS um.

Das Umbuchen erfolgt auch dann, wenn der GSM-Empfang deutlich besser als das UMTS-Signal ist. Einen ähnlichen Effekt kennen o2-Kunden, die ihr am Rande des Versorgungsbereichs ihres Heimatnetzes wohnen. Sobald o2 so stark empfangen wird, dass das Einbuchen möglich ist, bucht das Telefon von T-Mobile auf o2 um, obwohl das D1-Netz möglicherweise deutlich stärker anliegt.

Bei Fahrten durch spärlich UMTS-versorgte Gebiete kann man das Hin- und Herbuchen zwischen beiden Netzstandards gut beobachten. Sobald der 3G-Empfang zu schwach wird, bucht das Handy unterbrechungsfrei auf das GSM-Netz um und das "3G"-Symbol im Display verschwindet. Empfängt man wieder UMTS, so wird - ebenfalls nahtlos - umgebucht.

WAP-Konfiguration mit Spezialparametern

Neben Telefongesprächen im UMTS-Netz von T-Mobile testeten wir naturgemäß vor allem die Nutzung der mobilen Datendienste. Die Einrichtung des WAP-Zugangs funktioniert beim 7600 nicht mit den üblichen Standard-Parametern. Die auch für das Nokia 6600 gültigen Daten führten aber zum Erfolg. Die Übertragung war sehr schnell. Ein Unterschied zu GPRS über GSM war durchaus festzustellen.

Für den Internet-Zugang kann das Nokia 7600 mit dem mitgelieferten USB-Datenkabel oder auch per Bluetooth mit einem Notebook oder PDA verbunden werden. Einen Modemtreiber liefert der Hersteller auf CD-ROM mit. Es genügt aber auch, ein Windows-Standardmodem an dem COM-Port, an dem das Telefon angeschlossen ist, zu konfigurieren. Die Einwahl funktioniert wie bei GPRS über GSM. Die hierfür notwendigen Parameter haben wir auf einer separaten Infoseite zusammengestellt.

Gegenüber der PCMCIA-Modemkarte von Vodafone, die an Geschäftskunden seit Dezember ausgeliefert wird, hat das Nokia 7600 einen deutlich besseren Empfang. An Orten, wo die Vodafone-Karte kein UMTS-Netz findet, kann man mit dem Nokia-Handy im gleichen Netz noch problemlos und ohne Verbindungsabbrüche telefonieren oder im Internet surfen.

Die Performance des Internet-Zugangs ist mit der Modemkarte von Vodafone vergleichbar. Die Verbindung war auch mit dem Handy und einem mit Bluetooth angekoppelten Notebook über einen längeren Zeitraum sehr stabil.

Probleme zeigte die aktuelle Firmware-Version 3.01 des 7600, wenn nach einer UMTS-Online-Session GPRS über GSM genutzt werden soll. In unserem Test kam eine Verbindung erst nach Aus- und erneutem Einschalten des Handys zustande.

Unterschiede beim Netzausbau

Mit dem Handy sind nun auch Testfahrten möglich, mit denen man die Verfügbarkeit der UMTS-Netze nachvollziehen kann. Nach den bisherigen Erfahrungen der teltarif.de-Redaktion im Rhein-Main-Gebiet sind die Städte insbesondere von T-Mobile und Vodafone schon recht gut versorgt. Lücken gibt es allerdings auch innerhalb der Städte noch.

Die beiden D-Netze sind auch im Umland der Städte inzwischen zum Teil vertreten, während der Ausbau von E-Plus und o2 noch nicht ganz so weit fortgeschritten ist. Allerdings gilt es nach wie vor zu berücksichtigen, dass sich alle vier deutschen UMTS-Netze derzeit noch im Testbetrieb befinden. Bleibt abzuwarten, wie sich der Netzausbau bis zum offiziellen Vermarktungsstart entwickelt.

Die Technik selbst funktioniert schon sehr stabil. Einziger Wermutstropfen sind die derzeitigen Kosten für den Online-Zugang über GPRS bzw. UMTS. Wir haben in einer Stunde Internetradio-hören, surfen, mailen, chatten etc. bereits mehr als 20 Megabyte übertragen. Das kostet bei T-Mobile günstigstenfalls 29,95 Euro. Zu diesem Preis ist bei T-Online bereits eine unlimitierte DSL-Flatrate für einen ganzen Monat zu haben.

Bleibt zu hoffen, dass sich mit dem Vermarktungsstart der neuen Technik auch an der Preisgestaltung noch etwas ändert. Die derzeit für Firmen angebotene Flatrate von Vodafone, die für 44,95 Euro im Monat einen unbegrenzten Internet-Zugang ermöglicht, ist sicher ein Schritt in die richtige Richtung - doch leider ist dieses Angebot bis Ende März befristet.