Inkasso-Streit

Telekom: Einigung mit Wettbewerbern?

Erstmals Lösung im Disput um Kundenabrechnungen in Sicht
Von Björn Brodersen

In dem seit Jahren schwelenden Streit zwischen der Deutschen Telekom und ihren Konkurrenten um die Kundenabrechnungen ist anscheinend eine einvernehmliche Lösung in Sicht. Das berichtet die Online-Ausgabe der Vereinigten Wirtschaftsdienste (vwd) heute. Demnach werten beide Seiten die seit Dezember geführten Verhandlungen positiv, ohne jedoch Einzelheiten zu verraten. Jürgen Grützner, Geschäftsführer des Verbandes der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM), bewertete das neue Telekom-Angebot als fair. In einem nächsten Schritt wollen die Telekom und die alternativen Anbieter einen gemeinsamen Gesetzesvorschlag für eine Fakturierungs-Regelung ausarbeiten.

Streit schwelt bereits seit 1998

Der Streit brach 1998 mit der Deregulierung des Telefonmarktes aus. Seitdem geht die Telekom dagegen an, dass sie Call-by-Call-Gespräche für ihre Konkurrenten abrechnen muss. Dazu wurde sie aber durch Anordnung der Regulierungsbehörde für Post und Telekommunikation (RegTP) verpflichtet. Diese Anordnung wurde auch gerichtlich bestätigt. In einem Urteil forderte das Münsteraner Oberverwaltungsgerichts den Ex-Monoplisten zudem auf, den Alternativanbietern neue Angebote zu machen. Mit diesem Angebot soll auch geklärt werden, inwieweit die Telekom in Zukunft für die Wettbewerber Endkundenrechnungen erstellen muss und die ausstehenden Beträge einziehen und an die anderen Anbieter überweisen muss.

Die Anbieter von Call by Call und Mehrwertdiensten, deren Leistungen über das Telekom-Netz abgewickelt werden, wollen erreichen, dass die Telekom dazu verpflichtet wird, säumige Zahler zu mahnen. Bislang gibt der Bonner Konzern die Adressdaten dieser Kunden an die Telefonfirmen weiter, die dann selber Mahnungen verschicken oder Inkasso-Unternehmen beauftragen können. Rechnung und Mahnung seien wirtschaftlich nicht trennbar, haben bislang die VATM-Vertreter argumentiert, die in diesem Punkt vom Bundesrat unterstützt werden. Eine Mahnung für Kleinstbeiträge könne unter ökonomischen Gesichtspunkten nicht alternativ erbracht werden. Auf politischen Druck hin könnte die Telekom jetzt zu Zugeständnissen bereit sein. Schließlich berät das Parlament derzeit über eine Neufassung des Telekommunikationsgesetzes (TKG).