Neuordnung

Cingular neue Nummer Eins auf dem US-Mobilfunkmarkt (aktualisiert)

Vodafone verliert Poker um drittgrößten amerikanischen Mobilfunkanbieter
Von Björn Brodersen mit Material von dpa und AFP

Der britische Mobilfunkgigant Vodafone hat im Poker um die Übernahme des drittgrößten amerikanischen Mobilfunk-Anbieters AT&T Wireless [Link entfernt] den Kürzeren gezogen. Nachdem sowohl die Briten als auch der amerikanische Mitbieter Cingular Wireless ihre ursprünglichen Angebote nochmals erhöht hatten, erhielt Cingular nach einem Bericht des Fernsehsenders CNBC nun den Zuschlag. Cingular kauft nun den Konkurrenten für rund 41 Milliarden Dollar (32 Mrd. Euro). Das Geschäft soll womöglich noch im ersten Quartal dieses Jahres abgeschlossen werden.

Das Cingular-Angebot von 15 Dollar je Aktie ist bereits von den Verwaltungsräten beider Unternehmen gebilligt worden. Cingular wird über eines der modernsten digitalen Mobilfunknetze der USA verfügen und landesweit vertreten sein. Darüber hinaus entsteht eine neue Nummer Eins auf dem US-Mobilfunkmarkt: Cingular Wireless hatte bisher 24 Millionen US-Kunden, AT&T Wireless rund 22 Millionen. Cingular gehört den großen US-Regionaltelefongesellschaften SBC Communications [Link entfernt] zu 60 Prozent und BellSouth [Link entfernt] zu 40 Prozent. Bisheriger Mobilfunk-Marktführer war Verizon Wireless.

Eine der sechs großen US-Mobilfunkfirmen fällt weg

Die Aktionäre von AT&T Wireless und die Aufsichtsbehörden müssen noch ihre Zustimmung geben. Die US-Wettbewerbshüter dürften die Transaktion sehr genau unter die Lupe nehmen, da durch den Kauf eine von sechs der großen US-Mobilfunkfirmen wegfallen wird. Konkurrenten wie die Deutsche-Telekom-Tochter T-Mobile USA, Sprint PCS [Link entfernt] und Nextel [Link entfernt] stehen zukünftig den sehr viel größeren Branchenführern Cingular und Verizon Wireless gegenüber.

Cingular-Chef Stan Sigman betonte, dass das fusionierte Unternehmen viel bessere Wachstumschancen habe. Die Aktien von AT&T Wireless stiegen in New York um 18,61 Prozent auf 14,02 Dollar. Sie hatten vor der Übernahmeschlacht lange zwischen sechs und neun Dollar notiert. Der SBC-Aktienkurs fiel um 3,19 Prozent auf 24,25 Dollar, während die BellSouth-Aktien um 3,55 Prozent auf 28,50 Dollar nachgaben. Die Vodafone-Aktien legten in New York um 4,31 Prozent auf 26,87 Dollar zu.

Vodafone setzt Partnerschaft mit Verizon Wireless fort

Am Morgen hatte zunächst der weltgrößte Mobilfunkanbieter Vodafone seinen Rückzug aus der Übernahmeschlacht angekündigt. Es sei nicht im Interesse der Aktionäre, die Verhandlungen fortzusetzen, erklärte das Unternehmen in London. Vodafone will seine Position im US-Markt durch die Partnerschaft mit Verizon Wireless beibehalten. Vodafone ist an dem US-Unternehmen mit 45 Prozent beteiligt. Die bisher größte US-Mobilfunkfirma wird zu 55 Prozent von der US-Telefongesellschaft Verizon Communications kontrolliert.

Cingular verspricht sich durch den Zusammenschluss bis 2007 jährliche Kostenersparnisse von mehr als zwei Milliarden Dollar. Die Kauffinanzierung soll zu 25 Milliarden Dollar von SBC und zu 16 Milliarden Dollar von BellSouth getragen werden. Die Transaktion werde die Gewinne beider Unternehmen in 2005 und 2006 belasten. Die Gewinne pro Aktie würden ab 2007 positiv beeinflusst.