Terminator-Entgelt

Telefonate vom Festnetz aufs Handy billiger?

Festnetzanbieter und EU-Kommission dringen auf Absenkung der Terminierungsentgelte
Von Marie-Anne Winter

Über die hohen Preise für Telefonate aus dem Festnetz in die Mobilnetze wird schon lange lamentiert - aber die Mobilfunkbetreiber zeigten bisher wenig Neigung, an diesem Zustand etwas zu ändern. Nicht ohne Grund, denn sie verdienen an der Weiterleitung der Gespräche in ihre Netze nicht schlecht. Doch das könnte jetzt anders werden.

In der Fachsprache bezeichnet man die Zustellung eines Gespräches als Terminierung. Eine Terminierung in ein Mobilfunknetz kostet in Deutschland zwischen 15 und 19 Cent pro Minute - je nach Mobilfunknetz. Umgekehrt kostet die Terminierung eines Telefonats vom Handy ins Festnetz nur zwischen 0,59 und 1,5 Cent je Minute an die Festnetzbetreiber - in den meisten Fällen ist das die Deutsche Telekom.

Wegen dieses krassen Missverhältnisses droht nun eine von der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP) angeordnete Absenkung dieser Terminierungsentgelte. Hintergrund ist der wachsende Druck der EU-Kommission, den Mobilfunkmarkt in Deutschland stärker zu regulieren. Die EU-Kommission sieht in den genannten Preisunterschieden eine nicht hinnehmbare Subventionierung von Mobilfunk-Kunden. Deshalb dringt sie darauf, jedes einzelne Mobilfunknetz als eigenständiges Monopol - zumindest für eingehende Anrufe - zu definieren. Die Folge davon wäre, dass auch die Mobilfunknetze von T-Mobile, Vodafone, E-Plus und o2 Germany unter eine verschärfte Aufsicht der Regulierungsbehörde fallen. Bislang gibt es eine solche Regulierung im deutschen Mobilfunkmarkt nicht - und nicht nur die Mobilfunkunternehmen, auch die Regulierungsbehörde selbst signalisierte, dass das auch so bleiben solle.

Deutliche Umsatzeinbußen bei den Mobilfunkern

Doch über kurz oder lang werden sich die Mobilfunker bewegen müssen. Setzte man bisher eher auf Einsicht und Freiwilligkeit, so zeichnet sich nun ab, dass ein mehr oder minder ausgesprägter Zwang notwendig sein wird. Eine solche Maßnahme könnte vor allem für die kleineren Mobilfunkanbieter Umsatzeinbußen von bis zu 50 Prozent in diesem Bereich bedeuten. Nach Angaben der FAZ entfallen rund 15 bis 25 Prozent des Gesamtumsatzes der Mobilfunkunternehmen auf diese Entgelte. Die vier deutschen Netzbetreiber erzielten im vergangenen Geschäftsjahr einen Umsatz von fast 21 Milliarden Euro. Der Anteil der Terminierungsentgelte beträgt zwischen 3,15 Milliarden Euro und 5,25 Milliarden Euro. Es geht also um eine Menge Geld.

Bereits im Mai haben zahlreiche Festnetzbetreiber in einem Appell an Politik und Regulierungsbehörde den vier Mobilfunkern vorgeworfen, überhöhte Terminierungsentgelte zu verlangen. Die Kunden in Deutschland würden deshalb für Gespräche in Mobilkfunknetze deutlich zu viel zahlen. Es sei nicht nachvollziehbar, weshalb die Zusammenschaltung vom Mobil- ins Festnetz so viel günstiger sein sollte als der umgekehrte Weg. Nach Berechnungen der Festnetzanbieter würde ein Terminierungsentgelt zwischen 6 und 8 Cent ausreichen, um die Kosten der Mobilfunker zu decken.

Festnetzanbieter fordern den Regulierer

Einzelne Festnetzanbieter streiten sich bereits in Verfahren vor der Regulierungsbehörde mit den Mobilfunkbetreibern um diese Entgelte. Dabei geht in der Auseinandersetzung zunächst um die Frage der grundsätzlichen Zusammenschaltung der Festnetze mit den Mobilfunkbetreibern. Dieses Marktsegment kommt normalerweise ohne den Regulierer aus. Erst wenn die vertragliche Gestaltung zwischen den Parteien nicht gelingt und einer der Kontrahenten eine marktbeherrschende Stellung in dem relevanten Markt einnimmt, kann die Regulierungsbehörde eine Zusammenschaltung anordnen.

Weil eine solche Einigung zwischen 01051 Telecom und Vodafone nicht zustande gekommen ist, landete die Auseinandersetzung vor der Beschlußkammer 4 der Regierungsbehörde. Die Unternehmen konnten sich nicht auf einen Preis für die Terminierung einigen. Das war auch der Streitpunkt zwischen 01081 Telecom und E-Plus, deshalb hat sich der Festnetzanbieter ebenfalls an die Regulierungsbehörde gewandt. Wie die Verfahren enden werden, bleibt abzuwarten. Tatsache ist, dass die durch günstigen Tarife vom Mobilfunk zum Festnetz immer mehr Gespräche vom Handy aus geführt werden. Die Festnetzbetreiber sehen hier ihre Felle davon schwimmen.

Doch dieses Problem besteht nicht nur in Deutschland. In Großbritannien und den Niederlanden wurden schon Absprachen der Mobilfunkunternehmen mit den jeweiligen Regulierungsbehörden getroffen, nach denen die deutliche Absenkung der Terminierungsentgelte für Gespräche in die Mobilfunknetze vorgesehen ist. Auch in Frankreich wird inzwischen öffentlich über eine stufenweise Absenkung der Entgelte um rund 50 Prozent in den kommenden drei Jahren nachgedacht.