Herausforderungen

Colt: WLAN und Wimax als Chance für Festnetzanbieter

Funken Festnetz-Anbieter bald an den Mobilfunkern vorbei?
Von Marie-Anne Winter

Seit Colt Telecom 1992 startete, hat das Unternehmen nur Verluste gemacht. Trotzdem gibt sich der alternative Anbieter optimistisch, im kommenden Jahr erstmals die Gewinnschwelle zu erreichen. In einem Gespräch mit der Berliner Zeitung erklärte Colt-Chef Wolfgang Essig, dass Haupteigentümer Fidelity eine langfristige Anlagestrategie verfolge. Trotz der ungeheuren Wertverluste der Colt-Aktien seit dem Platzen der Technikblase Ende der Neuziger Jahre hat der Anbieter nicht aufgegeben.

Dass Colt Telecom trotz der zwölf Jahre, die das Unternehmen sich bereits auf dem Markt behauptet, relativ unbekannt geblieben ist, führt Essig darauf zurück, dass Colt sich auf Geschäftskunden konzentriere. Diesen bietet Colt Sprach-, Daten- und Internetdienste und neuerdings auch Komplettlösungen für Geschäftsprozesse an. Dafür brauche es keine Werbung in Magazinen oder teure Fernsehauftritte.

Angesichts neuer Funktechnologien wie WLAN oder Wimax stehen die Festnetzanbieter vor neuen Herausforderungen. Laut Essig werden sich Festnetz und Mobilnetze aufeinander zu bewegen. Der Colt-Chef sieht darin sogar eine "riesige Chance". Dank der Funktechnik Wimax werde es künftig möglich sein, große Datenmengen über Distanzen von bis zu 50 Kilometern zu übertragen. Damit werde man das Ortsnetz der Telekom nicht mehr brauchen, um die letzten Meter zum Kunden zu überbrücken. Stattdessen könnten Telefon- und DSL-Internetanschlüsse drahtlos angeboten werden. Das spare Anbietern und Kunden eine Menge Geld.

Wimax als UMTS-Killer?

Auf die Frage, ob Wimax nicht langfristig Mobilfunknetze ersetzen könne, antwortete Essig, dass Wimax sich als starke Bedrohung, vielleicht sogar als Killer für die neuen UMTS-Netze herausstellen könnte. Es sei technisch vorstellbar, dass Festnetzanbieter wie Colt den Mobilfunk-Firmen in einigen Jahren Konkurrenz machen könnten. Auf das Zusammenwachsen von Fest- und Mobilnetzen hat sich Colt Telecom in Deutschland durch einer Partnerschaft mit E-Plus vorbereitet. Gemeinsam mit dem Mobilfunkanbieter bietet Colt seinen Geschäftskunden bereits Büro- und Handyanschlüsse auf einer Rechnung an.

Durch die Entscheidungen der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP) können die Wettbewerber der Telekom jetzt Telekom-Ortsnetzleitungen günstiger als früher anmieten und darüber beispielsweise DSL-Internetzugänge anbieten. Trotz der neuen Preise sieht Essig allerdings noch erheblichen Nachbesserungsbedarf im Sachen Wettbewerb. Wichtig sei vor allem der Zugang zum Datennetz der Telekom. Derzeit sei es nur möglich, die Produkte der Telekom für den DSL-Internetzugang en Gros einzukaufen und dann unter eigenem Namen weiter zu vermarkten. Das bedeute, dass alternative Anbieter keine eigenen, höherwertigeren Angebote machen können, beispielsweise Videokonferenzen oder die Anbindung von Telearbeitsplätzen an die Zentralrechner der jeweiligen Firmenkunden. Das wäre erst durch die Zusammenschaltung mit der Anbieternetze mit dem Datennetz der Telekom möglich. Dann könnten sich Wettbewerber nicht nur durch niedrigere Preise, sondern auch durch bessere Qualität von der Telekom unterscheiden. Auch mit dem neuen Telekommunikationsgesetz zeige sich, dass in Deutschland der politische Wille für eine durchgreifende Marktliberalisierung fehle.