Gefühle

"Arcor-DSL, netter als HanseNet"

Anbieter setzen in Hamburg auf Emotionen
Von Björn Brodersen

Der in Hamburg tätige Telekommunikationsanbieter HanseNet ist erfolgreich. Nach eigenen Angaben gewann das Unternehmen im ersten Halbjahr dieses Jahres 75 000 neue Kunden hinzu, die Gesamtzahl der Kunden stieg gegenüber dem 30. Juni 2003 um 120 Prozent auf 180 000. Für den eigenen Erfolg macht der regionale Anbieter vor allem Alice, sein Breitbandangebot für Privatkunden, verantwortlich. "Unsere Strategie, DSL weniger mit technischen Merkmalen und mehr mit Emotionen zu bewerben, kommt hervorragend an", freut sich Harald Rösch, Geschäftsführer von HanseNet. HanseNet besitze bereits einen Marktanteil von über 40 Prozent am Hamburger Breitbandmarkt.

Der Erfolg des Hamburger Unternehmens ruft auch die Konkurrenz auf den Plan. Das Ringen um die DSL-Kunden hat in der Hansestadt zu besonderen Angeboten geführt. Im vergangenen Monat führte die Deutsche Telekom ihr "Super-Sparangebot für Hamburg: schnell surfen, günstig telefonieren!" zunächst in Hamburg ein, bevor sie es in modifizierter Form auf das gesamte Bundesgebiet ausdehnte. Die Akzeptanz des Angebots hatten T-Online und die T-Com zuvor in Hamburg sowie in einigen anderen regionalen Märkten getestet. Im Großraum Hamburg wurde bereits seit Anfang Juli keine Bereitstellungsgebühr von neuen von DSL-Neukunden mehr verlangt. Zudem gab es das DSL-Modem geschenkt, und die Kunden konnten 120 Freiminuten zum Telefonieren nutzen.

Jetzt wirbt auch Arcor an der Elbe verstärkt um Breitbandkunden und setzt ebenfalls auf Emotionen. "Arcor-DSL, netter als HanseNet" prangt in großen Lettern auf ganzseitigen Anzeigen. Zudem gibt es auch hier ein spezielles Angebot für die Hamburger Internetnutzer, in dem der Eschborner Anbieter preislich mit dem Alice-Angebot gleichzieht. Grund für den verschärften Wettbewerb: Hamburgs Einwohner gelten als besonders Internet-affin. Laut dem (N)Onliner Atlas 2004, einer Studie von TNS Emnid [Link entfernt] und der Initiative D21, gehört Hamburg mit zu den Regionen mit der höchsten Online-Dichte.

"Wir reagieren auf den Wettbewerb in Hamburg", sagte Arcor-Sprecher Jens Wagner gegenüber dem Hamburger Abendblatt. "Es ist der Versuch, Aufmerksamkeit zu bekommen. Wir haben nicht die Absicht, HanseNet zu diffamieren." Laut dem Zeitungs-Bericht fühlt sich HanseNet durch den Arcor-Slogan nicht beleidigt. "Wir finden das eher schmeichelhaft, dass Arcor uns als so scharfen Konkurrenten sieht", sagte HanseNet-Sprecherin Etta Schulze. Für Sicherheit dürfte auch sorgen, dass hinter HanseNet die Telecom Italia steht. Vom kommenden Jahr an will Telecom Italia Breitband-Internetdienste auch in Berlin, München, Köln, Frankfurt und Stuttgart anbieten, hat der Chef der Festnetzsparte des italienischen Unternehmens, Riccardo Ruggiero, angekündigt.