Ultra High Sites

E-Plus: Mit UMTS hoch hinaus

Neues UMTS-Aufbaukonzept auf dem Rheinturm
Von Marie-Anne Winter / Volker Schäfer

Erst gestern senkte Netzbetreiber E-Plus den Preis für seine UMTS-Datenkarte. Damit die steigende Zahl der UMTS-Nutzer auch gut versorgt werden kann, muss nun der Netzaufbau beschleunigt werden: Zur Präsentation einer neuen Technologie für den weiteren UMTS-Netzausbau hat sich E-Plus einen markanten Punkt ausgesucht: Den 234 Meter hohen Rheinturm in Düsseldorf. Von dort werden die Antennen eines nach E-Plus-Angaben besonders effektiven UHS strahlen. Hinter dem Kürzel UHS verbirgt sich das Ultra-High-Site-Konzept. Die Idee ist, mit stark bündelnden Antennen von mehr als 100 Meter hohen Standorten wie Fernseh- oder Industrietürmen sehr große Gebiete mit UMTS zu versorgen.

Ein UHS kann dabei nach Informationen des Netzbetreibers durchschnittlich acht herkömmliche UMTS-Basisstationen ersetzen. Bis zum Jahresende sollen anstelle von 1 500 Basisstationen bundesweit 200 UHS-Standorte aufgebaut werden. Damit will E-Plus im nächsten Jahr rund 60 Millionen an Netzaufbaukosten einsparen.

Die Reichweite eines UHS liegt in Städten laut E-Plus bei zwei bis vier, in Randbezirken bei bis zu sechs Kilometern. Für eine 100 000-Einwohnerstadt wie Erlangen soll dann ein einziger UHS für die UMTS-Versorgung reichen. Bei konventionellem Ausbau wären 14 Basisstationen nötig. Auf dem Rheinturm könne ein UHS sogar 40 Basisstationen ersetzen.

Aber es sinken nicht nur die Netzausbaukosten. Auch die Netzoptimierung werde einfacher, weil bei den stark sektorisierenden UH-Standorten jede Funkzelle nur zwei unmittelbare UMTS-Nachbarn habe. Dadurch sinke die Komplexität der Interferenzplanung. Außerdem stünden den Funkwellen von den hohen Orten aus weniger Hindernisse im Weg, damit gäbe es weniger Reflexionen und Brechungen. Die Signale fielen steiler in die Straßen ein, und es käme im Mittel zu einer besseren Versorgung.

Nachteil dieser Netzaufbau-Lösung könnten Einbußen in der Netzversorgung innerhalb von Gebäuden sein. Hier wirken sich Abschattungen negativ aus, wenn man auf der vom Sender abgewandten Seite versucht, eine Netzverbindung aufzubauen. Bei einem dichteren Sendernetz weicht das Telefon gegebenenfalls auf die nächste Basisstation aus, die aber bei dem von E-Plus nun angestrebten Ausbauplan viel zu weit entfernt steht.

Auch die Sendeleistung der Telefone und Modemkarten könnte in Randbereichen zu gering sein, um noch die UHS zu erreichen. In diesem Fall kommt ebenfalls keine brauchbare Verbindung zustande.

E-Plus räumte ein, dass die UHS-Strategie in erster Linie für den schnellen Aufbau der Anfangsphase von UMTS geeignet sei. Wie Professor Bernd Walke von der RWTH Aachen erklärte, müsse der Aufbau von mehr Kapazität über herkömmliche UMTS-Basisstationen nachgeführt werden, sobald sich mehr Nutzer in den UMTS-Netzen tummeln, die sich die vorhandene Kapazität teilen. Ein solcher Ausbau sei möglich, weil die Netzbetreibern zwei UMTS-Frequenzblöcke zur Verfügung stünden. Diese Erweiterung könne ohne Beeinträchtigung der UHS-Zelle erfolgen. Voraussetzung sei allerdings, dass die Infrastruktur die entsprechenden Handover zwischen den Frequenzen unterstütze. Die Abstimmung der UHS-Zelle mit den umliegenden Konventionellen Funkzellen stelle besondere Anforderungen.

Am 1. Oktober will E-Plus erste UHS-Standorte in Betrieb nehmen, darunter den Düsseldorfer Rheinturm, den Olympiaturm in München und den Colonius in Köln.