Kritik

Blindenverband fordert Absetzung von mobilcom-Werbefilm

Werbespot ziehe komisches Potenzial aus Blindheit eines Menschen
Von Björn Brodersen

Der Büdelsdorfer Mobilfunkanbieter mobilcom erhält zurzeit vermehrt Post: Kunden und einige Verbände kritisieren einen der drei neuen Werbespots des Serviceproviders. Auch beim Deutschen Werberat liegt inzwischen eine Beschwerde des Berliner Blindenverbands vor. Es sei unmoralisch, aus der Blindheit eines Menschen komisches Potenzial zu ziehen, um Verkaufserfolge zu erzielen, kritisierte der Blindenverband heute laut der Nachrichtenagentur dpa.

In dem Werbespot geht es um eine blinde Frau, die von einem als Weihnachtsmann arbeitenden Aushilfsdarsteller in die Irre geführt wird. Der frustierte und gelangweilte Darsteller veranlasst die Frau, bei Rot über die Straße zu laufen, indem er das tackernde Geräusch der Blindenampel nachahmt. Der Berliner Blindenverband fordert nun mobilcom auf, die Ausstrahlung des Spots zu stoppen und sich öffentlich zu entschuldigen. Auch der Handyhersteller Siemens, dessen Handy im Spot vorkommt, hat sich von der Machart der Werbung distanziert. "Das ist ohne Billigung und Wissen von Siemens geschehen", sagte Sprecher Stefan Müller gegenüber der dpa.

"Es liegt uns aber fern, behinderte Menschen zu veräppeln", sagte mobilcom-Pressesprecher Bernd Eilitz gegenüber der teltarif-Redaktion. Zielscheibe sei vielmehr der gelangweilte Darsteller in seiner Rolle als Weihnachtsmann. Beschwerden und Kritik, die direkt an das Unternehmen gerichtet werden, beantworte mobilcom. Eine Absetzung des Werbefilms sei noch nicht geplant, aber auch nicht undenkbar, so Eilitz weiter.

Zielscheibe der Spots soll der Mythos vom Weihnachtsmann sein

Auch Werbeleiter Robert Viefers betont, dass hinter der Kampagne nicht die Absicht stecke, sehbehinderte Menschen herabzuwürdigen. "Sollten einzelne Zuschauer unsere Werbung dennoch so interpretieren, bedauern wir dies in aller Form." Er freue sich über die Beachtung, die die Weihnachtskampagne erlangt. Dabei gäbe es auch zahlreiche positive Reaktionen, die zeigten, dass die Spots bei vielen gut ankämen. "Dem Vorwurf, einer unserer TV-Spots würde sehbinderte Menschen diskriminieren, treten wir allerdings entgegen." Ein solcher Vorwurf beruhe auf einer verkürzten Interpretation der Kernaussage der Werbung.

Auch in zwei weiteren mobilcom-Werbespots der Reihe "Den Weihnachtsmann gibt es nicht. Wir kümmern uns um Ihre Geschenke.", in denen der vermeintliche Weihnachtsmann seine Faxen mit den Mitmenschen treibt, wird der Mythos vom gütigen alten Mann mit Rauschebart enttarnt. In einem Spot legt er einer Kaufhauskundin einen Schal um den Hals, den diese damit fälschlicherweise als Geschenk betrachtet. Am Kaufhausausgang wird sie von einem Ladendetektiv festgehalten. Im dritten Werbefilm nimmt der Weihnachtsmann vor einem kleinen Kind seinen Bart ab und streckt die Zunge raus, so dass das Kind anfängt zu weinen.