Kritik

mobilcom-Werbespot nach Protesten gestoppt

Berliner Blindenverband erreicht Absetzung des kritisierten Spots
Von Björn Brodersen mit Material von dpa

Nach Protesten von Blinden hat das Mobilfunkunternehmen mobilcom die Ausstrahlung eines TV-Werbespots gestoppt. Man habe mit dem Spot selbstverständlich keine Gefühle verletzten wollen, die Reaktionen hätten jedoch gezeigt, dass der Clip in dieser Weise interpretiert werde, sagte Unternehmenssprecher Tobias Weitzel heute. Der Werbespot zeigt eine blinde Frau, die an einer Ampel vom Weihnachtsmann in die Irre geführt wird. Der Geschenkeüberbringer ahmt das tackernde Geräusch der Ampel nach, worauf die Frau bei Rot auf die Straße läuft.

Der Berliner Blindenverband hatte sich beim Deutschen Werberat über den Spot beschwert und den Ausstrahlungsstopp gefordert. Es sei unmoralisch, aus der Blindheit eines Menschen komisches Potenzial zu ziehen, um Verkaufserfolge zu erzielen. Die Firma Siemens, deren Handy im Spot vorkommt, hatte sich daraufhin von der Machart der Werbung distanziert. "Das ist ohne Billigung und Wissen von Siemens geschehen", sagte Sprecher Stefan Müller. Der Blindenverband hatte außerdem eine Entschuldigung von mobilcom gefordert.

Zielscheibe der kampagne soll der Mythos vom Weihnachtsmann sein

Gestern noch wollte mobilcom den Werbespot weiterlaufen lassen und hoffte auf die Einsicht der Kritiker. Hinter der Kampagne "Den Weihnachtsmann gibt es nicht. Wir kümmern uns um Ihre Geschenke" stecke nicht die Absicht, sehbehinderte Menschen herabzuwürdigen, hatte mobilcom-Werbeleiter Robert Viefers gegenüber teltarif beteuert. Der Vorwurf, die TV-Spots würden sehbinderte Menschen diskriminieren, beruhe auf einer verkürzten Interpretation der Kernaussage der Werbung. "Sollten einzelne Zuschauer unsere Werbung dennoch so interpretieren, bedauern wir dies in aller Form", so Viefers gestern weiter. Zielscheibe der Kampagne solle vielmehr der Mythos vom Weihnachtsmann sein.

Auch in zwei weiteren mobilcom-Werbespots der Reihe, in denen der vermeintliche Weihnachtsmann seine Faxen mit den Mitmenschen treibt, wird das Bild vom gütigen alten Mann mit Rauschebart bewusst unterlaufen. In einem Spot legt er einer Kaufhauskundin einen Schal um den Hals, den diese damit fälschlicherweise als Geschenk betrachtet. Am Kaufhausausgang wird sie von einem Ladendetektiv festgehalten. Im dritten Werbefilm nimmt der Weihnachtsmann vor einem kleinen Kind seinen Bart ab und streckt die Zunge raus, so dass das Kind anfängt zu weinen.