Ausblick

HSDPA: Mehr Bandbreite für zahlungswillige Kunden

Erste Mobiltelefone für den UMTS-Nachfolger ab dem zweiten Quartal 2006
Von Björn Brodersen

Wenn T-Mobile im kommenden Frühjahr zur CeBIT den kommerziellen HSDPA-Betrieb aufnimmt, werden die Nutzer auch - anders als bei UMTS - gleichzeitig schon auf entsprechende Endgeräte zurückgreifen können. Seit September dieses Jahres können die Kunden bereits eine HSDPA-fähige Datenkarte für das Laptop erwerben, ab dem zweiten Quartal sollen erste entsprechende Mobiltelefone in den Läden stehen. Das kündigte Klaus-Jürgen Krath, Vice President Radio Acces Network Engineering der Telekom-Tochter, heute auf der in München stattfindenden Euroforum-Konferenz zum Thema "Zukunft mobiles Breitband" an.

Vor allem die Handyhersteller Samsung und LG arbeiten offenbar gerade an der Entwicklung solcher Modelle. Erwarten dürfen die Nutzer auch in absehbarer Zeit ein MDA-Modell, das den UMTS-Nachfolgestandard unterstützt. Diese Geräte sollen im Gegensatz zu den UMTS-Handys der ersten Generation auch schon über ausreichend leistungsfähige Prozessoren verfügen.

Gleichzeitig deutete der T-Mobile-Mitarbeiter Euroforum-Konferenz an, mit welcher Art von Tarifmodellen die Nutzer des mobilen Internets zukünftig rechnen müssen. Die Details stehen zwar noch nicht fest, als Grundprinzip zeichnet sich wohl aber ab: Wer mehr zahlt, erhält höhere Datenraten. Überlegt wird bei T-Mobile auch, eine Daten-Flatrate einzuführen. "Zurzeit gibt es noch vielerorts Daten-Verhinderungs-Tarife", so Krath.

Teurerer Tarif sichert schnelleren Internetzugriff

Statt alle Nutzer in einer 3G-Zelle gleichwertig zu behandeln, sollen künftig zahlungskräftige Vielnutzer vom Netz automatisch bevorzugt werden. So soll sichergestellt werden, dass der von der Basisstation weit entfernte Business-Kunde die gewünschten Dienste auch dann ohne Störung nutzen kann, wenn sich sehr viele andere Nutzer in der Zelle aufhalten. Bis ein solches Abrechnungsmodell in Kraft tritt, dauere es aber wohl noch länger als ein Jahr, so Krath gegenüber teltarif.de. Bislang bedenkt die UMTS-Technik die näher an der Basisstation befindlichen Kunden mit besserem Empfang.

Aber auch zwischen reinen UMTS-Nutzern und den HSDPA-Kunden könnte schon bald unterschieden werden. Während sich zunächst beide Technologiestandards die Kapazität einer 3G-Zelle teilen, ist es denkbar, dass später mit wachsender Zahl die HSDPA-Nutzer einen Kanal für die Datennutzung reserviert bekommen. Der zweite Kanal könnte zusammen für UMTS und HSDPA zur Verfügung stehen. Krath liebäugelte auch damit, den Sprachverkehr zukünftig wieder komplett über das GSM-Netz abzuwickeln.

Click & Boom

Trotz höherer Bandbreite - bei entsprechenden Endgeräten sind zunächst typische Datenraten von 1,3 MBit/s für den Datenempfang zu erwarten - und der Konkurrenz der VoIP-Anbieter, bis die Internet-Telefonie per Handy wirkliche Bedeutung erlangt, braucht es nach Ansicht von Krath noch fast zehn Jahre. Auch auf einer flächendeckenden UMTS-Versorgung werden die Kunden zumindest zunächst vergeblich hoffen. HSDPA wird es ebenfalls nur dort geben, wo zurzeit UMTS angeboten wird. Das gelte im Moment wenigsten für bundesweit alle Städte mit mehr als 50 000 Einwohnern.

Statt der Dienste, die durch HSDPA möglich werden (beispielsweise Fernsehen und Streaming in hoher Auflösung sowie der mobile Download großer Datenmengen), stellte Krath in München vor allem das Surferlebnis heraus: Der Nutzer soll dank HSDPA das Gefühl erhalten, er sei mit DSL im Netz unterwegs. In der Marketingsprache von T-Mobile heißt das "Click & Boom": Der Nutzer klickt und die Website erscheint sofort. Und im Gegensatz zu DSL geschehe das alles mobil.

Nächste Projekte, die nach dem HSDPA-Start in Angriff genommen werden sollen: Die Erhöhung der Upstream-Geschwindigkeit (HSUPA) und die Frage des internationalen Roamings. Dass der WiMAX-Standard den Plänen T-Mobiles gefährlich werden könnte, glaubt Krath nicht: Das Geschäft der mobilen Datendienste werde in den Ballungsräumen gemacht, wo HSDPA ab dem Frühjahr vorhanden sein wird. Wichtig sei es für den Mobilfunkbetreiber aber, das HSDPA-Angebot zu möglichst günstigen Preisen anzubieten.